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High Heels mit acht, Diaet mit neun

High Heels mit acht, Diaet mit neun

Titel: High Heels mit acht, Diaet mit neun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Carey
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Kompetenz, und sie leben ihre eigene Kindheit, nicht die ihrer Eltern. Fragen Sie sich selbst: Wozu die Eile? Sex kann Ihre Tochter in einer für sie schwierigen Zeit der Erziehung und Entwicklung nur noch mehr verwirren. Sie hat dafür noch den Rest ihres Lebens Zeit. Nur weil Ihre Tochter so erwachsen und »sexy« aussieht, sollten Sie nicht denken, sie wäre es auch innerlich. Sie ist viel zerbrechlicher, als Sie meinen.
»Zu meiner Zeit haben das alle gemacht«
    Manche Eltern tun die Sexualisierung ab, indem sie sagen, dass jede Generation geschockt ist von dem, was die jüngere Generation tut. »Zu unserer Zeit haben wir das auch alle getan«, sagen sie. »Wir sind mit Jungs ausgegangen und haben getrunken und geraucht – und trotzdem ist was aus uns geworden, oder etwa nicht?« Diese Eltern argumentieren, dass junge Mädchen schon immer älter aussehen wollten und die High Heels ihrer Mütter ausprobiert haben – und es hat ihnen ganz und gar nicht geschadet.
    Sicher, aber die Einsätze haben sich seitdem massiv erhöht. Wir erinnern uns alle daran, dass wir unsere Röcke hochgesteckt haben, kaum dass wir in der Schule angekommen waren, aber haben wir uns wirklich wie Stripperinnen angezogen? Und wir mögen ein paar Jahre älter ausgesehen haben, als wir tatsächlich waren – aber sahen wir mit zwölf aus wie 18? Außerdem dürfte es sich bei der Pornographie – die wir eventuell nach vielen Mühen und Tricks zu sehen bekamen – wahrscheinlich um die Softcore-Variante gehandelt haben, bei der Frauen in verschiedenen Stadien der Entkleidung zu sehen waren, und nicht um die Hardcore-Version, das einzige Material, das heutzutage im Web zu finden ist.
    Ja, die Kindheit Ihrer Eltern war sicher im Vergleich mit Ihrer eigenen noch altmodisch. Aber die Kindheit Ihrer Tochter ist im Schnelldurchlauf vorwärtsgerast und heute mitunter kaum noch als Kindheit zu erkennen. Technologische Errungenschaften wie Smartphones, Handys, Breitband und der ganze Rest sind allesamt in schwindelerregendem Tempo in den letzten zehn Jahren aufgetaucht. In jedem anderen Zeitalter unserer Geschichte hätten unsere Kinder – und auch wir – mehr Zeit gehabt, um uns auf den Fortschritt einzustellen und uns daran zu gewöhnen. Unsere Mädchen sind nicht zuletzt wegen der Kluft, die sich zwischen unserem und ihrem Technologieverständnis geöffnet hat, in Gefahr. Weil im letzten Jahrzehnt alles so schnell gegangen ist, sind wir Eltern abgehängt worden. Jetzt, wo die negativen Auswirkungen dieses Fortschritts sichtbar werden, beginnen wir allmählich aufzuholen.
»Wir glauben an die Redefreiheit und die moderne Technologie«
    Denjenigen unter uns, die ab den 1960er Jahren aufgewachsen sind, gefällt der Gedanke, in den Augen unserer Kinder »cool« zu sein. Das Vaterbild der 1950er Jahre – zugeknöpft, mit Pfeife und Pantoffeln – und das der Mutter mit Dauerwelle und Schürze wirft immer noch einen langen Schatten. Niemand möchte in die Rolle des Spielverderbers geraten, erst recht nicht, weil Konservatismus inzwischen oft mitreligiösem Fundamentalismus und einer politisch »rechten« Gesinnung gleichgesetzt wird.
    Viele Mütter, mit denen ich gesprochen habe, fürchteten sich auch davor, ihre Bedenken öffentlich zu machen, weil sie nicht als »politisch inkorrekt« erscheinen wollen. Sie hatten das Gefühl, dass andere Mütter von ihnen denken könnten, sie würden überreagieren, wenn sie sich über die sexistischen Einstellungen in Schulenbeklagten – oder sie fürchteten, sich bei den Lehrern als »Unruhestifter« unbeliebt zu machen. Aber indem wir uns zurückhalten und uns nicht einmischen, weil wir uns um unser Ansehen Sorgen machen, lassen wir zu, dass uns die Kontrolle entgleitet.
    Es ist unser Versagen, dass wir nicht die Kultur in Frage stellen, die die Basis dafür geschaffen hat, dass im Internet im Namen der Redefreiheit nahezu alles erlaubt ist, sodass die Pornographiezu einem seiner Hauptinhalte geworden ist. Wir müssen uns die Frage stellen: Wer profitiert von dieser Freiheit – und wer bezahlt letzten Ende wirklich den Preis dafür?
»Sie machen es ja sowieso«
    Ich gebe zu, dass auch ich mich unwohl fühle bei dem Gedanken, dass unsere Töchter irgendwann in sehr jungen Jahren Sex haben werden, auch wenn es schwerfällt, dies einzugestehen. Aber ich habe auch die Hoffnung, dass dieser Tag erst später kommen wird – und zu einem Zeitpunkt, an dem sie emotionaldazu bereit sind. Niemand möchte,

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