High Heels mit acht, Diaet mit neun
mitzugeben und es vor dem zu warnen, was kommt. Machen Sie deutlich, woher der Druck kommt, und sprechen Sie auch über die kommerziellen Fakten, die dahinterstecken. Erklären Sie, dass die Marketingfachleute auf junge Mädchen abzielen, weil sie die unschuldigste Konsumentengruppedarstellen, und dass die Werbung nur deshalb funktioniert, weil sie mit den Verunsicherungen und Wünschen der Mädchen spielt.
Bleiben Sie mit Ihrer Tochter im Gespräch. Helfen Sie ihr, das ganze Bild zu sehen. Indem Sie entschlüsseln, was um sie herum vor sich geht, während sie Erfahrungen sammelt, machen Sie sie widerstandsfähiger gegen den unsichtbaren, schleichenden Einfluss des Zeitgeistes.
»Ich will ihr nichts erzählen – sie ist doch noch so unschuldig«
Viele Eltern sind unsicher, wie viele Informationen sie ihren Kindern als Vorwarnung mitgeben sollen. Sie haben Angst, dass sie ihren Töchtern ihre kindliche Unbefangenheit nehmen, wenn sie ihnen von dem Druck erzählen, unter den sie geraten könnten. Es sind Eltern, die es als schmerzhaft empfinden, den Moment zu akzeptieren, an dem ihre Töchter so weit sind, dass sie mehr über Sex erfahren können. Ich habe mit vielen Müttern gesprochen, die sich bei dem Gedanken an Sexualkundeunterricht, vor allem, wenn er in der fünften Klasse (also bei den etwa Zehnjährigen) stattfand, sehr unwohl fühlten. Sie zogen es vor zu glauben, für dieses Schulfach bestünde noch kein Anlass.
Das Risiko bei dieser Einstellung besteht darin, dass das Internet unseren Platz einnehmen wird, wenn wir den Kindern nichts über Sex erzählen – und zwar schneller, als uns lieb ist. Wenn unsere Mädchen, wie so viele andere, letzten Endes dann etwas über Sex lernen, wenn sie über die Internet-Pornographiestolpern, dann ist dies denkbar weit entfernt von der angemessenen Art der Aufklärung, die wir uns für sie wünschen.
Wenn wir mit unseren Kindern über Sexreden, dann ermuntern wir sie nicht automatisch dazu, das, was sie erfahren haben, postwendend praktisch auszuprobieren. Ganz im Gegenteil. Mehr als 250 Studien haben bestätigt, dass der beste Weg, Mädchen vor verfrühten sexuellen Handlungen zu schützen, darin besteht, sie von Anfang an auf verantwortliche Weise über Sexzu informieren. 15 Das mag Sie unangenehm berühren, aber es gibt tatsächlich immer einfühlsame, nicht verletzende Möglichkeiten, über Sex zu reden. Sie sollten sich nun allerdings nicht auf ein großes »Bienen und Blumen«-Gespräch vorbereiten, denn das wird es höchstwahrscheinlich nie geben. Sprechen Sie immer mal wieder mit Ihrer Tochter über Sexualität und fügen Sie, je nach Bedarf, weitere Details hinzu. Lassen Sie sie wissen, dass Sex in einen Zusammenhang gehört und einen Sinn haben sollte. Eltern müssen akzeptieren, dass diese Art Gespräch nur schwer in Gang zu bringen ist. Nur wenige unter uns können sich mit dem Gedanken anfreunden, dass unser kleines Mädchen groß wird und seine Sexualität entwickelt. Aber akzeptieren Sie lieber, was geschieht, anstatt sich zu verweigern, denn es wird geschehen, ob Sie es wollen oder nicht. Wenn das Gespräch mit Ihrer Tochter erst einmal in Gang gekommen ist, kann es sogar sein, dass Sie sich für das Thema erwärmen. Erzählen Sie ihr jedoch nicht mehr, als sie gerade benötigt, sonst werden Sie sie letzten Endes verwirren. Wir werden nicht neben unserer Tochter stehen, wenn sie Entscheidungen trifft, die ihre Sexualität betreffen. Aber wenn wir mit ihr ausführlich darüber gesprochen haben, dann werden diese Entscheidungen wahrscheinlich sicherer, sinnvoller aussehen.
»Meine Tochter ist ein gutes Mädchen. Sie interessiert sich nicht für so etwas.«
Auch dies war eine häufig vorkommende Antwort bei den Eltern, die ich interviewt habe. Tatsächlich waren sich nur wenige – selbst diejenigen mit älteren Töchtern nicht – darüber im Klaren, dass ihre Kinder Bilder mit sexuellem oder pornographischemInhalt gesehen hatten, es sei denn als einmaliger Ausrutscher oder wirklich rein zufällig. Die Tatsache, dass Kinder Geheimnisse sehr gut für sich behalten können, hilft den Eltern dabei, sich dieser Wunschvorstellung hinzugeben.
Unter den vielen Untersuchungen, die ein ziemlich gegensätzliches Bild zeichnen, gibt es einen Bericht der »London School of Economics«(LSE) aus dem Jahr 2005, in dem man zu dem Ergebnis kam, dass sich zwar 57 Prozent der Kinder im Alter zwischen neun und 19 Jahren schon Pornographie angesehen hatten, aber nur
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