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High Heels und Gummistiefel

Titel: High Heels und Gummistiefel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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Monoprix-Supermarktes schoben, fragte Daisy fröhlich: »Kannst du mir eine ungefähre Vorstellung von der Geschichte geben, in der ich da mitspielen soll? Wird da nicht auch Sex und all so was dazugehören?«
    Raoul grinste sie wölfisch an. »Hältst du mich für einen obsédé sexuel oder so etwas? Bin ich ja auch, ein bisschen, das stimmt!
Okay. Ich denke an Cadillacs, Drive-ins, an Söckchen, niedliche Pferdeschwänze. Eine Menge rock acrobatique«, erläuterte er und wand die Handgelenke umeinander, um komplizierte Tanzfiguren anzudeuten. »Elvis Presley. Hey, weißt du was? Lass uns ein paar von diesen Nachos mitnehmen. Von den richtig scharfen.«
    Als Daisy nach ein paar Nacho-Packungen griff, hätte sie die Chips beinahe zwischen den Händen zerbröselt, so heftig traf sie ein fürchterlicher Verdacht. »Moment mal, hast du gesagt Elvis Presley ?«
    »Ja, Baby.«
    »Du meinst... Oh Gott. Raoul?«
    Raoul hatte den Einkaufswagen geparkt, um die Gläser mit Tex-Mex-Salsa zu begutachten. »Was denn, Süße?«, fragte er zerstreut.
    »Wenn du glaubst, ich bumse mit Elvis Presley, dann hast du dich geschnitten!«
    »Hör’s dir doch erst mal an, Schatz. Du könntest ein schnuckeliger Cheerleader sein – du weißt schon, mit so Pompons und Miniröckchen -, die in ihrer Highschool einen Elvis-Presley-Fanclub aufgezogen hat, und dann...«
    Daisy starrte ihn an und hob den Zeigefinger. »Und gar nichts dann! Das kommt überhaupt nicht in Frage!«
    Doch ein paar Tage später versuchte Raoul es von Neuem. »Lass mich einfach erklären, okay? Er wählt sie unter allen anderen Cheerleadern aus, weil sie die Schönste ist. Das ist doch cool, nicht?«
    Daisy, die gerade dabei war, sorgfältig ihren Eyeliner aufzutragen, hielt inne und schnitt ihm im Spiegel eine kleine Grimasse.
    »Ihre erste Liebe ist der King! Wie extrem ist das denn?«
    »Ehrlich gesagt viel zu extrem.«
    Raoul lachte, küsste sie auf den Scheitel und sagte: »Ah, aber vergiss nicht, das wirst ja nicht du sein – nur eine sehr erotische Figur,
zu der du mich inspiriert hast. Das Ganze wird sehr geschmackvoll gemacht sein.«
    Höchstwahrscheinlich, dachte Daisy müde. Und trotzdem fühlte sie sich bei dieser ganzen Vorstellung nicht wohl. Bedeutete das, dass sie unglaublich britisch und verklemmt war?
    Raoul fing an, im Zimmer auf und ab zu tigern, und improvisierte unbekümmert drauflos. »Später begegnet sie dann Marlon Brando, denke ich, und seine Freunden, du weißt schon, in diesem Film, wo sie alle dicke Motorräder haben und schwarze Lederklamotten tragen?«
    Daisy knallte den Schminkstift hin und richtete den Blick gen Zimmerdecke. »Okay, hör sofort auf! Das artet hier gerade total aus. Ich lass mich nicht als jemand darstellen, der mit jeder Menge berühmter Typen pennt, auch nicht mit coolen Vintage-Typen. Wofür hältst du mich eigentlich, für ein Groupie?«
    »Wieso regst du dich denn so auf, Baby? Ich verstehe das nicht.«
    »Nein, das sehe ich«, sagte Daisy langsam und betrachtete sein verwirrtes Gesicht.
    »Ich dachte, bei all dem wäre für dich gar nichts dabei.«
    »Äh, ja, das dachte ich auch«, erwiderte Daisy nachdenklich und knöpfte ihr Kleid zu.
    Raoul schwieg und ließ die Idee zunächst ruhen, eine Weile jedenfalls. Später jedoch, als sie auf dem Weg zu Marie-Laures Haus am grünen Westrand von Paris waren, war Daisy sich der Tatsache schmerzhaft bewusst, dass er auf eine Möglichkeit sann, das Ganze erneut zur Sprache zu bringen. Allmählich wurde ihr klar, wie sehr Raoul in vielerlei Hinsicht wie ein Kind war: egozentrisch, verspielt ohne Ende und sehr, sehr stur.
    Als sie ankamen, sprang sie aus dem Taxi und drückte bereits auf die Klingel, als Raoul sie einholte. Zu ihrer Überraschung wurde die Haustür von Octave geöffnet.

    » Bonsoir , Daisy«, sagte Octave charmant und ohne eine Spur von Verlegenheit. »Schön, dich wiederzusehen. Bonsoir«, wiederholte er und schüttelte Raoul die Hand.
    Sie folgten Octave ins Wohnzimmer, wo Marie-Laure auf dem Sofa lag, bekleidet mit einem eleganten schwarzen Seidenpyjama und das eine Bein im Gips.
    Die völlig verdatterte Daisy ließ ihre Tasche fallen und stürzte an die Seite ihrer Freundin.
    »Marie! Was ist denn mit dir passiert?«
    »Ich bin die Treppe runtergefallen. Aber es ist nichts Ernstes – bitte mach dir keine Sorgen.«
    »Du hättest mich anrufen sollen. Ist alles okay?«
    »Alles bestens.« Marie-Laure lächelte und drückte Daisys Hand. »Du bist so lieb.

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