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High Heels und Gummistiefel

Titel: High Heels und Gummistiefel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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Rückkehr aus Paris teilnahmslos und apathisch wirkte – sie verbrachte den größten Teil ihrer Zeit damit, am Küchentisch zu sitzen und ins Leere zu starren -, war Chrissie der Gedanke gekommen, Isabelle hätte vielleicht Lust, Posy zu ersetzen, zumindest für eine Weile. Ein Szenenwechsel würde ihr helfen, über die Trennung von diesem grauenvollen Clothaire hinwegzukommen, da sie behauptete, das sei der einzige Grund für ihre gedrückte Stimmung.
    Also war vereinbart worden, dass Chrissie und Isabelle sich mit Savage treffen würden, bei einer Vernissage in einer kleinen Kunstgalerie im East End, in der die Designerin oft zu finden war. Umgeben von einer Schar eigentümlich gekleideter Menschen, hatten Chrissie und Isabelle das Exponat aus jedem denkbaren Blickwinkel betrachtet, aber trotzdem, dachte Isabelle einigermaßen entrüstet, blieb es genau das, was es war: Dutzende von Sojasoßenflaschen, die auf einem nicht allzu sauberen Tisch aufgereiht waren. Obgleich es ihr nicht höflich erschien, das laut zu sagen, da der
Künstler anwesend war (ein sehr schlanker und schweigsamer junger Mann in einem weißen Overall und mit herausfordernd asymmetrischem Haarschnitt), dachte Isabelle insgeheim doch, dass das hier sich eigentlich nicht mit auch nur einem einzigen Bild von Chardin oder Watteau messen konnte. Nachdem sie eine Stunde lang vergeblich auf Savage gewartet hatten, war ihre Geduld erschöpft.
    »Oh, sie kommt schon noch, Darling«, meinte Chrissie gleichmütig.
    »Aber du hast doch gesagt, sie wohnt gleich um die Ecke. Warum kommt sie so spät?«
    »Sie operiert nun mal nicht im selben Zeitsystem wie wir gewöhnlichen Sterblichen.«
    Isabelle, die man von klein auf gelehrt hatte, dass l’exactitude est la politesse des rois – dass Pünktlichkeit die Höflichkeit der Könige sei -, war empört.
    »Chrissie, es ist unglaublich unhöflich, uns so warten zu lassen. Bleib hier, wenn du willst, aber mir reicht es. Wenn sie mich kennenlernen will, muss sie eben einen neuen Termin ausmachen.«
    Chrissie stellte seine Bierflasche hin und musterte Isabelle mit einer Mischung aus Bewunderung und Belustigung. »Immer mit der Ruhe, mein kleiner französischer Knallfrosch! Na gut. Komm, ich bringe dich zur U-Bahn.«
    Zusammen machten sie sich die leere, dämmrige Straße entlang auf den Weg. Kurz darauf bemerkte Isabelle in der Ferne eine Gestalt, die auf sie zukam. Die Silhouette war der des Michelin-Männchens nicht unähnlich.
    »Oh, Allmächtiger!«, flüsterte Chrissie, packte Isabelle am Arm und zwang sie mit militärischer Entschlossenheit kehrtzumachen. »Das ist sie! Das ist sie! Lass uns zurückgehen. Sie wird stinkwütend sein, wenn sie mitkriegt, dass wir abhauen wollten.«

    Isabelle ließ sich im Geschwindschritt zu der Galerie zurücklotsen, vor der sie standen und ganz locker an Bierflaschen nippten, als die ferne Erscheinung ein paar Minuten später bei ihnen anlangte. Bei näherer Betrachtung sah die schlanke Designerin ganz und gar nicht aus wie das Michelin-Männchen. Sie trug eine abstrus übergroße weiße Daunenjacke aus Seide über schmalen weißen Hosen und Stiefeln. Unter ihrem glatten silbernen Bob waren ihre großen dunklen Augen ringsherum mit lila Glitter nachgezogen worden, stellte Isabelle fest. Als Chrissie sie einander vorstellte, heftete sich Savages Glitzerblick mit unbeirrbarer Intensität auf die junge Französin, musterte ihr Gesicht, ihr Haar, ihre Kleider, ihre Schuhe und kehrte schließlich zu ihrem Gesicht zurück.
    »Hallo«, sagte Isabelle höflich. »Schön, Sie kennenzulernen.«
    Nach einem Augenblick des Schweigens lächelte Savage breit. »Dein Lippenstift gefällt Savage«, bemerkte sie mit hauchender Stimme.
    »Vielen Dank«, antwortete Isabelle ein bisschen verdutzt. »Äh, der ist von Chanel.«
    »Eine sehr elegante Farbe, sehr chic. Du bist sehr chic, sehr elegant.« Sie wandte sich an Chrissie und sagte mit sehr viel tieferer, lauterer und leicht überdrehter Stimme: »Savage ist sehr angetan!«
    »Ich wusste es ja, Darling. Isabelle ist super, nicht wahr? Weißt du, sie ist Französin. «
    »Französin? Französin! Französin. « Wieder lächelte Savage mit kindlichem Entzücken.
    » J awohl. Also, was meinst du? Soll ich Isabelle morgen mitbringen? Und dann zeige ich ihr, wie alles läuft und all so was?«
    »Das wäre... cool «, antwortete Savage und sah Chrissie mit eindringlicher Ernsthaftigkeit an.
    Dann lächelte sie ätherisch und an niemand

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