High Heels vs. Turnschuh (German Edition)
streiten. Hatte er vielleicht recht mit dem was er sagte? Am liebsten hätte ich mich entschuldigt. Aber wofür eigentlich? Dass ich nicht kochen wollte? Wieder bäumte sich mein altes Ego dagegen auf. Nein, auf gar keinen Fall! Ich hatte nichts falsch gemacht. Bockig, den ganzen Tag darüber nachdenkend, fasste ich den Entschluss, auf gar keinen Fall nachzugeben. Sollte er doch sehen, wo er sein Essen herbekommt.
Aber was soll ich sagen, ich bin, seit dem ich Mutter bin, ein ganz neuer Mensch geworden. An diesem Abend kochte ich dann doch sein Lieblingsgericht und natürlich zeigte es Wirkung. Er nahm mich in den Arm und meinte, »so liebevoll habe ich dich damals kennengelernt«.
Hat er? Meine Erinnerungen bezüglich des Kochens waren etwas anders.
Tja, unterschiedlicher könnte das Erinnerungsvermögen von Mann und Frau gar nicht sein. Nichts desto trotz, damit hatte ich 1:0 verloren. Dieser Streit hatte jedoch die ersten Kratzer in meiner Heilen-Welt-Fassade hinterlassen, denn ich eilte nicht mehr an die Haustür, wenn mein Mann nach Hause kam. Der erste Gang in die Küche um zu sehen, was es zu essen gab, ging mir eben gewaltig auf die Nerven.
Hätte ich damals nur nicht diesen genialen Koch-Einfall gehabt.
Aber so schnell wollte ich auch wieder nicht aufgeben, deshalb fragte ich nach ein paar Tagen, »Schatz, was hältst du davon, dieses Wochenende mal wieder Essen zu gehen?«
Er schaute mich, tatsächlich wieder erstaunt an, meinte aber einlenkend, »Schatz, du kannst mittlerweile so gut kochen. Du weißt, dass ich dein Essen liebe und außerdem sollten wir, da Du ja nicht mehr arbeiten gehst, etwas mehr auf das Geld schauen.«
Keine Frage, er sagte dies auf sehr nette Weise und seine Argumentation konnte ich nicht aushebeln, aber das hatte ich nun davon, dass ich beim ersten Streit nachgegeben hatte. Nun stand es 2:0 für ihn. Es würde hart bis aussichtslos werden, mich meiner Herdrolle zu entledigen. Wohl aber eher aussichtslos, denn irgendwann würde ja auch Julian mit Fläschchen und Gläschen nicht mehr satt zu bekommen sein.
Sie besitzen zudem Cateringerfahrung und haben den Wunsch dieses Wissen, morgens, mittags und abends zur Verfügung zu stellen.
Ehrlich gesagt, von wollen kann überhaupt keine Rede sein. Trotzdem betrachte ich diese Aufgabe als erfüllt
.
Am Sterbebett
Das Glück im Muttersein liegt ja bekanntlich darin, sein Kind in den Phasen seiner Entwicklung zu beobachten, es zu unterstützen und immer da zu sein, wenn es dem Kind nicht gut geht. Als Mutter tue ich dies selbstlos und es bedarf auch keiner großen Mühen. Aber da gab es einen Punkt in der Stellenbeschreibung, der mich wirklich fast an die Grenze brachte.
Als ich unserem Sohn das Fläschchen bereitete, ich glaube, es war gerade 5:30 Uhr, da war mir, als hörte ich Chris im Schlafzimmer stöhnen. Voller Sorge stellte ich das Fläschchen ab und eilte zu ihm ans Bett. Es musste bestimmt etwas ganz schlimmes sein, so wie er sich anhörte. Wie ein Häufchen Elend lag er da und jammerte, »mir geht’s so schlecht, ich hab Schnupfen und Halsschmerzen.»
Hm…, Schnupfen also. Baff über seine Wehleidigkeit, fühlte ich die Stirn, die aber weder heiß noch feucht war. Nein, Fieber hatte er schon mal nicht. Ich schüttelte seine Kissen auf und sagte, »Schatz, von ein bisschen Erkältung stirbt man nicht, ich mach Dir einen Tee.«
Seine Antwort war ein unverständliches Gejammer.
Kopfschüttelnd ging ich zurück in Küche, die nur eine Tür weiter lag. Dies erwähne ich jetzt auch nur deshalb, weil, wie Sie später noch erfahren werden, Chris fast eine Survivalausrüstung benötigt hätte, nur, um eine Tür weiter zu gehen.
Und so bereitete ich ein Fläschchen für das Kind und einen kräftigen Salbei Tee, (ist gut für den Hals) für meinen lieben Schatz, der ja im Sterben lag.
Die Sterblichkeitsrate für Männer mit Schnupfen, Husten oder Halsschmerzen ist ja bekanntlich sehr hoch. Erstaunlich wie Frauen es aber dennoch immer wieder schaffen, ihn aus den Klauen des Todes zu befreien.
Nachdem füttern und wickeln sah ich erneut nach Chris, aber zwischenzeitlich war er völlig entkräftet wieder eingeschlafen war. So schlich ich mich um 8:00 Uhr leise (ich wollte Chris ja nicht wecken) mit Julian aus dem Haus. Schneller als sonst hetzte ich durch den Drogeriemarkt, holte neue Windeln aus dem Regal und stoppte auf dem Heimweg noch in der Apotheke um Nasenspray und Halsschmerztabletten zu
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