Highland-Saga 03 - Schild und Harfe
Ich würde sagen… großartig!«
Während er aß, beschrieb er ihr sein Land, erklärte ihr seine Traditionen und erzählte ihr ein paar komische, wenngleich harmlose Anekdoten aus seiner Kindheit. Ihr Gespräch verlief in einem scherzhaften Ton, doch ihre Augen redeten eine ganz andere Sprache. Nach einigen Minuten verstummte Alexander. In der Stille war nur das Summen der Bienen zu hören, die begehrlich die Restes ihres Mahls umschwirrten.
»Und Ihr?«, fragte er schroff, um sich wieder zu fangen.
»Ich? Was möchtet Ihr denn von mir wissen?«
Lachend streckte er sich aus und stützte sich auf einen Ellbogen. Die Sonne schien durch Isabelles fliegendes Haar und überhauchte es wie mit schimmerndem Goldstaub. Am liebsten hätte er mit der Hand darübergestrichen.
»Na ja, Ihr wisst schon! Was man sich so für gewöhnlich erzählt.«
»Ihr macht Euch lustig über mich, Alexander Macdonald«, meinte Isabelle und lachte ebenfalls. »Meine Familiengeschichte ist auf jeden Fall ein wenig komplizierter als die Eure. Ich habe zwei Brüder aus der ersten Ehe meines Vaters, und dann noch zwei weitere aus seiner zweiten mit meiner Mutter. Alles Brüder. Deswegen ist mir auch meine Cousine Madeleine so teuer. Sie ist die Schwester, die ich nie gehabt habe. Mein Vater ist Kaufmann, so wie sein Vater vor ihm.«
»Und wahrscheinlich ist auch einer Eurer Brüder Kaufmann geworden!«
»Oh! Nun ja, Étienne ist im Pelzhandel tätig, doch er interessiert sich nicht wirklich für Geschäfte. Und Louis ist Bäcker. Guillaume studiert noch am Priesterseminar. Das hat er jedenfalls … bevor der Unterricht dort eingestellt wurde.«
Isabelle hielt mit einer Hand ihren Hut fest, den der Wind ihr abzureißen drohte, und sah auf das glitzernde Wasser des Saint-Charles-Flusses, das durch die Büsche zu erkennen war. Alexander spürte ihre unguten Gefühle und sagte sich, dass er diese Frage nicht hätte stellen dürfen. Mit Sicherheit gehörten die Brüder der jungen Frau der Miliz an. Vielleicht war ja sogar einer von ihnen bei einem Scharmützel oder bei der Schlacht auf den Höhen getötet worden.
»Verzeiht mir meine Indiskretion, Mademoiselle. Ich…«
Isabelle verzog leicht den Mund.
»Dann ist da noch der Jüngste, Paul. Er träumt von einer Militärlaufbahn.«
»Der Kleine, der auf den Höhen Krieg spielen wollte?«
»Ja, derselbe. Aber keine Bange, ich habe ihn ordentlich ausgescholten. So etwas wird er so schnell nicht mehr anstellen, glaubt mir.«
Sie löste die breite Seidenschleife unter ihrem Kinn, zog den Strohhut aus und legte ihn unter ihr Cape ins Gras. Ein paar Blätter waren auf das Tischtuch gefallen. Mit einer anmutigen Bewegung nahm sie eines weg, das auf dem Teller mit den Keksen gelandet war. Kurz betrachtete sie die lebhaften Farben und ließ es dann auf einem Luftwirbel davonschweben, der es über ein paar Essigbäume trug. Die Locken, die unter ihrer Haube hervorlugten, tanzten um ihr Gesicht. Der leichte Fichu war von ihren schmalen Schultern geglitten.
Alexander betrachtete die Rundung ihrer Brüste und ließ seinen Blick dann an dem zarten Hals entlang bis zu ihrem Rosenknospenmund hinaufwandern, der sich köstlich wölbte. Diese Frau stürzte ihn in Verwirrung. Er wurde sich bewusst, dass sein Blick sehr unschicklich war, und wandte ihn den blitzenden Sonnenreflexen auf dem Fluss zu. Doch Isabelles Bild stand ihm dennoch deutlich vor Augen.
Eine gewisse Verlegenheit bemächtigte sich der beiden. Isabelle sah sich um und kramte in dem leeren Korb herum. Eine Flut von Empfindungen brodelte in ihrem Blut.
»Mögt Ihr Oliven mit Anchovis?«, fragte sie schließlich, um ihre Unsicherheit zu kaschieren.
Er fuhr zusammen, als sie seinen Arm berührte. Ein Tropfen Wein schwappte aus seinem Glas und landete auf seinem Ärmel.
»Oh! Euer Hemd … das gibt einen Flecken. Meine Schuld.«
»Das macht doch nichts.«
»Tut mir schrecklich leid, Alexander … Wartet.«
Sie tränkte eine Serviette mit Wasser und rieb auf dem Flecken herum. Durch sein Hemd hindurch spürte er die Wärme ihrer Finger und schloss die Augen.
»So! Ganz habe ich ihn nicht wegbekommen, aber so lässt er sich später besser auswaschen.«
»Tapadh leat .«
»Was bedeutet das?«
»Danke.«
»Yi … wilcome, Mister Macdonald «, radebrechte sie. Keine Ursache, Mr. Macdonald.
Sie brachen in Gelächter aus. Er fand sie so schön, wenn sie lachte. In ihren Wangen erschienen dann zwei niedliche Grübchen. Ihre vollen Lippen
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