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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Melancholie stürzen müssen, so wie die kleine Marcelline. Doch stattdessen sprudelte ihre Tochter vor Glück fast über. Das war sehr eigenartig. Nur ein Gefühl hätte sie ihr schreckliches Erlebnis vergessen machen können: die Liebe. Doch Monsieur des Méloizes hatte schon lange kein Lebenszeichen mehr gegeben. Da entging ihr mit Sicherheit etwas …
    Ihre Finger krallten sich in ihren Schal, und sie schloss die Augen. Dieses Kind war eine ständige Mahnung an das, was sie für immer verloren hatte. Warum hatte Gott ihr nur eine Tochter geschenkt? Um sie noch weiter zu bestrafen? Isabelle erinnerte sie zu sehr an ihre eigene Jugend, vor allem heute. Sie sah ihr sehr ähnlich, viel zu ähnlich. Ihre Tochter besaß das gleiche ovale Gesicht, die gleichen runden Wangen, in denen ein Grübchen erschien, wenn sie lächelte. Justine selbst hatte den Eindruck, seit Jahren nicht mehr gelächelt zu haben. Und so erfüllte es sie mit Groll, ihre Tochter so glücklich zu sehen, während das Unglück sie alle heimsuchte.
    Das Leben hatte ihr nichts als Enttäuschungen beschert und sie in einem Ausmaß verbittert, dass sie sich selbst kaum noch ertragen konnte. Wie hatte es mit ihr nur so weit kommen können? Dabei war Charles-Hubert von Anfang an ein musterhafter Ehemann gewesen. Trotz der kaum verhüllten Kälte, die sie ihm entgegenbrachte, war er aufmerksam und liebevoll. Warum beharrte sie also so sehr darauf, in ihren Erinnerungen zu leben? Wenn sie nur gewollt hätte, wenn sie versucht hätte zu vergessen, dann hätte sie lernen können, glücklich zu sein.
    Die Uhr schlug elf Mal. Sie würde Perrine bitten, ihr eine Tasse Kräutertee aufzugießen und ihr aufs Zimmer zu bringen.
     
    Isabelle schloss die Tür hinter sich. Sie stand kurz davor, in Tränen auszubrechen.
    »Was ist denn?«, erkundigte sich Madeleine, ein wenig erstaunt darüber, sie so schnell wiederzusehen. »War Alexander schon fort?«
    »Oh, ich hoffe nicht, Mado!«, stotterte Isabelle und trat ans Fenster. »Mama hat mich gesehen, als ich gerade mein Cape anzog. Sie hat mir ausdrücklich verboten, nach draußen zu gehen, unter dem Vorwand, dass ich krank war. Ich werde noch verzweifeln!«
    »Ganz unrecht hat sie nicht, Isa. Es ist schrecklich kalt.«
    »Aber ich will Alex sehen! Das letzte Mal ist über eine Woche her.«
    »Bei mir sind es Monate.«
    Isabelle sah ihre Cousine mit einem merkwürdigen Blick an. In ihrem Egoismus hatte sie vergessen, dass Madeleine seit dem Frühsommer von ihrem Mann getrennt war. Wie dumm sie war! Sie stürzte sich auf Madeleine und nahm ihre Hände.
    »Verzeih mir, Mado, ich bin nichts als eine arme, törichte Egoistin! Ich hatte ganz vergessen…«
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Isa. Dazu besteht kein Anlass. Warum solltest du auch unglücklich sein, weil ich es bin? Ich bin diejenige, die sich dumm und egoistisch verhält. Ich sollte mich über dein Glück freuen …«
    »Mado …«
    Isabelle wischte ihrer Cousine eine dicke Träne ab, die ihr über die Wange rollte.
    »Ich hab dich lieb, Mado. Dein Unglück ist auch das meine.«
    »Und wenn du glücklich bist, bin ich es auch. Öffne das Fenster und sag ihm, dass er heraufkommen soll.«
    »Was?«, rief Isabelle mit weit aufgerissenen Augen aus. »Du willst, dass Alex hierherkommt, in mein Zimmer? Wie soll denn das gehen, Mado? Wenn Mama oder Papa hereinkommen… ich wage mir nicht einmal vorzustellen, wie sie reagieren würden!«
    »Ich werde Wache stehen. Irgendwie kann ich sie schon daran hindern, die Tür zu öffnen. Wenn Gefahr im Verzuge ist, werde ich zweimal kurz an die Wand klopfen.«
    »Du bist verrückt, Mado! Aber deswegen liebe ich dich ja!«
    Sie küsste sie und lief zum Fenster, doch dort zögerte sie.
    »Aber … wie soll er denn heraufkommen? Ich kann ihn ja schlecht durch den Salon führen …«
    »Mein Gott, Isa! Er hat die Steilwand an der Foulon-Bucht erklettert. Was ist da eine kleine Steinmauer für ihn? Mach dir keine Gedanken. Ich bringe dir einen Strick, und dann gehe ich hinaus und erkläre ihm alles. Wenn er dich wirklich sehen will, wird er es tun.«
     
    Die Minuten vergingen langsam. Trotz der wollenen Unterhose, die Alexander angezogen hatte, ging die schneidende Kälte ihm durch Mark und Bein. Nach einer Weile glaubte er nicht mehr daran, dass Isabelle noch kommen würde. Er schickte sich schon zum Gehen an, als er endlich sah, wie eine in einen langen Umhang gehüllte Gestalt aus dem Haus kam. Klopfenden Herzens

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