High Heels mit acht, Diaet mit neun
hyper-sexualisierten Zeit darauf zu achten, dass wir uns nicht von dem allgemeinen Trend mitreißen lassen, sie als die wichtigste Eigenschaft zu betrachten, die unsere Mädchen besitzen. Wir müssen deutlich machen, dass ihr Aussehen nur einen kleinen Teil dessen ausmacht, was sie sind – und nicht wer sie sind. Es geht darum, bereits sehr früh in ihrem Leben auch andere Wertehervorzuheben – wie Freundlichkeit, Aufrichtigkeit, Großzügigkeit, Selbstbewusstsein und Selbstakzeptanz –, die durch eine Kultur der Oberflächlichkeit verwässert wurden. Statt den Drang nach Prominenzund Konsumdenkenzu unterstützen, sollten wir unsere Töchter von dem Phantom-Ideal einer femininen Attraktivität abbringen. Weg von dauergebräunter Haut, extrem geglätteten Haaren und einem Körper in Größe32 und hin zu wertvollenEigenschaften, die nicht sichtbar sind. Denn wenn wir, als ihre wichtigsten Vorbilder, die Botschaft der Gesellschaft unterstützen, dass das Aussehen das Wichtigste an ihnen ist, dann rüsten wir unsere Kinder gerade nicht für den Erfolg. Vielmehr bereiten wir sie auf das Scheitern, die Unzufriedenheit und das Unglücklichsein über sich selber vor. Wir erlauben ihnen nicht, ihr inneres Leben zu entwickeln. Wir lassen sie vielmehr darauf zusteuern, hohlköpfige Promi-Klonezu werden.
Warum Eltern sich machtlos fühlen
Eltern eines Mädchens zu sein ist an und für sich schon ein harter Job. Aber er ist heute noch um einiges härter für die Familien, die versuchen, die negativen Einflüsse auf die gesunde Entwicklung ihrer Töchter, Einflüsse, von denen es heute mehr gibt als je zuvor, auszublenden. Vergleichen Sie für einen Moment die Einflüsse auf Ihre eigene Kindheit mit denen auf die Ihrer Tochter.
Erst seit etwa 15 Jahren ist das Internet für alle zugänglich, und was das Breitband-Internet betrifft, so ist es wohl erst seit sechs oder sieben Jahren zu einer allgegenwärtigen Tatsache im Leben geworden. Wahrscheinlich haben Sie in ihrer Kindheit hauptsächlich nach der Schule oder am Samstagmorgen alleine ferngesehen, wenn es Sendungen gab, die speziell für Kinder Ihres Alters gedacht waren. Als ich in den 70er Jahren aufwuchs, gab es in unserer Familie nur ein Fernsehgerät. Und wenn es lief, saßen wir alle gemeinsam davor, um leichte Unterhaltungsprogramme zu sehen, die für die ganze Familie gedacht waren.
Sicher, es gab Sexismus – das meiste davon durch Filme wie »Ist ja irre ...« oder durch Sendungen wie der »Benny Hill Show« ausgelöst. In manchen Sendungen wurden Frauen als passive Sexobjektegezeigt, so bei der »Miss World«. Dennoch, der einzige Ort, an dem man garantiert eine Frau »oben ohne« zu sehen bekam, war nicht das Fernsehen, sondern die Seite 3 einer einschlägig bekannten Tageszeitung. So gab es ein bisschen unterschwelligen Sex,aber ganz sicher nicht so viel und in der Intensität, wie er heute gezeigt wird. Mehr als einen Kuss oder einen milden Kraftausdruck gab es einfach nicht, zumindest nicht vor21:00 Uhr. Verglichen damit, wie Kinder heute aufwachsen, war unsere Kindheit asexuell. Aber weil das alles zeitlich relativ schnell ablief, fällt es uns Eltern schwer wahrzunehmen, wie die Kindheit unserer Töchter aussieht – und wie übermächtig die medial vermittelte Welt aus ihrer unschuldigen Sicht erscheinen muss.
Da Sexund Körperwahrnehmungheute bei der Produktion von Musik, Werbung, Fernsehen, Zeitschriften, Modeund im Internet nahezu allgegenwärtig sind, lässt sich nur allzu gut nachvollziehen, dass sich viele Eltern ohnmächtig fühlen. Sie spüren, dass die Gesellschaft sich weiterentwickelt hat und dass dies eine Tatsache ist, mit der wir leben müssen. Die Familien, mit denen ich gesprochen habe, gingen mit der schleichenden Sexualisierung ganz unterschiedlich um. Allgemein gesagt, lassen sie sich irgendwo auf einer Skala zwischen striktem Verbieten und unbehaglichem Erlauben einordnen. Verbieten, weil man darauf beharrt, man könne alles ausblenden; erlauben, weil man glaubt, man habe keine andere Wahl.
Bevor wir uns darum kümmern, wohin wir von hier aus losmarschieren müssen, lohnt es sich, einen Blick darauf zu werfen, wo wir als Eltern derzeit stehen. Stimmen irgendwelche der folgenden Vorstellungen mit Ihren eigenen überein?
»Wir können ohnehin nichts dagegen tun – warum es also überhaupt versuchen?«
Bei vielen der Eltern, die ich für dieses Buch interviewt habe, ließ sich ein echtes Gefühl der Furcht und Kraftlosigkeit
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