High Heels mit acht, Diaet mit neun
wahrnehmen. Nicht wenige haben resigniert und sich geschlagen gegeben. »Es gibt nichts, was wir da tun können«, war eine immer wiederkehrende Aussage. Mütter und Väter sagten mir, dass sie nicht wüssten, wo sie beginnen sollten, da die Medien schier unüberschaubar und unkontrollierbar seien. Und was das World Wide Web beträfe, bei wem sollte man sich da überhaupt beschweren? Die Eltern kamen sich machtlos vor, weil Werbung, Einzelhandel, die Medien und negativer Gruppendruckihren Einfluss zurückdrängten. Laut einer Umfrage der christlichen Wohlfahrtsorganisation »Mothers’ Union« unter 1000 Eltern mit Kindern unter 18 Jahren gaben 20 Prozent der Befragten an, sie hätten das Gefühl, keinerlei Kontrolle mehr über das zu haben, was sich ihre Kinder im Internet ansehen. Der gleiche Anteil an Eltern gab an, sie hätten wohl die Kontrolle darüber verloren, was ihre Kinder auf den Seiten sozialer Netzwerketrieben. 13
Diese resignativ eingestellten Eltern haben ursprünglich oft sehr restriktiv agiert und sind dann in Panik geraten, wenn sie realisierten, dass die Einflüsse der Sexualisierung außerhalb ihrer Kontrollmöglichkeiten liegen. Aber es ist dennoch viel zu früh – und viel zu gefährlich –, deswegen in eine Art Lähmungszustand zu verfallen. Es stimmt zwar, dass wir unsere Kinder nicht völlig abschirmen können, aber wir können sie gegen die Auswirkungen dessen, was sie zu sehen bekommen, immunisieren, indem wir ihnen – ihrem Alter entsprechend – erklären, was sich alles um sie herum abspielt. Wenn wir den Mädchen dabei helfen, den Druck zu hinterfragen, der auf ihnen lastet, dann können wir ihnen wirklich eine Hilfe dabei sein, für sich selbst herauszufinden, was gut und was schlecht für sie ist.
Darüber hinaus sollten Eltern ihre gesellschaftliche Macht nicht unterschätzen. Konzerne lieben zwar Profite, aber sie hassen schlechte Publicity. Auch wenn Unternehmen manchmal ihrem schlechten Ruf gerecht werden, indem sie die Grenzendessen, was angemessen ist, überschreiten, so ist glücklicherweise die Ausbeutung von Kindern immer noch ein Tabu, mit dem keine angesehene Firma in Verbindung gebracht werden will. Damit dies so bleibt, müssen Eltern darauf aufmerksam machen, wenn die Grenzverletzungen überhand nehmen.
Es war eine einzige Mutter, Nikola Evans, die eine große Supermarktkette dazu brachte, sich zu entschuldigen und ein Regal mit gepolsterten BHs für neunjährige Mädchen aus einer ihrer Filialen zu entfernen. Nach einem landesweiten Aufschrei von Eltern und Aktivisten nahm auch ein Textildiscounter gepolsterte BHs für Siebenjährige aus seinen Regalen.Und die größte Handelskette in Großbritannien stoppte den Verkauf eines Pole-Dance-Kostüms. 14
Werbung, Fernsehen und andere Bereiche der Medien haben ebenfalls Beschwerdestellen, aber die werden sträflich vernachlässigt. Eigentlich braucht es immer nur eine einzelne Beschwerde, um eine Untersuchung in Gang und die Gesellschaft ein Stück weiterzubringen, wenn es darum geht, sich bewusster und verantwortlicher um das Wohl der Mädchen zu kümmern.
»Wenn ich Nein sage, wird meinem Kind schon nichts geschehen«
Als unsere Töchter Babys und Kleinkinder waren, wirkte es beruhigend, wenn wir uns einredeten, solange wir ihnen keineBarbiepuppen kauften, sie nicht stundenlang vor dem Internet oder Computerspielenparkten oder ihnen T-Shirtsmit Sprüchen wie »So viele Jungs, so wenig Zeit« anzögen, würden wir sie zuverlässig vor der frühen Sexualisierung schützen können. Aber Sexualisierung ist kein Wasserhahn, den man einfach abdreht. Sie ist eher wie ein Gas, dass durch die Ritzen dringt, ganz egal, wie viele nasse Handtücher man unten vor die Tür legt.
Wenn Ihre Tochter älter wird, dann wird der Gruppendruckbei den Entscheidungen, die sie trifft, eine immer größere Rolle spielen. Und wenn wir versuchen, unsere Töchter vor allen negativen Einflüssen rigoros abzuschirmen, bekommen sie niemals die Chance, selber herauszufinden, wie sie den Gefahren begegnen – oder sie bekämpfen – können. Außerdem hat alles, was verboten ist, bekanntlich einen ganz besonderen Reiz. Und so werden unsere Töchter dann, wenn sie nicht mehr unter unserer Kontrolle stehen, möglicherweise all das, wovon wir sie fernhalten wollten, umso begieriger ausprobieren.
Mit das Wichtigste ist, dass Kinder lernen, selbst ein Urteil zu fällen. Letztendlich ist es realistischer, Ihrem Kind das nötige Rüstzeug
Weitere Kostenlose Bücher