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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Begehren mit Liebe verwechseln, Isa. Für einen Mann besitzt das Wort Liebe oft eine ganz spezielle Bedeutung. Er begehrt dich vielleicht. Aber liebt er dich wirklich?«
    Isabelle gab keine Antwort.
    »Gib ihm keine Gelegenheit, dir weh zu tun. Du wirst ganz allein leiden, während er sich bei seinen Kumpanen rühmen wird, alles von dir bekommen zu haben. Und was ist mit deinem Seigneur des Méloizes? Willst du für einen kleinen Soldaten, der nicht das Schwarze unterm Fingernagel besitzt, eine gute Partie fahren lassen? Willst du dir seinetwegen die Aussicht auf eine gute Heirat zunichtemachen?«
    Isabelle drehte sich um und wandte ihrer Cousine den Rücken zu.
    »Ich mache mir doch nur Sorgen um dich, Isa!«
    »Ich bin müde, Mado. Gute Nacht.«
    »Isa…«
    Keine Antwort. Eine tiefe Trauer ergriff Madeleine. Etwas zwischen ihnen war zerbrochen. Warum musste der Krieg sogar Menschen entzweien, die sich liebten? Seufzend schloss die junge Frau die Augen.
    »Gute Nacht, Cousine.«
     
    Couperins Musik erfüllte den Salon. Isabelles Finger tanzten über die Tastatur und spielten eine Polonaise. Da störte ein Quieken die Harmonie.
    »Ti’Paul! Schaff dieses Tier hier fort, ich übe!«
    »Ich habe es nicht hereingelassen, Isa. So ein Schwein lässt sich nicht so leicht einfangen!«
    »Pack es am Schwanz, und binde es an der Wand fest, damit endlich Ruhe ist!«
    Sprachlos starrte Ti’Paul sie an.
    »Ich soll ein Ferkel mit dem Schwanz an die Wand binden? Wie soll das denn gehen?«
    Isabelle konnte sich vor Lachen kaum auf ihrem Schemel halten. Charles-Hubert seufzte. Es war lange her, dass er seine Tochter so herzlich hatte lachen hören. Drei Wochen waren vergangen seit… er weigerte sich, das Wort auch nur in Gedanken auszusprechen. An jenem Tag war seine Nichte Marguerite – Schwester Clotilde – in Tränen aufgelöst zu ihm gekommen. »Es ist schrecklich! Meine liebe Cousine Isa… Wie furchtbar!« Aus ihrem Schluchzen hatte Charles-Hubert die Worte überfallen, Engländer und Gewalt angetan herausgehört. Da hatte er begriffen, was sie ihm zu erklären versuchte: Sein kleines Mädchen war von einem Engländer vergewaltigt worden!
    Er hatte Gehrock und Stock ergriffen und war durch die Obstpflanzung ins Kloster gestürzt. Unterwegs hatte er schon geglaubt, es nicht zu schaffen, denn er hatte mehrmals anhalten müssen, so stechend war der Schmerz in seiner Brust gewesen. Aber sein altes Herz hatte durchgehalten. Er hatte seine Tochter in einem Krankenzimmer vorgefunden, gewaschen und frisch angekleidet. Sie war ihm so zerbrechlich vorgekommen. Ihre linke Wange war von einem Schlag angeschwollen. Das gibt sich wieder , hatte er sich gesagt. Sorgen machte er sich vor allem um ihre Gemütsverfassung.
    Die Vorsteherin des Klosters hatte ihn in ihr Arbeitszimmer gerufen. Ohne ihre strenge Miene zu verziehen, hatte sie ihm kühl die Tatsachen mitgeteilt. Auch Marcelline war den Verbrechern zum Opfer gefallen, und der unglückliche Toupinet war getötet worden. Die jungen Frauen hatten noch Glück im Unglück gehabt. Eine Abteilung Highlander war ihnen zu Hilfe gekommen. Ein wenig später, und … Es hätte viel schlimmer kommen können.
    »Viel schlimmer? Aber was hätte Isabelle Schlimmeres zustoßen können, als vergewaltigt zu werden?«, hatte er ausgerufen und seinen Zorn nur mühsam gezügelt. Sie hätten sie töten können wie Toupinet, möge Gott seiner Seele gnädig sein . Was für ein Unglück! Gott strafte ihn für seine Fehler, und seine Tochter zahlte den Preis dafür. Welch ein Elend!
    Isabelle war vom Cembalo aufgestanden, um auf dem Boden mit Blaise, dem Ferkel, und Ti’Paul zu spielen. Justine hatte ihr Buch auf die Knie gelegt und sah sie bedrückt an. Charles-Hubert wusste, dass eine Frau entsetzt über den Vorfall war. Der Vergewaltiger hatte den Akt nicht vollzogen, aber dennoch war Isabelle Gewalt angetan worden. Ihre Aussichten auf eine gute Heirat waren damit… ja, so gut wie nichtig. Es würde nicht lange dauern, bis Nicolas Renaud d’Avène des Méloizes, der sich zusammen mit der Armee auf der Flucht befand, davon erfuhr. Ohnehin war seine Beziehung zu Isabelle durch den Krieg abrupt unterbrochen worden. Die Möglichkeit, dass die jungen Leute eines Tages wieder zusammenkommen würden, war verschwindend gering…
    Und dann war da noch etwas, über das Charles-Hubert nicht mit Justine zu sprechen wagte. Die Vorsteherin der Ursulinen hatte ihm anvertraut, Isabelle unterhalte eine »enge«

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