Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
Vom Netzwerk:
Hat er Euch auch erzählt, ob er vorhatte, zusammen mit Soldat MacCallum zu desertieren?«
    »Er hat sich an diesem Abend mit MacCallum gestritten. Das können auch andere bezeugen. Er wollte ihn von seinem Fehler abbringen. Aber Soldat MacCallum wollte einfach nicht hören. Er ist während der Nacht aufgebrochen. Soldat Macdonald hat das erst im Morgengrauen bemerkt. Dann ist er aufgestanden und wollte das Dämmerlicht nutzen, um etwas zu essen für mich zu holen.«
    »Aber die Zeugen haben erklärt, dass der Angeklagte bei seiner Flucht seinen Ranzen und sein Gewehr bei sich trug …«
    »In den Ranzen wollte er das Essen stecken, Sir. Und das Gewehr … Niemand würde es doch wagen, unbewaffnet in den Wald zu gehen… bei den Wilden, die dort lauern …«
    »Hmmm …«
    Verblüfft starrte Alexander Christina an, die da vollkommen dreist einen Meineid leistete. Er konnte es einfach nicht begreifen. Das junge Mädchen versuchte, ihm das Leben zu retten, indem sie eine vollständig an den Haaren herbeigezogene Geschichte erzählte. Doch sie war nicht zu widerlegen. Wer hätte sie der Lüge zeihen können? Niemand außer Leticia. Und vielleicht Sergeant Campbell und die anderen Männer, die ihn festgesetzt hatten. Merkwürdigerweise hatten sie Leticia nicht erwähnt.
    Als sie ihre Aussage beendet hatte, wurde Christina vom Gericht entlassen und ging hinaus. Man befragte auch zwei Männer vom Küchenpersonal, die erklärten, sie hätten mehrmals gesehen, wie er um die Küchenwagen herumgeschlichen sei und sich dort zu schaffen gemacht habe, was nicht einmal verkehrt war. Anschließend wurde Alexander aufgefordert, vorzutreten und zu seiner Verteidigung zu sprechen. Der junge Mann hatte gar keine andere Wahl, als Christinas Erklärungen zu bestätigen.
    Nachdem das Gericht die Beweise gegen ihn und seine eigenen Einlassungen abgewogen hatte, zog es sich kurz zurück, um dann sein Urteil zu verkünden. Stoisch wartete Alexander darauf, dass das Henkersbeil herabsauste.
    »Soldat Alexander Macdonald von Glencoe, im Dienst unter dem Kommando von Hauptmann Donald Macdonald im 78. Regiment der Fraser Highlanders«, begann der Vorsitzende der Versammlung, »vernehmt nun Euer Urteil … Das hier unter dem Banner Seiner höchst ehrwürdigen Majestät von Britannien, König George II., zusammengetretene Gericht ist, nachdem es sowohl die Aussagen gehört hat, welche die Anklage stützen, als auch die der Verteidigung gewürdigt und abgewogen hat, zu der Ansicht gelangt, dass der Angeklagte des Verbrechens der Fahnenflucht, so wie es in Artikel 1, Abschnitt 6 des Kriegsgesetzes definiert wird, nicht schuldig ist. Von diesem Vorwurf ist er ehrenhaft entlastet. Was den zweiten Anklagepunkt angeht, namentlich den Diebstahl von Esswaren, so ist das Gericht zu der Auffassung gelangt, dass er dieses Verbrechens schuldig ist. Daher verurteilt es ihn zu zweihundert Peitschenhieben auf den nackten Rücken. Das Urteil wird morgen früh um Punkt acht Uhr vollstreckt. Bis dahin bleibt der Gefangene in Haft. Wenn er es wünscht, kann er mit seinem Regimentsgeistlichen sprechen. Kommen wir zum nächsten Fall …«
    Alexander wandte sich zu Archie um. Der lächelte ihm zu und neigte den Kopf. Er gab sich Mühe, sein Lächeln zu erwidern, denn er hatte begriffen, dass Archie hinter dieser Komödie steckte, die zu seinem Freispruch beigetragen hatte. Sergeant Campbell, der hinter ihm stand, starrte ihn durchdringend an. Sie waren noch nicht fertig miteinander. Roddy Campbell hatte seine Rache nicht bekommen.
     
    »Einhundertvierzehn!«
    Die neunschwänzige Katze pfiff durch die Luft. Alexander spürte, wie ihre Riemen ihm die Haut aufrissen. Unwillkürlich wölbte sich sein Rücken, und er machte den Nacken steif. Ein raues Stöhnen stieg in seiner Kehle auf und wurde von ihm mit zusammengebissenen Zähnen erstickt. Er versuchte, nur an Leticia zu denken und betete, seine Qual möge nicht umsonst sein. Aber der Schmerz wurde immer stärker, war nicht mehr auszuhalten und erfüllte seine ganze Welt.
    Die Trommel rollte; der Offizier zählte mit lauter Stimme die Hiebe ab. Die Geräusche drangen wie durch dichten Nebel zu ihm. Nach und nach unterhöhlte der Schmerz seine Widerstandskraft. Wie oft war er schon ohnmächtig geworden? Zweimal, dreimal? Er konnte sich nicht mehr erinnern …
    »Einhundertfünfzehn!«
    Ein neues Pfeifen, ein neuer Schmerz. Verzweifelt unterdrückte er seinen Schrei und stemmte sich gegen den Querbalken, an den

Weitere Kostenlose Bücher