Highland-Saga 03 - Schild und Harfe
hatte ich mir schon gedacht. Das tut mir leid. Und dabei schien er so verliebt in dich zu sein. Er ist ein feiner junger Mann, Isabelle, gut aussehend und mit einer vielversprechenden Zukunft. Eine solche Gelegenheit wird sich so bald nicht wieder bieten.«
»Ich weiß.«
»Hmmm … dürfte ich vielleicht den Grund für deine Ablehnung erfahren?«
»Ich liebe einen anderen. Es wäre nicht recht gegen Nicolas, wenn ich ihn heiraten würde, obwohl mein Herz einem anderen Mann gehört.«
»Verstehe. Und dieser andere Mann… dürfte ich seinen Namen erfahren?«
Isabelle sah auf ihre Hände hinunter, die flach auf ihrem Schoß lagen. Ihre Nägel waren abgekaut und die Haut um sie herum aufgesprungen. Sie zog die Finger unter die Handflächen und sah zu ihrem Vater auf.
»Alexander Macdonald.«
Er steckte den Schlag ein, ohne mit der Wimper zu zucken. Also weiß er Bescheid, dachte Isabelle bei sich. Er wollte nur aus meinem eigenen Munde hören, was man ihm zugetragen hat. Doch sie war sich sicher, dass es nicht Madeleine gewesen war, die ihm alles erzählt hatte. Ihrer Cousine hatte sie schon nach ihrem ersten Besuch bei den Ursulinen das Versprechen abgenommen, darüber zu schweigen. Schwester Clotilde? Nein, bestimmt nicht. Aber eigentlich war es ziemlich gleich, wer es gewesen war. Bald würde es die ganze Stadt wissen. Man hatte sie an jenem Morgen am Cul-de-Sac-Ufer zusammen gesehen. Wahrscheinlich zerriss man sich bereits genüsslich das Maul über sie!
»Er ist ein englischer Soldat, Isabelle!«
Sein Ton war schärfer gewesen. Die junge Frau erstarrte.
»Er ist Highlander.«
»Das kommt auf das Gleiche heraus. Er hat uns beschossen, er hat gegen deine Brüder gekämpft!«
Isabelle schloss die Augen und biss die Zähne zusammen. Diesen Ton schlug ihr Vater ihr gegenüber normalerweise nicht an. Sie stand kurz davor, in Tränen auszubrechen, doch sie beherrschte sich. Dieses Mal würde sie sich nicht beugen. Er kannte Alexander nicht und vermochte sich kein Urteil über ihn zu bilden.
»Das weiß ich ja alles. Aber Alex ist ein guter Mensch. Er hat auf den Höhen sogar einem französischen Offizier das Leben gerettet, und …«
»Und du glaubst ihm seine Geschichten?«
»Ich war dabei, Papa!«
»Wie denn das?«
Also berichtete Isabelle, wie es dazu gekommen war, dass sie auf der Straße nach Sainte-Foy unterwegs gewesen war, und schilderte alles, was sich im Hof der Valleyrands abgespielt hatte. Sie ließ nur einige schockierende Einzelheiten aus; so verriet sie nicht, dass sie und Ti’Paul mit angesehen hatten, wie die Männer skalpiert worden waren. Dann erklärte sie, wie sie und Alexander sich später wiedergesehen hatten. Immer wieder sorgte der Zufall dafür, dass sie einander über den Weg liefen. War das nicht ein Zeichen? Charles-Hubert setzte sich wieder an seinen Schreibtisch, schwieg lange und sah mit leerem Blick auf die Zahlen in den Geschäftsbüchern, die aufgeschlagen vor ihm lagen.
»Ich verstehe. Was soll ich deiner Mutter sagen? Sie weiß noch nichts davon. Und was hast du jetzt vor?«
»Das weiß ich noch nicht. Wir sehen uns nur sehr selten. Er hat seine Pflichten und seine Waffenübungen. Im Moment ist es gut so.«
»Und wenn ihr euch trefft, seid ihr dann allein?«
»Papa!«
Charles-Hubert war vor Zorn rot angelaufen und beherrschte sich nur mühsam.
»Ich habe ein Recht zu erfahren, was meine Tochter mit diesem…«
»Nichts! Wir tun gar nichts! Außerdem sind wir nur selten allein. Sein Bruder Coll oder Madeleine begleiten uns oft.«
»Sollte dich dieser Mann jemals ausnutzen, Isabelle, dann schwöre ich dir bei allem, was mir lieb ist, dass ihm dieselbe Strafe zuteilwird wie den beiden Verbrechern, die euch überfallen haben, Marcelline und dich.«
»Das wird niemals geschehen. Ihr kennt Alexander nicht, Papa. So etwas würde er nie tun.«
»Woher willst du das wissen? Soweit ich weiß, ist er ein Mann. Er befindet sich fern von seiner Heimat und in einem eroberten Land. Für einen Soldaten ist es ziemlich reizvoll, sich der Tochter eines Besiegten zu bemächtigen! Ich möchte… nein, ich verlange, dass du ihn nicht mehr siehst!«
Sie erwiderte nichts und hielt seinem Blick stand.
»Dieser Mann wird nicht gut für dich sein, Tochter. Begreifst du das?«
»Ich liebe ihn aber! Wie könnt Ihr das von mir verlangen, Papa?«
Er hatte sich bereits abgewandt, um zu verbergen, dass ihm die Tränen in die Augen traten. Wie sollte er ihr nur begreiflich machen,
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