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High Heels mit acht, Diaet mit neun

High Heels mit acht, Diaet mit neun

Titel: High Heels mit acht, Diaet mit neun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Carey
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Auseinandersetzung mit einem anderen Mädchen, mit dem sie seit ihrem sechsten Lebensjahr sehr eng befreundetwar. Ursache war ein wirklich banaler Anlass, der sich sicher auch irgendwann in Luft aufgelöst hätte. Das Problem war nur, dass die ganze Geschichte sich vor aller Augen auf Facebookabspielte und dadurch auf die Spitze getrieben wurde. Plötzlich waren auch alle anderen Mädchen in der Klasse daran beteiligt. Das Ganze artete richtiggehend aus, als die Mädchen anfingen, sich gegenseitig als ›Schlampe‹ und ›Nutte‹ zu bezeichnen – und jeder konnte es lesen. Während all das passierte, hat meine Tochter mir nichts davon erzählt, aber mir fiel auf, wie verschlossen und gedankenverloren sie war. Erst als ich sie fragte, warum ich das andere Mädchen schon so lange nicht mehr gesehen hatte, gestand sie mir, was da vor sich ging. Die ganze Geschichte erfuhr ich aber erst von einer anderen Mutter.«
    Judith, Mutter, 35 Jahre
    Auf einem mit »Hello Kitty«-Bettwäsche bezogenen Bett posiert die 13-jährige Natasha schelmisch vor der Handykameraihrer besten Freundin. Ein Knie auf dem Bett, das andere daneben, streckt sie ihren Po in die Luft und macht einen Schmollmund in Richtung Kameralinse. Die Pose wird komplettiert durch eine rote Federboa um Natashas Nacken. Natasha gefällt, was sie da sieht. Man kann ihre Pickelnicht sehen, und ihr Gesicht wirkt schmaler, wenn sie über die Schulter schaut. Also benutzt sie dieses Foto als Profilbildfür Facebook, wo ein gutes Dutzend ihrer ungefähr 400 Freunde sich beeilt, Kommentare zu posten wie: »Wow, echt nett!« und »Sexyyyyy!«.
    Einen Mausklick entfernt hat Natashas zwölfjährige Freundin Beth die gleiche Idee gehabt und für ihr neues Profilbild posiert. Das Foto der letzten Woche, auf dem sie ihrer Meinung nach am besten aussah, zeigte sie auf dem Rücken eines Ponys während einer Reitprüfung, die noch nicht lange zurückliegt. Davor war es ein Bild, auf dem sie zusammengekuschelt mit ihren Freundinnen bei einer Erdkunde-Exkursion zu sehen war. In dieser Woche will sie ein Foto veröffentlichen, das sie von sich selber vor dem Spiegel aufgenommen hat. Ihre Pose ist hüftbetont, um den guten Sitz ihrer Shorts zu präsentieren, ergänzt durch ein Tankini-Top und einen Cowboyhut.
    Auch Erwachsene stellen Fotos von sich bei Facebook ein, die ein Idealbild ihrer selbst repräsentieren – diejenige Seite ihrer Persönlichkeit, die die Leute vor allem zu sehen bekommen sollen. Es ist eine Aussage darüber, was unserer Meinung nach am wichtigsten an uns ist. Man muss sich heute nur ein paar Facebook-Seiten von jungen Mädchen genauer ansehen, um zu erkennen, wie hoch es im Kurs steht, sexy zu wirken. Nicht wenige dieser Mädchen sehen aus wie Softpornostars in der Ausbildung. Sie haben schnell herausgefunden, dass sie umso mehr Kommentare und Freunde anziehen, je aufreizender sie sich auf Facebookpräsentieren und je mehr sie über sich mitteilen.
    Natürlich, heranwachsende Mädchen haben immer schon für Bilder wie diese posiert. Welche Frau besitzt nicht ein leicht verfängliches Foto von sich, auf dem sie sich für die Schuldisco zurechtgemacht hat und einen Schmollmund zog, um herauszufinden, wie »sexy sein« überhaupt aussieht? Das Problem ist nur, dass diese verfänglichen Momente unserer Kinder heute für immer im Cyberspace hinterlegt sind, so dass Hunderte von Menschen sie sehen können. Für unsere Mädchen stellen diese Bilder so etwas wie eine Unterschrift dar. Aber die Erschaffung ihrer eigenen verführerischen Cyber-Version kann es mit sich bringen, dass die Mädchen den Druck zu spüren bekommen, so sexy auch im wirklichen Leben zu sein.
    Tatsächlich werfen Mädchen sich keineswegs nur für Jungs so in Pose, sondern auch für alle anderen. Zunächst geht das häufig auch gut. Aber wenn ein Mädchen von seinen Freundinnen als allzu sexy betrachtet wird, können diese Schnappschüsse auch negative Kommentare nach sich ziehen, die sein labiles Selbstbild noch mehr ins Wanken bringen. Doch unglücklicherweise sind es nicht nur die Freundinnen, die sich diese Bilder ansehen. Mädchen sind für Schmeicheleien sehr empfänglich, auch wenn sie von Menschen kommen, die sie nicht wirklich kennen. Wenn man einfach nur wissen will, ob man hübsch ist, und dann jemand kommt und sagt, dass man umwerfend aussieht, dann ist es schwer, nicht darauf zu hören. Facebook vermittelt heranwachsenden Mädchen die Illusion, ihr Image unter Kontrolle zu

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