Highland-Saga 03 - Schild und Harfe
abwehrend die Hände.
»Madame Madeleine«, fuhr Alexander fort und ignorierte den Mann, der hinter seinem Paravent herumgestikulierte, »kommt mit uns, bitte.«
Während die Gruppe hinausging, überschlugen sich Alexanders Gedanken. Der Soldat befand sich in einer äußerst delikaten Lage. Auf der einen Seite gefährdete er seine Beziehung zu Isabelle, indem er die Cousine der Frau, die er liebte, verhaftete. Aber andererseits riskierte er seinen Kopf, wenn er sie mit – woran er nicht zweifelte – wichtigen Informationen davonkommen ließ. Allgemein wurde vermutet, dass die französische Armee für das Frühjahr einen Gegenschlag vorbereitete. So hatte Alexander guten Grund zu glauben, dass dieser Brief möglicherweise Informationen enthielt, die den britischen Truppen schaden konnten.
Wie sollte er sich bloß aus dieser Affäre ziehen? Er zog den Brief aus seiner Tasche und entfaltete ihn. Coll warf über seine Schulter einen Blick darauf.
»Der ist auf Französisch geschrieben! Pech gehabt.«
»Ja, ja.«
Den beiden kam die gleiche Idee. Sie waren stehen geblieben. Alexander versuchte, die Botschaft zu entziffern, suchte nach einem Wort, das er kannte, einem Namen…
»Kennst du jemanden, der das lesen kann?«, fragte er Coll.
»Glenlyon. Sergeant Fraser vielleicht auch. Aber dem traue ich nicht. Für eine Belohnung würde er seine eigene Mutter verkaufen.«
»Hmmm…«
Unentschlossen sah Alexander Madeleine an. Warum musste er ihr ausgerechnet heute über den Weg laufen? Dann kam ihm ein schrecklicher Gedanke, und er spürte einen Klumpen im Magen. Und wenn Isabelle nur mit ihm gespielt hatte? Wenn es bei dieser Geschichte ihr einziges Ziel gewesen war, ihm Informationen zu entlocken, die für den Feind von Nutzen sein konnten? Rasch verscheuchte er diesen Gedanken. Nein, dann hätte sie sich an jemanden mit einem höheren Dienstgrad gehalten. Von einem Offizier hätte sie bestimmt mehr erfahren können. Außerdem war ihm nicht erinnerlich, dass sie sich irgendwie für militärische Angelegenheiten interessiert hätte.
Ehe er eine Entscheidung bezüglich Madeleines traf, musste er unbedingt wissen, was in diesem Brief stand. Während er überlegte, ging die junge Frau zögerlich dahin, ein offensichtliches Zeichen für ihre große Nervosität. Vollkommen unschuldig war sie nicht, da war er sich sicher. Mit einem Mal bedauerte er, dass er durch seine Rückkehr nach Glencoe seine Lektionen in französischer Grammatik nicht hatte fortführen können.
»Was hast du vor?«, wollte Finlay wissen.
»Das weiß ich noch nicht. Wenn ich den Brief an Leutnant Campbell übergebe, ist er verpflichtet, ihn an den Hauptmann weiterzuleiten, und man wird diese Frau verhaften.«
»Es muss doch möglich sein, jemanden zu finden, der ihn übersetzt! Müssen wir sie denn unbedingt melden?«
Coll hörte nicht auf, Madeleine Blicke zuzuwerfen. Alexander hatte ihn im Verdacht, sich in sie verschaut zu haben.
»Coll, ich würde auch lieber…«
Was für ein Durcheinander! Matt schüttelte er den Kopf und trat auf Madeleine zu, die ihn kalt musterte. Eine solche Frau zu haben ist sicher auch nicht immer eitel Sonnenschein , dachte er. Er hielt ihr den Brief unter die Nase.
»An wen ist dieses Schreiben gerichtet?«
»Das geht Euch nichts an.«
»Ganz Eurer Meinung, Madame. Aber vielleicht wäre Gouverneur Murray anderer Ansicht, versteht Ihr?«
»Ihr würdet mich wegen eines einfachen Stücks Papier an ihn übergeben?«
Sie schüttete sich vor Lachen aus, doch es klang falsch. Coll befand sich in äußerster Verlegenheit.
»Lass sie doch gehen, Alas. In diesem Brief steht bestimmt nichts Schlimmes.«
Gern hätte Alexander diese Frau freigelassen, die ihm nur die Zeit stahl. Aber zugleich wollte er Madeleine die überhebliche Haltung austreiben, mit der sie ihm begegnete.
»Sagt mir, was in dem Brief steht, und ich lasse Euch laufen.«
Sie sah ihn verwundert an.
»Dieser Brief ist für meinen Mann bestimmt. Ihr wisst doch, was eine Ehefrau so an ihren Gatten schreibt, Monsieur Macdonald. Unwichtige Dinge … nichts weiter.«
»Was eine verliebte Frau ihrem Manne schreibt, ist niemals banal, und seine Antwort ist es ebenso wenig. Und wenn nun etwas ganz anderes darin steht? Ich weiß, dass Euer Gatte bei der Miliz ist. Vielleicht habt Ihr ja als Postskriptum ein paar kleine Informationen hinzugefügt?«
»Nein, Monsieur.«
»Würdet Ihr das beschwören?«
»Beschwören? Reicht Euch mein Wort etwa
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