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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Wort.
    »Seid Ihr auf dem Heimweg?«
    »Ähem… nein. Eigentlich warte ich… auf meine Cousine Mado … die aber nicht gekommen ist. Wir wollten ein Picknick veranstalten.«
    »Verstehe. Dann geht Ihr wohl allein? Wenn Ihr nicht nach Hause zurückkehrt?«
    Sie erschauerte unter dem Blick seiner kristallklaren, blauen Augen und antwortete nicht sogleich.
    »Das … das sollte ich wohl tun.«
    Zugleich war sie sich nicht so sicher, ob sie das wirklich wollte. Die Vorstellung, sich allein zum Picknick zu setzen, wirkte nicht besonders einladend. Aber sie hatte auch keine Lust, gleich wieder nach Hause zu gehen. In der Stille erklangen die Schreie der Gänse. Mit einem Mal kam ihr eine Idee…
    Und wenn sie ihn einlud? Was für eine Vorwitzigkeit! Nein, das wäre ja nur, um sich für seine mutige Tat zu bedanken. Aber das hatte sie ja schon so oft getan … Außerdem hatten sie keine Anstandsdame, die sie hätte begleiten können! Vielleicht konnte sie Mamie Donie bitten. Allerdings war die alte Dame zu betagt, um die Côte Sainte-Geneviève hinunterzuklettern und bis zur Mühle zu wandern. Und außerdem hätte ihre Amme bestimmt etwas dagegen, dass sie Umgang mit diesem Mann pflegte, und sie würde die gleichen Argumente anführen wie Madeleine. Ach, diese verflixten Anstandsregeln!
    »Habt Ihr schon gegessen, Alexander?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ich lade Euch ein… wenn Ihr mögt.«
    »Mich?«
    Sie lud ihn ein, mit ihr zu essen? Was für eine seltsame Frau. Er hatte schon vermutet, dass sie kühn war: Ihr Verhalten grenzte oft an Leichtsinn. Er hatte sich ihre Spontaneität mit ihrer Jugend und großen Naivität erklärt. Aber das hier? Sogar seine Schwester Mary ließ sich von einer Freundin begleiten, wenn sie mit einem jungen Mann spazieren ging. Was wollte diese junge Frau? Was erwartete sie von ihm, einem einfachen britischen Soldaten?
    Er wusste, dass gewisse Kanadierinnen aus den besseren Kreisen, Witwen oder alleinstehende Damen, sich durchaus von englischen Offizieren ansprechen ließen und ohne Scheu ihre Essenseinladungen annahmen. Nachdem der französische Adel in alle Winde zerstreut war, blieb den Franzosen nichts anders übrig, als Umgang mit den Engländern zu pflegen, wenn sie sich ein wenig unterhalten wollten. So war ins Château Saint-Louis, die Residenz des Gouverneurs, erneut die Atmosphäre von einst eingekehrt, wenngleich auf Grund der Hungersnot unter weniger Prunkentfaltung.
    Aber dieses Mädchen? Er konnte schwer glauben, dass eine so hübsche Frau sich für ihn interessierte. Außerdem war sie sicherlich mit einem hochrangigen Herrn aus der Kolonialgesellschaft verlobt. Vielleicht wollte sie sich ja einfach nur amüsieren, so wie die anderen. Sollte er so dumm sein und zurückweisen, was sie ihm freiwillig anbot? Er verneigte sich leicht und suchte in ihren von der Krempe ihres breiten Strohhuts beschatteten grünbraunen Augen nach dem mutwilligen Funkeln, das oft im Blick leichter Mädchen zu finden war.
    »Ich begleite Euch sehr gern, Mademoiselle Lacroix, wenn Euch das Freude bereitet und Euch ein wenig zerstreut.«
    Sie schenkte ihm ein seliges Lächeln, ging voran und schlug den Weg ein, der hinter der Gartenmauer zwischen den Nebengebäuden des Klosters verlief.
    Isabelle ignorierte die neugierigen Blicke, mit denen sie bedacht wurden, und marschierte querfeldein. Alexander genoss es, ihr zuzusehen. Der Pflanzenwuchs schien vor der jungen Frau zurückzuweichen, die wie eine Feder im warmen Wind vor ihm herschwebte. Ihren Füßen war es offenbar gleich, wohin sie sie setzte; sie raschelten leise im Gras.
    Als sie mit einer Hand ihre Röcke hob, um über einen Bach zu springen, enthüllte sie einen zarten Knöchel, der gleich wieder verschwand, als sie lachend hinüberhüpfte. Ihr bauschiger Rock breitete sich um sie wie ein Kranz von Blütenblättern. Sie wirkte wie eine Lilie in einem Strauß Disteln, als sie mit einem Lächeln herumwirbelte, um ihn anzusehen.
    Im Sonnenlicht schimmerte die Haut ihres Gesichts, die ihr schneller Lauf rosig überhaucht hatte. Gott segne den Schmetterling, der sich auf diesen cremeweißen Samt setzen darf, dachte er. Das Bild, das sie ihm bot, ließ ganz neue Gefühle in seinem Herzen aufsteigen, und es schlug mit einem Mal in einem anderen Rhythmus.
    Ihre Röcke hatten sich in einem stachligen Busch verfangen. Als sie daran zerrte, riss sie eine Blüte ab, die zu ihren Füßen in das niedergetretene Gras fiel. Er bückte sich, um sie

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