High Heels mit acht, Diaet mit neun

Beauty: A Global Report«. 18 Damit bleiben 98 Prozent, die dieses Gefühl nicht haben – und eine Menge kleiner Mädchen beobachtet die anhaltende Unzufriedenheit ihrer Mamis mit ihrem Aussehen. Jugendkult bedeutet, dass die meisten unter uns eine ganze Menge Zeit und Geld in den Versuch investieren, jünger auszusehen. Und da unsere Mädchen, wenn sie ins Teenageralter kommen, versuchen, älter auszusehen, scheint jeder auf ein imaginäres Niemandsland der Perfektion hinzusteuern, das irgendwo in der Mitte liegt. 50 mag das neue 30 sein, aber ist nicht zur gleichen Zeit 12 zum neuen 25 geworden?
    Natürlich sind viele Mütter der Meinung, dass Sich-Verkleidenund -Schminkeneinfach Kinderspiele sind. Und das sind sie auch – bis zu einem gewissen Punkt. Denn für manche Eltern stellt die Tatsache, dass sie ihren Töchtern eine Barbiepuppen-Kindheit angedeihen lassen, einen unschuldigen Weg dar, sich über die Tatsache zu freuen, dass sie eine Tochter haben. Sie erleben ihre eigene Jugend noch einmal, und sie erinnern sich immer noch an das Entzücken, als sie zum ersten Mal ihre Fingernägel lackiert haben.
    Aber dort, wo das Verlangen nach einer Verschönerungder Kinder so groß wird, dass Kinder-SPAs und Styling-Partyszum Mainstream werden, müssen wir uns die Frage stellen, welche Botschaften wir an unsere Mädchen aussenden. Ganz egal, wie unschuldig unsere Anliegen auch sein mögen: Wenn wir unsere Töchter so anziehen, dass sie älter aussehen, riskieren wir dabei, dass sie sich auf eine Art und Weise benehmen, für die sie emotionalnoch nicht reif genug sind. Das Gefährlichste dabei ist, dass wir sie in dem Glauben lassen, dass ihr Aussehen das Wertvollste an ihnen ist. Als die ersten Vorbilderunserer Mädchen müssen wir einige Grenzen neu abstecken. Ich höre viele Mütter über die Tatsache klagen, dass ihre kleinen Mädchen sich Ohrlöcher haben stechen lassen, sexy Outfitstragen oder sich mit Make-upzu
kleistern: »Wenn sie sich erst einmal die Idee in den Kopf gesetzt hat, dann kann sie nichts mehr aufhalten.« Aber es ist zu früh, um diese Kinder die Verantwortung für ihr Handeln übernehmen zu lassen – und die Menschen, die sie aufhalten sollten, sind ihre Eltern.
    Wir müssen uns auch einige unangenehme Fragen im Hinblick darauf stellen, woher unsere Mädchen den Anstoß bekommen haben, dass sie unbedingt herausgeputzt und zurechtgemacht sein müssen. Aus den Medien oder von uns – oder durch eine sich selbst verstärkende Kombination aus beidem? Als wir selber Frauen wurden, im ersten von Medien gesättigten und vom Aussehen besessenen Zeitalter, wurde der zunehmende Druck auf alle Frauen, besser auszusehen und kalorienbewusster zu sein, schrittweise durch die Verbreitung von Magazinen, TV-Shows und Filmen weitergetragen. Wir müssen sehr darauf achten, dass wir unsere eigenen Unsicherheiten nicht auf unsere Töchter übertragen. Nur so können wir diesen unguten Kreislauf durchbrechen, ehe er erneut an Kraft gewinnt. Ansonsten werden die kleinen Mädchen, die voller Unschuld beobachten, wie die Frage nach dem Aussehen dauernd an uns nagt, zu der Überzeugung gelangen, dass diese Frage zum Frausein unabdingbar dazugehört.
    Wir sollten Ratgeber für unsere Kinder sein, nichtjedoch Beauty-Trainerinnen. Mütter sollten den Kindern den Blick für die Realität vermitteln, den sie benötigen, wenn sie durch Vergleiche, Konkurrenzgebaren, zweifelhafte Vertraute und Bosheiten im Klassenzimmer aus der Ruhe gebracht werden. Wir sollten nicht diejenigen sein, die das Leben zum Laufsteg erklären, auf dem unsere Tochter zu bestehen hat. Sie können nicht wissen, in welchen Bereichen Ihre Tochter so sein will wie Sie und in welchen nicht. Auf jeden Fall sollten Sie weitergeben, was Sie gelernt haben und Ihre Erfahrungen mit ihr teilen, aber hüten Sie sich davor, ihr Ihre eigenen Pläne, Unsicherheiten und Erwartungen im Hinblick auf das Aussehen überzustülpen.
    In der Erziehunggeht es ebenso sehr um das, was Sie nicht sagen, wie um das, was Sie sagen. Es gibt einen Unterschied zwischen Offenheit und Ehrlichkeit Ihrem Kind gegenüber und dem Herausplatzen mit Ihren eigenen Verunsicherungen um Ihrer selbst willen und nicht zum Wohl Ihrer Tochter. Manchmal, wenn wir überrascht werden, kann es sehr viel Selbstkontrolle erfordern, nicht darüber zu jammern, dass wir gerade fürchterlich aussehen oder ein paar Pfunde zugelegt haben – als wäre das das Ende der Welt. Ihre Tochter ist aber nicht Ihre