Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

High Heels und Gummistiefel

Titel: High Heels und Gummistiefel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
Vom Netzwerk:
nicht so, wie es aussieht. Du weißt nicht alles.« Damit setzte sie sich von Neuem langsam in Bewegung, und Daisy schloss sich ihr an. »Du hast Isabelle nie persönlich kennengelernt, glaube ich?«
    »Na ja, nein«, gab Daisy zu. »Aber...«
    »Oh, deine Freunde in England haben dir bestimmt erzählt, dass sie ganz toll ist.« Agathe lächelte ein wenig.
    »Ja, genau das haben sie getan!«, gab Daisy scharf zurück.
    Sie schritten erst durch einen, dann durch einen zweiten prachtvollen Salon mit vergoldetem Stuck, antiken Spiegeln und Kristalllüstern. Das Ballett war zu Ende, und die Gäste kamen nach und nach aus dem Zuschauerraum, auf der Suche nach einem Drink vor dem Abendessen. Daisy konnte hören, wie ein Orchester im Erdgeschoss einen geradezu ärgerlich romantischen Walzer spielte.
    »Daisy, du musst verstehen, dass Isabelle sehr viel Charme hat. Sie kann sehr überzeugend sein.«

    »Wirklich? Aber habe ich dich nicht sagen hören, sie wäre nichts als ein kleines Mäuschen?«
    »Nun«, fuhr Agathe fort, während sie sich einen Weg durch die wachsende Menge der Feiernden suchten und in einen weiteren prächtigen Salon traten, »ich meinte, sie kann sich interessanter geben, als sie in Wirklichkeit ist.«
    Daisy schaute über die Schulter und überlegte, ob Chrissie und Jules vielleicht mit Isabelle eingetroffen waren. Doch sie konnte später immer noch zu ihnen stoßen. Das hier war wichtig.
    »Du denkst schlecht von mir, nicht wahr?« Agathe sah beschämt aus. »Ich gebe es zu, Clothaire und ich haben schon lange eine Affäre. Mir ist klar, dass das falsch war, aber ich konnte nicht anders.«
    »Ach, tatsächlich?«
    »Verstehst du, ich liebe ihn«, sagte Agathe ernst. »Und ich glaube, dass wir zusammengehören.«
    Daisy sann über diese Worte nach. Sie wusste sehr gut, wie schwer es war, gegen die eigenen Gefühle anzukämpfen. Doch sie durfte sich nicht von Agathe einwickeln lassen.
    »Aber gleichzeitig willst du Isabelle bloßstellen und ihre Karriere ruinieren!«, parierte sie. »Oder kannst du da auch nicht anders?«
    Agathe blieb vor einer weiteren gewaltigen Flügeltür stehen, die geschlossen war. Rasch sah sie sich um und drückte versuchsweise dagegen. Die Tür öffnete sich.
    »Gehen wir hier hinein. Da drin ist es ruhiger.«
    »Isabelles Arbeit gehört ihr «, fuhr Daisy ernsthaft fort, während sie Agathe durch die Tür folgte. »Du darfst nicht behaupten, dass sie von dir ist. Das ist, als ob man die Kollektion eines anderen Designers stiehlt.«
    »Ah, typisch Daisy, denkt ständig an Mode«, bemerkte Agathe und lächelte sie an. »Verstehst du, Professeur Sureau hat andauernd davon geredet, wie klug Isabelle ist – das hat mich wahnsinnig
gemacht. Denn eigentlich, Daisy, woher willst du wissen, dass die Idee für Isabelles Arbeit nicht ursprünglich von mir stammt?«
    Das ließ Daisy verstummen. Denn natürlich hatte Agathe recht – genau wusste sie das nicht. Sie standen jetzt in einem leeren, weniger prunkvollen Raum. Die Geräusche des Balles schienen viel weiter entfernt.
    »Warst du schon einmal in der Oper, Daisy?«, erkundigte sich Agathe im Plauderton. Daisy schüttelte den Kopf. »Es ist wirklich ein prachtvolles Gebäude. Hast du gewusst, dass da oben mal die Ballettschule war, in den Räumen unterm Dach?«, fragte sie weiter und zeigte zur Decke. »Da sind immer die petits rats herumgelaufen, die kleinen Mädchen, die Ballerinas werden wollen, in ihren rosa Tutus. Das war ganz reizend.«
    »Agathe, sag mir die Wahrheit«, verlangte Daisy, ein wenig aus dem Gleichgewicht gebracht. »Hat Isabelle die Idee für ihre Doktorarbeit von dir? Ja oder nein?«
    »Nun ja, auf jeden Fall haben wir über Meredith Quince gesprochen«, antwortete Agathe, schlug die Augen nieder und biss sich auf die Unterlippe. »Ich versuche gerade, mich daran zu erinnern, wie viel genau ich Isabelle gesagt habe, aber, weißt du, als ich ihre Kapitel gelesen habe, da kam mir das alles wirklich bekannt vor. Also habe ich angefangen, mir Gedanken zu machen, und dann schien es einfach nicht richtig, dass sie den ganzen Erfolg einstreichen soll. Was meinst du, Daisy?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete Daisy mit gefurchter Stirn.
    »Siehst du?«, meinte Agathe mit einem kleinen Achselzucken.
    Daisy sah sie an und wurde plötzlich unsicher. Vielleicht hatte sie die Situation ja wirklich falsch eingeschätzt, und doch...
    »Aber warum hast du Isabelle nicht direkt darauf angesprochen? Es kommt mir echt gemein

Weitere Kostenlose Bücher