High Heels und Gummistiefel
drehten sich um und wurden von Octave, Marie-Laure, Amelie und Stanislas begrüßt.
»Ah, bonsoir« , knurrte Clothaire mit seiner üblichen sauertöpfischen Miene.
»Was für ein hübsches Kleid, Marie. In Mitternachtsblau siehst du immer toll aus«, bemerkte Agathe beifällig. »Ist Isabelle bei euch?«
Marie-Laure nickte mit starrem Gesicht.
Agathe wechselte einen bedeutungsvollen Blick mit Clothaire und sagte: »Ehrlich gesagt, mir ist gerade eingefallen, dass ich unten etwas in meinem Mantel vergessen habe. Bis gleich.«
Als sie sich umdrehte, um zur Garderobe zu eilen, fasste Stanislas sie am Arm.
»Bleib doch noch einen Moment, Agathe«, sagte er mit sardonischem Lächeln. »Wir sind doch gerade erst angekommen.«
»Mit der Gang aus London«, setzte Octave hinzu und deutete mit einer Geste auf Chrissie, Jules und Tom, die auf sie zukamen, allen voran Isabelle in ihrem roten Kleid. Sie sah extrem erbittert und entschlossen aus.
»Oh Gott!«, murmelte Clothaire.
»Schau dir das an, Darling: Rotkäppchen wird zum Rambo!«, flüsterte Chrissie Jules ins Ohr
Isabelle trat direkt vor Agathe hin, die sie mit einem strahlenden »Salut! ça va?« begrüßte.
»ça va, merci« , antwortete Isabelle kalt. »Wo ist Daisy?«
»Hmmm, ich weiß es wirklich nicht«, beteuerte Agathe unbekümmert. »Ich denke mal, sie tanzt irgendwo.«
»Agathe«, sagte Isabelle, und in ihrer Stimme lag eine gefährliche
Schärfe, »ich habe keine Zeit für deine Spielchen. Clothaire kannst du haben, das ist mir wirklich egal. Du kannst auch den Job an der Sorbonne haben, wenn du so scharf darauf bist – ich habe jetzt vor, in England zu bleiben. Aber The Splodge kriegst du nicht. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
»Wie kommst du dazu, so über mich zu reden?«, empörte sich Clothaire lautstark.
»Sei still«, befahl Isabelle, ohne ihn anzusehen.
Clothaire stotterte und war dann still.
Chrissie stieß einen begeisterten kleinen Juchzer aus. »Bravo, Darling! Was für eine Diva! Schau sie dir an, Tom – ich schwör’s, sie zeigt mehr Haltung als sämtliche Models in der ganzen Vogue!«
Agathe sah einen Augenblick lang verdutzt aus, dann richtete sie sich zu ihrer vollen Größe auf und erwiderte, ohne auf Clothaires immer heftigeres Kopfschütteln zu achten: »Nun, dann kann ich dir ja wohl ebenso gut sagen, dass Clothaire und ich schon seit einer Ewigkeit ein Paar sind. Das hat schon angefangen, lange bevor er dich kennengelernt hat, und danach haben wir einfach genauso weitergemacht wie vorher. Ich habe gewusst, dass er dich irgendwann leid wird.«
»Ich habe dich geliebt, Isabelle«, beteuerte Clothaire. »Gewissermaßen.«
»Nur dass du eben nur mich wirklich liebst«, stellte Agathe selbstgefällig fest.
»Ach ja? Und was ist mit mir?«, rief eine andere, sehr zornige Stimme. Alle drehten sich um. Hinter ihnen stand Claire und kochte vor Wut.
»Nicht jetzt, Claire, bitte«, flehte Clothaire mit höchst unbehaglicher Miene.
»Und warum nicht jetzt?«, wollte Claire wissen und funkelte
ihn wütend an. »Sag mir, weiß Agathe von deiner kleinen Londoner Eskapade mit mir?«
»Was – für – eine – Londoner – Eskapade?«, verlangte Agathe in arktischem Tonfall zu wissen. »Clothaire?«
»Claire!«, entrüstete sich Marie-Laure. »Wenn ich gewusst hätte, dass du dir meinen Mantel dafür borgen wolltest, hätte ich Nein gesagt!«
»Das ging doch nur eine Woche«, knurrte Clothaire gereizt. »Wenn überhaupt.«
»Du vergisst all die Monate vorher in Paris«, stellte Claire erbarmungslos fest.
Agathe bedachte Clothaire mit einem vernichtenden Blick.
Er trat von einem Fuß auf den anderen und sah aus wie ein ungemein mürrischer Bär, der sich sehr unwohl fühlte.
»Außerdem vergisst du«, fuhr Claire fuchsteufelswild fort, »was du mir in London gesagt hast – wie besitzergreifend Agathe doch sei und dass ich die Einzige für dich wäre.«
Isabelle schaute von Claire zu Marie-Laure. Beide waren groß, langgliedrig und dunkelhaarig und glichen sich oberflächlich betrachtet durchaus. Jetzt verstand sie: Es war Claire gewesen, die Bella in London mit Clothaire gesehen hatte – Claire in dem roten Mantel, den sie sich von Marie-Laure geliehen hatte!
Stanislas klopfte dem aschfahlen Clothaire auf die Schulter und sagte lachend: »Na dann, viel Glück, mon vieux.«
»Dir fällt bestimmt etwas ein, wie du da wieder rauskommst«, fügte Octave hinzu und legte Marie-Laure den Arm um die Schultern.
»Seid ihr
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