High Heels und Gummistiefel
geschwankt, welches sie nehmen sollte. Schließlich hatte sie auf Octaves Rat gehört und schlemmte jetzt vergnügt köstliches blassgrünes Apfelsorbet.
»Die meisten von ihren Freunden sind hier, ja. Das da ist Clothaire, ihr Freund, der gerade hereingekommen ist. Der mit Claire redet. Es ist wirklich seltsam, ihn ohne Isabelle zu sehen, weißt du. Normalerweise sind sie immer zusammen.«
Daisy, die gierig ihren Becher ausgekratzt hatte, blickte auf. Das klang ja so was von süß! Isabelle hatte Glück, in so einer romantischen Beziehungskiste zu stecken.
»Ich glaube, ich sollte vielleicht Hallo zu ihm sagen.«
»Komm, ich stelle dich vor.«
Gemeinsam durchquerten sie die Diele, gerade als Clothaire aus der Gruppe auftauchte, die er gerade begrüßt hatte.
»Bonsoir , cher am i «, sagte Octave, während die beiden jungen Männer sich die Hände schüttelten. »Ich habe dir eine hübsche Überraschung mitgebracht: Daisy, Clothaire; Clothaire, Daisy.«
Clothaire sagte Hallo zu Daisy, dann zog er die Brauen hoch und wandte sich an Octave: »Ah , d’accord, je vois.«
Unbeirrt bedachte Daisy ihn mit einem freundlichen Lächeln. »Hi! Schön, dich kennenzulernen! Ich habe das Gefühl, als würde ich dich irgendwie schon kennen! Wegen Isabelle«, fügte sie hinzu, durch sein Schweigen verunsichert.
»Aber du kennst Isabelle ja gar nicht, denke ich«, erwiderte Clothaire und schaute über Daisys Schulter hinweg. Er lächelte irgendjemandem hinter ihr zu.
»Nein. Aber dadurch, dass ich in ihrer Wohnung wohne, kommt es mir vor, als kenne ich sie doch ein kleines bisschen. Und, warst du schon mal bei mir zu Hause?«
»Bitte?« Clothaire zog ein Päckchen Zigaretten aus seinem Jackett hervor und vollführte damit die knappste aller Gesten in Daisys Richtung. Sie schüttelte den Kopf, und er zog eine Zigarette für sich selbst heraus.
»Ich meine, hast du Isabelle schon in London besucht?«
»Noch nicht. Ich fahre bald hin, hoffe ich.« Clothaire zündete seine Zigarette an und blies eine lange Rauchfahne aus. »Gefällt dir Paris?«
»Oh ja! Was ich wirklich ganz toll finde, ist...«
Die dunkelhaarige Claire mit der hochmütigen Miene war wiederaufgetaucht und schob den Arm in Clothaires Armbeuge, um ihn auf sich aufmerksam zu machen. Sie flüsterte ihm etwas zu und lachte.
»Entschuldige mich«, sagte er distanziert und ging davon.
Daisy kam sich seltsam im Stich gelassen vor. Aus irgendeinem Grund hatte sie erwartet, dass Isabelles Freund ein ganz klein wenig neugierig darauf sein würde, was für ein Mensch sie war. Vielleicht war Clothaire ja schüchtern, sagte sie sich. Das wäre nicht überraschend, wenn er so romantisch veranlagt war. Und bestimmt fehlte ihm Isabelle sehr. In diesem Augenblick kehrte Octave, der in eine Gruppe in der Nähe hineingeschlendert war, an ihre Seite zurück, und sie gingen auf den Balkon, um ein wenig Luft zu schnappen. Claires Wohnung nahm das halbe obere Stockwerk ein, und die Aussicht auf die von Bäumen gesäumte Avenue de l’Observatoire und den Jardin du Luxembourg war geheimnisvoll und wunderschön.
»Dir ist doch nicht kalt, hoffe ich?«
»Nein, alles bestens. Ich mag diese Brise.«
»Tout v a bien, Octave?«, erkundigte sich Bertrand und trat zu ihnen auf den Balkon.
»Brauchst du Hilfe?« Stanislas – er war der Größte von den dreien – war auch da.
Octave sah nicht aus, als wäre er sehr erfreut, sie zu sehen. Seine beiden Freunde traten neben Daisy und drängten ihn mit den Ellenbogen beiseite.
»Octave, du beanspruchst la petite Anglaise ganz für dich allein«, beschwerte sich Stanislas und wedelte tadelnd mit dem Finger vor seinem Freund herum.
»Das ist zu viel: Du übertreibst«, befand Bertrand.
»Also, genau genommen bringe ich Daisy jetzt nach Hause«, gab Octave verärgert zurück.
»Oh non , m on vieux. Wir gehen alle zusammen, ja?«, schlug Bertrand vor und legte Daisy den Arm um die Schultern.
Sie schaute alle drei an und lachte. Drinnen im Zimmer konnte sie Agathe sehen, die ihr ein Zeichen gab. »Ehrlich gesagt, Agathe nimmt mich mit«, verkündete sie sittsam.
»Und, hast du dich gut amüsiert?«, fragte Agathe, als sie den verwaisten Boulevard Saint-Michel hinunterschossen, auf dem Weg zu Isabelles Wohnung in der Rue de la Harpe.
»Ja, und wie, vielen Dank«, antwortete Daisy ein wenig schläfrig. »Octave und seine Freunde sind wirklich süß, nicht wahr?«
»Manchmal schon.« Agathe blickte zu Daisy hinüber und
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