High Heels mit acht, Diaet mit neun
bei 16 Prozent auch deren Eltern davon wussten. Wenn es darum geht, zu wissen, ob ihre Töchter schon Sex hatten oder nicht, liegen Eltern ebenfalls weit daneben. Studien belegen, dass in 50 Prozent der Fälle, in denen Mama und Papa dachten, ihre Kinder seien noch jungfräulich, beide falsch lagen. 16
Viele Mittelschicht-Elternziehen es vor zu glauben, dass sexuelle Inhalte in den Medien keine Bedrohung für ihre Kinder darstellen – so als ob dies ihre Kinder nicht beträfe. Aber in Wirklichkeit sind gerade Kinder aus der Mittelschicht dem stärker ausgesetzt, weil sie viel häufiger ihre eigenen Computerbesitzen und weil sie dazu neigen, ausgiebiger und geschickter im Internet zu surfen. Die erwähnte Studie aus dem Jahr 2005 ergab auch, dass Kinder aus der Mittelschicht mehr Zeit im Internet verbringen und über bessere Online-Kenntnisse verfügen – und darum auch erfolgreicher darin sind, der elterlichen Überwachung auszuweichen, wenn sie es wollen.
Also, seien Sie realistisch. Auch wenn es schwerfallen mag, sich dem zu stellen – Sie werden eine stärkere Position einnehmen, wenn Sie Ihre Kinder als sexuelle Wesen akzeptieren, anstatt die unbequeme Wahrheit zu ignorieren, dass sie es sind.
»Die Kinder aller anderen tun das – also werden meine es von ihnen lernen«
Manche Eltern haben den Eindruck, dass, ganz egal, wie sehr sie ihre Kinder beschützen, diese dennoch von ihren Kameraden in der Schule lernen werden. Was also bringt dann der ganze Schutz? Wieder andere erzählen, dass sie gar nicht erst über Dinge reden, die sie missbilligen, weil andere Eltern auch nicht darüber sprechen. Dahinter steckt die Befürchtung, dass sie »uncool« sein könnten, wenn sie die Einzigen sind, die ihrer Tochter nicht erlauben, sich bei Facebookanzumelden, in bestimmte Discos zu gehen oder sich Filme anzuschauen, die für sie altersmäßig noch nicht freigegeben sind. Aber gerade dann, wenn Sie sich wünschen, dass Ihr Kind sich dem Gruppendruckwidersetzen kann, ist es entscheidend, dass Sie genau das tun.
Treffen Sie ihre eigenen Entscheidungen. Man muss ein starker Elternteil sein, um Nein zu sagen, wenn die meisten anderen Ja sagen. Ich kenne eine Mutter, die Widerspruch gegen den Plan einiger anderer Mütter einlegte, auf dem Schulfest der Grundschule ein »Styling-Zelt« aufzustellen. Sie sagt, dass diese Mütter sie jetzt ignorieren – aber das berührt sie nicht sonderlich, denn sie ist fest davon überzeugt, dass sie für ihre neunjährige Tochter das Richtige getan hat.
Wenn es zu Konflikten mit anderen Eltern kommt, was ist dann wichtiger? Die Tatsache, dass man Sie im schlimmsten Fall als den Spielverderber der Schule betrachtet – oder dass Sie Ihr Kind beschützen und vielleicht anderen Eltern dabei helfen, sich der Botschaft, die sie aussenden, bewusster zu werden? Lassen Sie nicht andere Eltern darüber entscheiden, wie schnell Ihr Kind erwachsen wird, nur weil Sie nicht aus dem Rahmen fallen wollen. Abgesehen von allem anderen, werden Sie ein gutes Beispiel für Ihre Tochter abgeben, wenn Sie für das einstehen, wovon Sie überzeugt sind.
»Ich denke, das ist eine gute Sache«
Manche Eltern begrüßen die Tatsache, dass ihre Kinder schnell erwachsen werden, ganz ausdrücklich. Sie betrachten es als Anzeichen dafür, dass ihre Kinder weiter entwickelt sind als andere, und als einen Widerhall auf ihre eigene Fähigkeit, mit der Zeit zu gehen. Manche mögen auch denken, sie würden eher als coole Eltern wahrgenommen, und sich an der Beliebtheit freuen, die sie unter den Kameraden ihrer Kinder besitzen, weil sie die tolerantesten Eltern im Umfeld ihrer Tochter sind.
Mütter, die meinen, sie hätten aufgrund ihres guten Aussehens auch eine gute Partie gemacht – oder die sich umgekehrt unsicher fühlen, weil sie sich diesbezüglich als defizitär wahrnehmen –, empfinden es vielleicht auch als schmeichelhaft und amüsant, wenn ihre Töchter bereits mit neun oder zehn Jahren als »heiß« bezeichnet werden, und sie freuen sich, dass sie an diesem Erfolg teilhaben dürfen. Und es mag auch Eltern geben, die an der Schule den Eindruck vermittelt haben, dass sie in ihrer Jugend unter den Ersten waren, diesexuelle Erfahrungen machten. In Wahrheit haben sie sich in diesem Alter vielleicht vom anderen Geschlecht ignoriert und verschmäht gefühlt, und jetzt wollen sie vermeiden, dass ihren Töchtern dasselbe passiert.
Aber Kinder stehen nicht im Wettstreit in einem Rennen um sexuelle
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