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High Heels und Gummistiefel

Titel: High Heels und Gummistiefel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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vor, hinter ihrem Rücken zu ihrem Professor zu gehen.«

    »Wie gesagt, du weißt nicht, wie Isabelle ist. Du lachst mich jetzt bestimmt aus, aber... ich hatte Angst.«
    »Du, Angst? «
    »Nun ja, ja.« Mit entwaffnender Selbstkasteiung lächelte Agathe Daisy an.
    Sie hatten langsam den Raum durchquert und standen jetzt vor einer weiteren, unauffälligeren Tür. Agathe blieb stehen und sagte in verschwörerischem Tonfall: »Weißt du, Daisy, ich glaube, hier geht’s nach oben, dahin, wo die Ballettschule war. Die Räume wollte ich immer schon mal sehen. Bestimmt ist das eigentlich nicht erlaubt, aber sollen wir mal versuchen, ob wir dort hinfinden? Kommst du mit? Bitte?«
    »Dafür habe ich wirklich keine Zeit«, wehrte Daisy ab und öffnete ihre Tasche, um einen prüfenden Blick auf ihr Handy zu werfen. »Ich wette, Chrissie und die anderen sind inzwischen längst da.«
    »Ach komm, es geht auch ganz schnell«, drängte Agathe und legte Daisy die Hand auf den Arm. Dann holte sie tief Luft und fügte hinzu: »Und dann gehen wir und reden gemeinsam mit Isabelle, ich verspreche es!«
    Daisy starrte Agathe an. Meinte sie das wirklich ernst?
    »Na ja, das wäre das Richtige«, gab sie zu und klappte ganz automatisch ihre Tasche wieder zu.
    »Danke! Du hast mich dazu gebracht, es mir noch einmal zu überlegen.« Agathe lachte ein wenig und drückte Daisys Arm. »Ich bin bestimmt mutiger, wenn du dabei bist.«
    Sie öffnete die Tür, und die beiden traten auf den Absatz einer schmalen Holztreppe hinaus. Agathe machte einen Lichtschalter ausfindig, hob dann den Saum ihres Kleides und schickte sich an, die Treppe hinaufzusteigen. Sie winkte Daisy, ihr zu folgen.
    »Das ist doch aufregend, nicht?«, stieß sie kichernd hervor. Sie erreichten das oberste Stockwerk. »Jetzt lass mal sehen. Hier entlang,
glaube ich«, verkündete sie, fand einen weiteren Lichtschalter und führte Daisy einen Korridor hinunter. Sie kamen an mehreren geschlossenen verglasten Türen vorbei, hinter denen geheimnisvolle dunkle Räume lagen.
    »Sind das die Räume, die du gemeint hast?«, wollte Daisy wissen und blieb stehen, um durch die Glasscheiben zu spähen. Sie versuchte sich an einer der Türen; sie war verschlossen. »Ich glaube nicht, dass man da viel sehen kann. Vielleicht sollten wir zurückgehen.«
    »Ja, vielleicht«, antwortete Agathe vage. Doch sie ging immer weiter, und Daisy folgte ihr, bis sie zu einer Stahltür mit einem großen roten Schild kamen, auf dem DANGER – ACCÈS INTERDIT stand.
    Begeistert verschlang Agathe die Hände ineinander. »Oh, Daisy, schau nur! Ich glaube, das ist die Tür zum Dach. Kannst du dir vorstellen, was für eine tolle Aussicht man von da hat?«
    »Aber auf dem Schild steht...«, begann Daisy.
    »Ach, sei doch nicht so ein Feigling«, wehrte Agathe ab und lachte leichthin. »Schau, der Schlüssel steckt.«
    Sie schloss die Tür auf, und Daisy fühlte einen Schwall frischer Nachtluft auf ihrem Gesicht.
    Agathe streckte den Kopf hinaus und schnappte nach Luft. »Oh! Einfach unglaublich! Wir sind so nahe bei den wunderbaren Statuen. So eine Chance bekommen wir nie wieder.« Sie drehte sich um und packte Daisy am Arm. »Komm schon«, sagte sie.
    »Na gut, okay«, antwortete Daisy widerstrebend. »Nur mal kurz gucken.«
    Als sie hinaustrat, machte Agathe einen Schritt rückwärts, riss Daisy ihre Abendtasche aus der Hand und warf sie auf den Boden des Korridors. »Die wirst du nicht brauchen«, zischte sie, als Daisy sie verdattert anstarrte. »Und wenn du mich jetzt entschuldigen
würdest, Daisy«, fuhr sie fort und beförderte die Tasche mit einem Fußtritt außer Reichweite, »ich habe etwas Wichtiges zu erledigen. Es gibt da ein Manuskript in Isabelles Wohnung, das für mich bestimmt ist, und ich will nicht, dass du mir in die Quere kommst, okay?« Woraufhin sie Daisy einen gewaltigen Stoß versetzte und sie noch weiter aufs Dach hinausschubste. Instinktiv setzte sich Daisy zur Wehr; sie bekam Agathes Haar zu fassen und zerrte mit aller Kraft daran.
    »Aïe!«, keifte Agathe. »Lass los!«
    Einen Augenblick lang rangen sie verzweifelt auf der Schwelle, keuchten und kreischten, dann fühlte Daisy, wie einer ihrer Stiletto-Absätze nachgab und mit einem Knacken abbrach. Mit wedelnden Armen stolperte sie rückwärts auf das Dach hinaus.
    »Et voilà!«, schrie Agathe triumphierend, knallte die Tür zu und drehte den Schlüssel im Schloss. Daisy warf sich gegen die Tür und trommelte wild dagegen. Doch es

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