Highland-Saga 03 - Schild und Harfe
nachgelaufen?«
»Isa! Das konnte ich doch nicht tun!«
Madeleine hatte nicht die geringste Lust, über diesen Mann zu reden. Obwohl sie wusste, dass er Isabelle wahrscheinlich das Leben gerettet hatte, konnte sie einfach nicht vergessen, dass er zu den Engländern gehörte, durch die Julien in Gefahr war, von dem sie keine Nachricht hatte. Seit seinem letzten Brief waren schon drei Wochen vergangen. Desjardins, der alte Schmied, hatte ihn ihr gebracht. Darin schrieb Julien, ihm gehe es gut und er sehne sich nach ihr; die Nächte ohne sie seien lang und kalt. Aber er gebe die Hoffnung nicht auf, sie bald wiederzusehen … Vielleicht gelang es ihnen dann, das Kind zu zeugen, auf das sie schon so lange hofften … Sie hatte stundenlang geweint, nachdem sie seinen Brief gelesen hatte.
Wenn sie wenigstens in der Lage wäre, ihm dieses Kind zu schenken, das er sich so gewünscht hatte, ehe dieser elende Krieg begann! Dann hätte sie jetzt einen Teil von ihm bei sich gehabt. Doch durch die Schuld dieser verfluchten Engländer waren sie jetzt voneinander getrennt und hatten alles verloren. Das kreidete sie Alexander an, und sie nahm es auch Isabelle übel, die sie nicht verstand und ihr Unglück nicht mit ihr teilte. Sie beneidete sie, weil sie die Hand des Mannes, den sie liebte, berühren, ihn küssen und sich an ihn schmiegen, seine Stimme hören konnte, die ihr zärtliche Worte zuflüsterte …
Zum ersten Mal war sie wirklich eifersüchtig auf diese Cousine, die sie im Grunde wie eine Schwester liebte, und das machte sie unglücklich. Sie gab sich große Mühe, gegen dieses Gefühl anzukämpfen, doch nichts fruchtete. Wie es im Sprichwort hieß: Das Glück des einen ist das Unglück des anderen. Da sie Isabelle nicht die Schuld geben wollte, hatte Madeleine sich Alexander zum Sündenbock erkoren. Sie machte ihn für all ihr Unglück verantwortlich, das zugleich sein Glück bedeutete.
Doch Glück war etwas sehr Vergängliches, das würde der Schotte schon noch erfahren. Die junge Frau hatte eine bedeutende Mission, und sie würde sich seiner ohne sein Wissen bedienen, um den Untergang der Engländer ins Werk zu setzen. Isabelle war dazu noch zu jung und naiv. Aber eines Tages würde sie begreifen, welchen Fehler sie begangen hatte. Wie hatte sie nur so rasch den gut aussehenden Nicolas vergessen können, um sich auf eine aussichtslose Romanze mit einem ungehobelten Soldaten einzulassen? Nein … wenn die Armee des Königs von Frankreich siegreich durch die Tore von Québec marschierte und sie ihren stolzen Hauptmann auf seinem Schlachtross erblickte, würde sie sogar den Namen ihres Schotten vergessen.
»Und worüber unterhaltet ihr euch?«
»Über alles und nichts. Er erzählt mir von seinem Land und seinen Sitten und Gebräuchen. Was seine Familie oder ihn selbst angeht, ist er nicht besonders gesprächig. Ich vermute, dass er ein wenig schüchtern ist. Wusstest du, dass er die Engländer ebenso wenig liebt wie wir?«
»Warum kämpft er dann unter ihrer Flagge?«
»Er hatte keine andere Wahl. Sein Volk hungert; seine Leute werden in den Bergen, wo sie leben, verfolgt. Deswegen hat er sich als Söldner verdingt… Er sagt mir auch oft etwas in seiner Sprache vor. Kannst du dir vorstellen, dass er drei Sprachen beherrscht, Mado? Seine Muttersprache ist das Gälische. Ich habe es aufgegeben, sie zu lernen; sie ist zu schwierig. Dann spricht er Englisch, und zwar einen Dialekt, den er Scots nennt und der ganz anders klingt als das normale Englisch. Und sein Französisch ist ebenfalls gut, trotz seines starken Akzents. Ich muss gestehen, dass es mir gut gefällt, wie er meinen Namen ausspricht …«
»Redet er mit dir über Murrays Pläne?«
»Er ist nur ein einfacher Soldat, Mado, kein Offizier. Was Gouverneur Murray vorhat, ist ihm herzlich egal.«
»Aber er muss doch hören, was die Offiziere miteinander reden … Bestimmt hat er eine Vorstellung davon, wann die Verstärkung und der Nachschub erwartet werden …«
Isabelle rekelte sich im Bett.
»Warum fragst du mich das? Was interessiert dich so daran?«
Madeleine biss sich auf die Lippen und suchte nach einer Ausrede.
»Nun ja, wir haben nichts mehr zu essen, oder jedenfalls fast nichts… Und…«
»Mado?«
»Hmmm?«
»Ich glaube, ich liebe ihn.«
»Und er? Hat er dir gesagt, dass er deine Liebe erwidert?«
»Das braucht er mir nicht zu sagen; ich spüre es. Manchmal bringen Taten Gefühle besser zum Ausdruck als Worte.«
»Du solltest nicht
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