High Heels im Hühnerstall
durch, was dich ausflippen lässt, weil du die meiste Zeit deines Lebens inmitten eines Feuchtgebiets verbracht hast. Ich bin mir sicher, dass bald irgendein sexy Typ deine Aufmerksamkeit erregt und alles wieder normal läuft.«
»Da bin ich mir nicht so sicher«, seufzte Cal. »Begreifst du denn nicht? Das ist wie beim Schmetterlingseffekt. Ein Mann bekommt in London nicht genug Gelegenheit zum Vögeln, und in Cornwall taucht ein zwanzig Jahre altes uneheliches Kind auf. Das ist Chaostheorie pur. Das liegt daran, dass du und deine Mutter Sex habt und das Universum damit nicht zurechtkommt. Ich habe mich zu einem seelenlosen, sexlosen Karrieretypen entwickelt, und du und deine Mum sind nuttenhafte Schlampen! Das ist die Apokalypse, das sag ich dir.«
»Cal«, erklärte Sophie. »Wenn ich dein Sexleben hätte, würde ich nicht heiraten. Ich wäre das einzige weibliche Mitglied in der Fischerzunft.«
»Nach deiner Aussage klingt das Landleben auf einmal unglaublich reizvoll«, stellte Cal fest. »Aber ehrlich, Sophie, darüber bin ich gewissermaßen hinaus … Über flüchtigen Sex mit bärenstarken jungen Männern. Ich bin bereit für mehr.«
»Wie oft habe ich das schon gehört?«, fragte Sophie lachend. »Wenn du mehr sagst, meinst du einen One-Night-Stand samt Frühstück. Komm schon, Cal, du bist nicht der Typ, der sich häuslich niederlässt.«
»Du hast wahrscheinlich recht«, sagte Cal ein wenig betrübt. »Ich zähle wahrscheinlich nicht zu der Sorte Mann, mit dem du dich gern niederlassen würdest. Im Gegensatz zum Liebhaber deiner Mum.«
»Es geht hier jedenfalls nicht um das Sexleben meiner Mutter, so sehr ich deshalb wohl irgendwann eine Therapie brauchen werde. Noch geht es um deinen Mangel an Sex, der wahrscheinlich nur ein vorübergehendes Phänomen ist, weil du endlich etwas aus dir machst und mit deiner Karriere vorankommst. Ich habe gerade herausgefunden, dass Louis ein erwachsenes uneheliches Kind hat, das hier frei herumläuft. Und was noch wichtiger ist, er hat es erfahren – und ist deshalb ganz komisch und wütend und angespannt.«
»Das kann ich gut nachempfinden«, antwortete Cal. »Ich wäre auch wütend und komisch und angespannt, wenn einer der kleinen Hosenscheißer, die gewiss aus meinem gespendeten Samen gezeugt wurden, auf meiner Schwelle aufkreuzen würde.«
»Du hast Samen gespendet? Wann?«, fragte Sophie entgeistert.
»Ach, vor ein paar Jahren. Ich dachte, es wäre falsch, der Welt meine hochwertige DNA vorzuenthalten, bloß weil der Gedanke, eine Frau zu schwängern, bei mir Brechreiz auslöst. Deshalb habe ich den Mittelsmann ausgelassen beziehungsweise einen eingeschaltet … Wie auch immer, falls plötzlich ein Kind aufkreuzen würde, wäre ich ebenfalls wütend und aufgebracht und verwirrt und verzweifelt, ob es wohl meinen Kleidergeschmack geerbt hat, denn seien wir doch mal ehrlich, die Mutter ist höchstwahrscheinlich so etwas wie eine Vogelscheuche, wenn sie sich das Sperma von einer Samenbank besorgen musste. Weiß Gott, wie Louis sich fühlen muss.«
»Niemand weiß, wie Louis sich fühlt, das ist ja das Problem«, erklärte Sophie. »Er redet nicht mit mir darüber. Schwierige Themen sind nicht so sein Ding. Als in seinem Leben das letzte Mal ein großes Problem auftauchte, ist er nach Peru davongelaufen.«
»Stimmt, aber er ist zurückgekehrt, als es darauf ankam«, erinnerte Cal sie.
»Und dann ist da diese Wendy«, murmelte Sophie und zupfte an der Naht ihres Ärmels herum. »Seine erste große Liebe und dieser ganze Quatsch. Du müsstest sehen, wie sich seine Miene aufhellt, wenn er von ihr redet. Ich glaube, er empfindet noch immer Gefühle für sie.«
»Er hat noch immer Erinnerungen an Gefühle für sie«, sagte Cal. »Das ist etwas ganz anderes, das ist Nostalgie, nicht Liebe. Erzähl mir mehr von diesem unehelichen Nachwuchs. Du sagst, er sieht genauso aus wie Louis?«, überlegte Cal laut. »Ist er hetero?«
»Diese Frage ist keiner Antwort würdig«, sagte Sophie schnippisch und lächelte Grace an, deren Aufmerksamkeit vorübergehend nicht mehr dem Fernseher galt. »Der Punkt ist der, dass ich bereits den Mann meiner verstorbenen besten Freundin heirate, den ich kaum ein Jahr kenne. Und jetzt stellt sich heraus, dass die Gegend von seinen Nachkommen bevölkert ist. Cal – was soll ich davon bloß halten?«
»Na ja, bevölkert ist leicht übertrieben – zumindest so weit bekannt«, antwortete Cal. »Und was meinst du damit, was du davon halten
Weitere Kostenlose Bücher