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High Heels und Gummistiefel

Titel: High Heels und Gummistiefel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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Bestimmten gerichtet, schwebte in die Galerie hinein und wurde alsbald von der Menge
geherzt und gefeiert, als wäre sie die Queen auf Staatsbesuch. Selbst der mürrische junge Künstler erwachte bei ihrem Anblick zum Leben und kam herüber, um ihr seine Aufwartung zu machen.
    »Bin ich eingestellt?«, fragte Isabelle konfus. »Aber weiß sie denn, dass ich gar keinen Abschluss in Mode habe?«
    »Ach, Schätzchen. Savage ist in ihrer Herangehensweise ja so was von unbürokratisch. Ihr gefällt dein Aussehen . Das reicht.«
    Seit jenem Tag hatte Isabelle Posys Pflichten übernommen. Dazu gehörte es, in Savages Studio das Telefon zu bedienen, sämtliche Post zu öffnen und sich um Presseanfragen zu kümmern. Tatsächlich jedoch wurde Isabelles Zeit zu einem großen Teil von anderen Dingen in Anspruch genommen, wie unter anderem von Savages komplizierten Tees. Heute zum Beispiel hatte die Designerin eine Tasse mit einem Gebräu verlangt, das zu einem Viertel aus Pfefferminztee, zu einem Viertel aus Brennnesseltee und zur Hälfte aus Lapsang Souchong bestand, gesüßt mit einem Achtel Teelöffel japanischem Reissirup; das Wasser musste Volvic sein. Doch das Rezept änderte sich ständig. Es war sicherer, sämtliche Mineralwassersorten vorrätig zu haben, je esoterischer, desto besser. Nur für den Fall, dass Savage ihren geschroteten Bulgur-Weizen, den sie zu Mittag aß, in etwas Schwedischem oder Sizilianischem gekocht haben wollte. Man wusste nie so recht, woran man war. Denn alles, was Savage aß oder trank, musste das Resultat eines spontanen Entschlusses sein – oder jedenfalls behauptete das ihr Ernährungsberater. Ferner gehörte zu Isabelles täglichen Pflichten auch noch ein langer Fußmarsch (oder mehrere) zum Naturkostladen, um eine ganz bestimmte Art von Seetang zu besorgen.
    Gestern hatte es eine besonders ungute Szene gegeben, als sie mit der völlig falschen Sorte Miso zurückgekommen war. Savage hatte sich im Badezimmer eingeschlossen und sich geweigert herauszukommen, bis das Richtige beschafft worden war. Das hatte das
Team einen halben Tag Arbeit an der Kollektion gekostet. Savage war anstrengend: Sie schwenkte mit erschreckender Plötzlichkeit von Hochstimmung auf Wut um, nur um sich dann gelegentlich in unverständlichen, pseudo-poetischen Orakelsprüchen zu ergehen.
    Trotzdem ärgerte sich Isabelle nicht allzu sehr über diese Eskapaden; vielleicht, weil nur ein oberflächlicher Teil ihres Bewusstseins sich tatsächlich mit der täglichen Fron bei Savage befasste. In Wirklichkeit war ihr Verstand mit anderen Dingen beschäftigt – nämlich mit dem Verbleib von Meredith Quinces Manuskripten. Sie war zu dem traurigen Schluss gelangt, dass sie sich nicht in Tom Quinces Haus befanden. Das hieß, dass sie keinen Grund hatte, noch einmal dorthin zu gehen. Oder Tom jemals wiederzusehen. Und traurig war das, weil...
    Nun ja, weil Isabelle jetzt mit ihrer Suche ganz von vorn anfangen musste, nachdem sie wertvolle Zeit verschwendet hatte – Zeit, die sie damit hätte verbringen können, an ihrer Arbeit zu schreiben. Jetzt, wo Clothaire nicht mehr Teil ihres Lebens war, musste sie an reale Dinge denken, an solide Dinge, wie zum Beispiel ihre Karriere in Frankreich, wohin sie in ein paar Monaten für immer zurückkehren würde. Es war sinnlos, über... nun ja, über andere Möglichkeiten nachzugrübeln und sich etwas vorzumachen. Vollkommen, vollkommen sinnlos, sagte Isabelle sich mehrmals am Tag und während sie nachts wach lag und an die Decke starrte.

28
    Daisy
    »Das könnte total extrem werden«, wiederholte Raoul abermals und streichelte Daisys nackten Rücken.
    »Ja, ja, natürlich«, antwortete Daisy und drehte sich auf die Seite, so dass sie ihn ansehen konnte. »Aber... sag mir noch mal, was genau dir vorschwebt.«
    »Es geht alles um Rock’n’Roll. Diese coole Fünfzigerjahre-Mode würde an dir toll aussehen.«
    »Ja-a, die gefällt mir ja auch«, gab Daisy zu. »Aber die Sache ist die...«
    »Was denn, Liebling?«
    »Na ja, eigentlich bist du doch kein Modezeichner, nicht wahr? Deine Spezialität ist, du weißt schon, Nacktheit.«
    »Aber Baby, ich habe dich doch schon oft nackt gezeichnet.«
    »Ja, aber das war privat. Das hier wäre...«
    »Ich dachte, meine Sachen gefallen dir«, meinte Raoul und schmollte ein wenig.
    »Tun sie ja auch, Raoul. Natürlich gefallen sie mir.«
    Sie küssten sich.
    Später, als sie gemeinsam einen Einkaufswagen durch die Gänge des nächstgelegenen

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