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High Heels vs. Turnschuh (German Edition)

High Heels vs. Turnschuh (German Edition)

Titel: High Heels vs. Turnschuh (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Clayton
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besorgen.
    Wieder Zuhause, empfing er mich mit den Worten, «ich hätte sterben können und du hättest es nicht mal bemerkt. Du gehst ja lieber wieder mal shoppen.»
    Ich hätte ihm gern den Kragen umgedreht und ihm einen Grund für sein Unwohlsein zu geben, stattdessen legte ich ihm die Medikamente und Taschentücher zurecht und ließ ihn wieder allein, mit seinem Schnupfen.
    Lieber wieder mal Shoppen , was sollte das denn? Was wusste er denn schon von Shoppen. Shoppen bedeutet etwas Schönes, etwas was Spaß macht und einen Mehrwert für mich als Frau hat. Da fällt Windeln oder Medikamente zu holen ganz sicher nicht darunter. Hierfür kann man allenfalls den Oberbegriff Erledigungen oder Besorgungen verwenden. Vielleicht blockierte sein Schnupfen ja das Denkzentrum, also ließ ich es dabei bewenden.
    Stattdessen wickelte ich Julian, bereitete eine leichte Brühe für den sterbenden Schwan im Schlafzimmer und nahm die Vorhänge zum Waschen ab. Danach lud ich die Waschmaschine voll und bügelte noch den gestrigen Berg weg. Ich wechselte zwischen Kinderzimmer, Schlafzimmer und Haushalt in regelmäßigen Abständen hin und her. Mittlerweile war es war bereits 13:00 Uhr geworden. 6 ½ Stunden war ich demnach jetzt schon auf den Beinen und hatte bisher weder gefrühstückt noch zu Mittag gegessen. Andere hatten jetzt schon fast wieder Feierabend, während ich noch nicht einmal zum Duschen gekommen war und meine Haare wieder einmal nur zum Dutt zusammengebunden trug. Egal, jetzt würde ich mich erst mal hinsetzen und wenigsten ein Brot essen. Egal was passiert, ich würde nicht aufstehen.
    «Schatz», kam es aus dem Sterbezimmer.
    Ich stellte mich taub, lehnte mich zurück und biss noch einmal herzhaft von meinem Brot ab. »Schaatz…«, »Schaaaaatz…«
    Oh man, was ist denn nun schon wieder? Wie kann man denn nur so penetrant sein? Ich warf mein Brot zurück auf den Teller, stand auf und riss ziemlich genervt die Schlafzimmertür auf.
    Mit einem Lächeln fragte ich jedoch, »was ist denn los, mein Schatz?«
    »Ich brauche unbedingt neue Taschentücher«, gab er sehr geschwächt von sich. Da er ja so oft nach mir rufen musste, brachte ihn das dem Tode noch ein Stückchen näher. So wie Chris tat, konnte ich für morgen Früh den Bestatter bestellen.
    »Kannst du nicht selber aufstehen?«, fragte ich ihn.
    »Wenn ich das könnte, würde ich es doch tun. Merkst Du denn gar nicht, wie schlecht es mir geht? Ich kann kaum atmen und mein Hals tut so weh, dass ich fast nicht sprechen kann«, krächzte er mich an.
    Naja, bei einem so einem Getue würde mir auch die Luft weg bleiben und der Hals schmerzen, dachte ich, sagte aber, »ok, ich bring dir welche». Ich ging ins Badezimmer und holte aus dem Schrank ein neues Päckchen heraus. Und weil ich jetzt eh schon im Schlafzimmer war, um ihm Taschentücher zu bringen, machte ich mich auch gleich daran, die benutzten, zusammengeknäulten Taschentücher neben dem Sterbebett, ehemals Ehebett, wegzuräumen. Wenn ich mir mal bloß nichts einfange, ging es mir gerade durch den Kopf, als ich schon in etwas nasses, klebriges, einfach Ekliges griff. Na Super. Besser konnte es doch gar nicht laufen. An essen war jetzt nicht mehr zu denken. Völlig angeekelt, wusch ich meine Hände, als ich ihn schon wieder stöhnen hörte. Herr Gott nochmal, ich tat mir wirklich schwer das Ganze noch ernst zu nehmen und meine Gutmütigkeit wurde sehr strapaziert.
    So liebevoll, wie ich es unter diesen Umständen überhaupt noch zustande brachte, rief ich ihm ins Gedächtnis, seine, vor dem sicheren Tod bewahrenden Nasentropfen und Halstabletten einzunehmen, kochte abermals Tee und stellte die Tasse mit bissigem Unterton, »Vorsicht heiß«, neben dem Bett ab. Der Tag verging indem ich mich abwechselnd um Julian und um Chris kümmerte.
    Bis alle soweit versorgt waren, dass der Nachtruhe nichts mehr entgegenstand, war es 21:00 Uhr geworden. Eine Stunde später als sonst. Mein Brot lag immer noch unangetastet auf dem Tisch, aber ich war jetzt einfach zu müde um noch Essen zu können. Außerdem war es sicherlich auch nicht mehr genießbar. Ich räumte meine Mittagspause in die Küche und setzte mich auf den Couch. Ich wollte jetzt einfach nur noch entspannen und einen Film sehen, aber Minuten später war ich auch schon eingeschlafen.
     
    Der nächste Morgen begann genauso, wie der vorherige geendet hatte. Außer Mutter, Haushälterin und liebender Ehefrau war ich auch noch Krankenschwester. Allerdings hat

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