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High Heels und Gummistiefel

Titel: High Heels und Gummistiefel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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Daisy folgte Agathe durch endlose Flure, in denen überall lässige junge Männer und Frauen in ernste Gespräche vertieft waren, bis sie in die etwas hellere Küche kamen. »Salut «, sagte Agathe mehrmals und hielt diversen Kussanwärtern die Wange hin. Irgendjemand bot zwei Gläser Champagner an. Während des Fischzuges durch einen der Haupträume, wo Gäste in kleinen Grüppchen auf Sofas oder auf dem Boden saßen und sich unterhielten, wurde Daisy Dutzenden von Leuten vorgestellt. Bald wurde ein Muster sichtbar.
    »Alors, voilà, je vous présente Daisy«, sagte Agathe jedes Mal und trat zur Seite; dann fügte sie hinzu, »qui vient d e Londres .«
    Die Männer küssten Daisy auf die Wangen (sie versuchte, sich den richtigen Dreh dafür anzueignen, indem sie Agathe beobachtete, die dabei auf höchst anmutige Weise unbeteiligt blieb) und nahmen sie dann mit schmalem Lächeln in Augenschein. Die Frauen küssten sie ebenfalls, mit einem kühleren »Bonsoir . Sophie« oder »Bonsoir . Elise «, musterten sie einmal von Kopf bis Fuß und wandten dann den Blick ab. Vielleicht lag das daran, dass sie alle eher wenig gewagt gekleidet waren – viel Schwarz und eine Menge kurze Röcke mit sittsamen Blusen oder Strickjäckchen -, wenngleich Daisy zugeben musste, dass sie alle ziemlich gut aussahen. Es würde Chrissie und die Leser ihres Blogs sicher interessieren, zu erfahren, dass in dieser Runde nicht viele Toupierfrisuren präsent waren. Oder, was das anging, künstliche Sonnenbräune. Dito Cowboystiefel in Bronze-Metallic. Daisy sann gerade darüber nach, als jemand – Octave, oder? – vor ihr auftauchte.
    »Möchtest du tanzen?«
    Daisy lächelte und nickte. Gerade lief eine Art Trance-ähnlicher Hip-Hop, mit völlig unverständlichem Rap auf Französisch.
Nichtsdestotrotz stellte sie erschrocken fest, dass alle paarweise tanzten; die Männer wirbelten die Frauen herum. Das musste dieser Ceroc sein, den die Franzosen von Geburt an beherrschten. Sie blieb stehen und schaute Octave an. »So kann ich aber nicht tanzen.«
    »Aber ja doch. Laisse-toi faire«, widersprach er und legte den Arm um ihre Taille. Nach zwei Gläsern Champagner war es ganz schön, im Arm gehalten und sanft hierhin und dorthin geschubst zu werden. Octave war sehr geduldig, er hielt inne und sammelte sie wieder ein, wenn sie zu weit von ihm fortwirbelte, um seine ausgestreckte Hand zu fassen zu bekommen, und wiederholte bestimmte, komplizierte Schritte, damit Daisy beim nächsten Mal wusste, was sie tun sollte. Wenn man einmal heraushatte, wie es ging, machte es Spaß.
     
    »HAST DU DIR WAS GEANGELT?«
    »NÖ.«
    »ABER DA WAR DIESER KLEINE FRANZOSE, STIMMT’S?«
    Chrissie war wirklich erstaunlich: Seine Antenne funktionierte sogar über den Ärmelkanal hinweg.
    »NA JA, IRGENDWIE SCHON...«
    Das Lied endete, und Octave küsste ihr die Hand, frech, aber charmant. Sie setzten sich zusammen auf ein Sofa und sahen den anderen zu. Allmählich gewöhnten sich Daisys Augen an die stimmungsvolle Beleuchtung. Das Zimmer war riesig und von einem dunkelgoldenen Schein erfüllt.
    »Agathe ist so eine tolle Tänzerin«, bemerkte Daisy wehmütig, als ihre neue Freundin mühelos an ihnen vorbeigeschwebt kam, eine Hand in der ihres Partners und eine brennende Zigarette in der anderen. Wie zum Teufel machte sie das?

    »Ja, sie ist sehr gut«, pflichtete Octave ihr bei, den Blick auf Agathes verschwimmende Silhouette geheftet. »Du aber auch«, fügte er galant hinzu.
    Daisy verbrachte den Rest des Abends mit Octave als Partyführer. Er schien alle und jeden zu kennen, und sie konnte endlich ihre Neugier befriedigen und ein bisschen mehr über diejenigen Gäste herausfinden, die ihr auffielen. Die junge Frau in dem roten Minirock, mit der hochmütigen Miene und dem dunklen Haar, das sie im Nacken zu einem lockeren Knoten geschlungen hatte, war Claire, die Gastgeberin. Die Wohnung gehörte ihren Eltern, doch sie wohnte immer noch hier, genau wie ihre Schwester Amelie – das etwas rundliche jüngere Mädchen dort, das gerade mit Stanislas tanzte.
    »Dann sind das also alles Isabelles Freunde?«, wollte Daisy später wissen, als sie Seite an Seite in der riesigen Diele standen. Auf einem Tisch waren hübsche kleine Goldpapierbecher aufgereiht, jeder mit einer Kugel Fruchtsorbet darin – violettes Johannisbeer-, orangefarbenes Mango-, dunkelrotes Himbeer-, schneeweißes Zitronensorbet. Sehr stilvoll, und Daisy, wie gebannt vor Bewunderung, hatte eine Weile

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