High Heels vs. Turnschuh (German Edition)
die angebrannten Reste aus der Pfanne kratzen, damit ich das Fleisch reinlegen konnte. Wir haben leider keine zwei Pfannen. Für was auch, brauchte ich ja nie. In dem Moment dachte ich mir aber, dass es sicherlich eine lohnenswerte Anschaffung für die Zukunft wäre.
Mit einer Prise Salz und frisch gemahlenen Pfeffer würzen.
Was bitte ist denn ein Prise? Ich kannte zwar den Ausdruck noch von meiner Mutter, aber ehrlich gesagt, hatte es mich nie interessiert was das genau bedeutete. Vielleicht meinte man damit einen Löffel?
Ja, ich glaube schon, zumindest war mir so, als ob. Esslöffel oder Teelöffel? Natürlich fand ich auch dazu wieder nichts im Kochbuch und musste wieder einmal selbst eine Lösung finden. Ich entschied mich für Teelöffel, denn beim Esslöffel kam mir die Salzmenge dann doch etwas viel vor. Auf jedes Fleischstück streute ich also einen Teelöffel Salz und Pfeffer und ab in die Pfanne. Diesmal hatte ich auch nicht das Öl vergessen. Ich briet das Fleisch gut an und vergaß auch nicht den Herd runterzuschalteten. Ich wollte auf gar keinen Fall, dass dieses teure Stück als schwarzer Klumpen auf den Tisch kam. 20 Minuten wendete und drehte ich, damit auch ja nichts passierte. Das sah sogar ganz gut ist, lobte ich mich selbst.
Ich war gerade damit fertig den Tisch zu decken, als ich den Schlüssel im Schloss hörte. Natürlich eilte ich als liebende Frau zur Tür und bereitete Chris einen herzlichen Empfang. Mein Ärger war ja schon verflogen. Dass er mich an seiner Seite hatte, sollte er nicht bereuen.
Die Wohnung ist sauber und der liebevoll gedeckte Tisch, lassen Worte der Liebe nur so aus ihm heraus sprudeln.
»Wow, ich liebe dich mein Schatz, aber ich hatte doch gesagt, du sollst dich schonen. Staubsaugen und Wäschekörbe schleppen übernehme erst einmal ich«, meinte er fürsorglich, aber dennoch erfreut, dass er es nicht tun musste.
Natürlich überhörte ich vor lauter Stolz, die Worte erst einmal . Nein, was schätzte ich mich doch glücklich, einen so tollen Mann abbekommen zu haben, der mir immer wieder anbot zu helfen.
Mit Stolz geschwelltem Bauch, zündete ich die Kerzen an, servierte ihm das Essen und schenkte ihm auch gleich die Karte, wofür er sich liebevoll mit einem Drücker bedankte.
Was? Nur ein Drücker? Verstand er eigentlich, was ich da heute getan habe? Trotz Shopping an einen Mann zu denken, sollte meiner Meinung nach, als 8tes Weltwunder bezeichnet werden.
Wie dem auch sei, er freute sich nicht ganz so, wie ich es mir erhofft hatte, aber ich dachte sportlich. Ihn in Gedanken dabei gehabt zu haben, ist alles.
Gemeinsam aßen wir das, ich muss es leider zugeben, abscheulichste Essen das ich jemals gegessen hatte. Das Gemüse schmeckte angebrannt, obwohl ich die schwarzen Stücke rausgenommen hatte und das Fleisch war eine versalzene, scharfe Masse, die im Mund immer mehr wurde statt weniger. Wie ich heute weiß, nennt man das in Fachkreisen, zäh. Dieses mit Liebe bereitete Mahl, ging ordentlich in die Hose. Enttäuscht nahm ich die Teller und warf den gesamten Fraß, anders konnte man es auch nicht nennen, in den Müll. Chris nahm mich in den Arm und versuchte mich zu trösten.
»Ich finde es toll, dass du es überhaupt versucht hast. Und jetzt lass uns was beim Italiener bestellen, ich hab wirklich Hunger.«
An diesem Abend hatte mich jedoch der Ehrgeiz gepackt und so nahm ich mir vor, künftig ein besseres Essen zu servieren. Natürlich nur freiwillig und aus Liebe.
Ich recherchierte was eine Prise ist, versuchte mich immer wieder aufs Neue am Herd und lernte auch, dass Angebranntes nie zu retten war.
So etwas sollte meiner Meinung nach, aber wirklich in einem Kochbuch stehen. Mein Enthusiasmus wurde nur einmal gedämpft, als ich auf Facebook fragte, was Zwiebeln hacken bedeutete. Die blödesten Kommentare, die man sich vorstellen kann, musste ich lesen. Meine Freundinnen lachten Tränen.
Hallo? Wenn man damit Zwiebeln klein schneiden meinte, warum schrieb man das dann nicht einfach so?
Ich hacke meine Zwiebeln bis heute noch nicht. Ich scheide sie in Ringe, in Würfel, wie auch immer, aber ich schneide. Allerdings muss ich zugeben, dass ich auch heute noch gerne das Essen anbrennen lasse. Chris hat vorsorglich in jedem Zimmer Rauchmelder angebracht. Er meint, »sicher ist sicher.«
So vergingen die Tage, in denen ich mich ernsthaft mit Kochsendungen, Wickelkursen und Haushaltsführung beschäftigte. Selbstverständlich war ich immer noch
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