High Heels im Hühnerstall
klammerte bewusst den kleinen, kalten Teil aus, der noch immer befürchtete, sie könnte Louis verlieren. Sie wünschte sich jetzt nichts sehnlicher, als die Nähe zwischen ihnen wieder zu spüren, dass sich die sichere kleine Seifenblase, in der sie gelebt hatten, wieder wie ein Schutzschild um sie bilden würde, und sei es nur für ein paar Stunden, bis die Sonne aufging und die Realität wieder da war. »Weißt du, küssen kann nicht unsere hauptsächliche Form der Kommunikation sein. Wir müssen manchmal auch miteinander reden.«
»Ich weiß, ich weiß«, pflichtete ihr Louis bei. »Und ich verspreche dir, dass uns nichts davon abhalten wird, an Silvester zu heiraten. Das verspreche ich dir.« Er zog sie an sich und hielt sie fest.
»Ich will wirklich nicht, dass du heute Abend in die Pension gehst«, flüsterte er. »Ich möchte nicht von dir getrennt sein. Ich brauche dich, ich muss dich heute Nacht – die ganze Nacht – festhalten können.«
Sophie wich zurück und sah ihm in die Augen. Nichts an ihrer Beziehung hatte mit dem übereingestimmt, was sie einst für sich erhofft und erwartet hatte, und jetzt gab es auch noch Seth, mit dem sie fertig werden musste. Auf einmal hatte sie es satt, sich an die letzten Reste ihrer Kindheitserwartungen zu klammern. Sie wollte Louis etwas geben, um seine Angst und Besorgnis zu lindern, und außerdem wollte sie ihn nicht verlassen.
»Ich bleibe«, flüsterte sie ihm lächelnd zu. »Ich stehe früh auf, vor den Mädchen, damit sie es nicht mitbekommen. Ich möchte dich heute Nacht nicht allein lassen.«
Sophie ergab sich Louis’ Kuss und spürte, wie ihr Körper bei seiner Berührung entflammte.
»Und ich werde dir helfen, ich helfe dir, die Sache mit Wendy und Seth zu regeln«, hauchte Sophie, als Louis sie am Hals küsste und ihr dann das T-Shirt über den Kopf zog.
»Ich weiß, ich weiß«, murmelte Louis und ließ seine Hände ihren nackten Rücken hinabwandern und die Häkchen ihres BHs öffnen.
»Und Louis«, Sophie zwang sich, seine Hand festzuhalten und dafür zu sorgen, dass er ihr in die Augen sah, »ich liebe dich so sehr.«
»Ich glaube dir.« Louis lächelte sie an. »Und ich will dich, auf der Stelle.«
8
Und, was hast du dann gesagt?«, fragte Cal Sophie atemlos, die zusammen mit Mrs Tregowan im Gästewohnraum saß und sich das Handy ans Ohr drückte.
»Ich habe gesagt: ›Mum, wenn du glücklich bist, bin ich auch glücklich und über die Tatsache, dass du einen Freund hast, nicht im Geringsten entsetzt.‹«
»Und was hat sie geantwortet?«, drängte Cal weiter.
»Sie sagte, Trevor sei kein Freund, er sei ihr Liebhaber. Ihr seit zwei Monaten bei ihr wohnender Liebhaber, der ihr, was noch schlimmer ist, erklärt hat, dass es ihm schnurzpiepegal ist, ob sie mich hier für eine Weile besuchen kommt!«
»Sie möchte dich gerade jetzt besuchen, wo du das mit dem unehelichen Kind und der Schlampe von Ex herausgefunden hast?«, fragte Cal nach Luft japsend.
»Genau. Ich hab sie lieb und so, aber was ich jetzt am wenigsten gebrauchen kann, ist, dass sie hierher kommt und mein ohnehin schon kompliziertes Leben noch hundert Mal komplizierter macht, außerdem habe ich ihr noch nichts vom unerwarteten Nachwuchs ihres zukünftigen Schwiegersohns erzählt …«
»Das glaube ich jetzt nicht.« Cal klang dieses eine Mal ehrlich fassungslos.
»Ich weiß, ich weiß, ich hätte es ihr sagen müssen, aber ich hatte ihr doch gerade erst meine Verlobung bekannt gegeben und ihr gesagt, wie glücklich ich bin. Ihr von Seth zu erzählen, wäre einfach so … so … so peinlich gewesen.«
»Das ist es nicht. Dass du den Menschen, die du liebst, wichtige Informationen vorenthältst, ist bei dir ja fast normal. Was ich nicht fassen kann, ist, wie viel Sex da im Spiel ist«, erklärte Cal verbittert. »Damit ist das Ende der Welt offiziell nah. Deine Mutter hat einen Liebhaber, du hast einen Verlobten, und der einzige Mann, für den ich mich interessiere … Na ja, lass es mich so sagen: Seit Monaten habe ich an keinem Schwanz geschnuppert, seit einer Ewigkeit niemanden auf diese Weise angeschaut. Das muss so viel wie Armageddon bedeuten – gib mir eine Bibel, damit ich im Buch der Offenbarung nachlesen kann. Was stimmt mit mir nicht?«
»Ich rede von meinem Leben hier, Cal; von meinem Verlobten, meiner Hochzeit, meinem sogenannten Glück und dem unehelichen Nachwuchs meines Freundes«, beklagte sich Sophie. »Du machst lediglich gerade eine Art Durststrecke
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