Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
Vom Netzwerk:
Stunde Zeit und musste sich rasch entscheiden. Frierend rieb er sich die eiskalten Hände, blies darauf und steckte sie unter seine Achseln, um sie ein wenig zu wärmen. Wirklich, er hatte seine wollene Unterhose heute Abend nicht umsonst angezogen.
    Ein Schatten hielt vor dem Fenster an; und er erkannte sofort das Profil der Frau, die er liebte. Jetzt hielt er es nicht mehr aus, suchte nach etwas, das er werfen konnte, und hob ein Eisbröckchen auf. Er verfehlte sein Ziel ein erstes, dann ein zweites Mal. Für einen Eliteschützen gab er eine ziemlich jämmerliche Figur ab. Doch beim dritten Mal traf er endlich ins Schwarze. Der Schatten nahm deutlichere Umrisse an, als Isabelle ans Fenster trat.
    »Bist du’s, Alex?«
    Er winkte, und sie bedeutete ihm zu warten.
     
    Zitternd und mit vor Freude rosigen Wangen, schloss die junge Frau das Fenster wieder. Die eisige Luft, die ins Zimmer eingedrungen war, ließ die Flammen im Kamin flackern. Auf der ersten Etage besaßen nur drei Zimmer einen Kamin, und sie hatte Glück, eines davon zu bewohnen.
    »Bilde ich mir etwas ein, Isa, oder ist Alexander wirklich hergekommen, um dich zu sehen?«, fragte Madeleine verblüfft.
    »Du hast richtig geraten, teure Cousine. Er wartet unten auf mich.«
    »Aber sein Wachdienst geht bis morgen Mittag … Wie …?«
    »Er hat sich eben etwas einfallen lassen.«
    Isabelle griff nach ihrer Haube, dann sah sie Madeleine nachdenklich an und presste die Lippen zusammen.
    »Du wirst doch niemandem etwas sagen, oder, Mado?«
    »Gehst du nach draußen, zu ihm?
    »Glaubst du wirklich, er würde hier heraufkommen? Versprich es mir, Mado, bitte!«
    »Also gut. Aber ich finde, dass du ziemlich leichtsinnig bist, Isa.«
    »Verliebt, meinst du wohl!«
    Sie verschwand im Korridor und überließ es ihrer Cousine, mit ihrer Eifersucht und ihrem Neid zu kämpfen. Jetzt war es fast sechs Monate her, dass Madeleine ihre Nächte nicht mehr mit Julien verbrachte. Ein paarmal hatte sie ihn sehen und etwas Zeit mit ihm verbringen können. Aber ihre Umarmungen waren immer so schrecklich kurz. Seit ihrem Treffen am Vorabend der Schlacht auf den Höhen hatte sie Julien nicht mehr wiedergesehen. Er fehlte ihr so … Sie sehnte sich so sehr danach, seinen Körper zu spüren, seine Wärme auf ihrer Haut und seine zärtlichen Finger… Sie brauchte einen Mann, der sie fest in die Arme schloss und sie tröstete.
    Als Coll sie an sich gedrückt hatte, da hatte sie sich einen Moment lang vorgestellt, in Juliens Armen zu liegen. Die fremdartigen Worte, die er ihr ins Ohr geflüstert hatte, hatten sie beruhigt. Doch die Vernunft hatte sie rasch wieder zurück in die Wirklichkeit geholt. Sie hatte sich von dem Soldaten losgemacht und ihn wegen seiner ihr entgegengebrachten Zuwendung und ihrer eigenen Schwäche noch umso mehr gehasst.
    »Wohin willst du, Tochter?«, sprach Justine Isabelle an. In dem dunklen Salon war sie nicht zu erkennen gewesen.
    Isabelle schreckte zusammen, stieß einen leisen Überraschungsschrei aus und wirbelte herum.
    »Mama? Was … was macht Ihr denn da?«
    »Das frage ich dich, Isabelle. Ich warte auf deine Antwort.«
    »Ich … ich wollte noch ein Stück gehen, um … den Himmel anzusehen. Er ist heute Abend so wunderschön.«
    »Kommt gar nicht in Frage. Du bist ja gerade erst von deiner Krankheit genesen. Willst du dir den Tod holen? In weniger als drei Wochen ist Weihnachten, und ich möchte nicht, dass du einen Rückfall erleidest. Du könntest die ganze Familie anstecken, und wir könnten während der Feiertage weder Besuche machen noch welche empfangen. Willst du das etwa?«
    Die junge Frau schlug die Augen nieder und grub die Fingernägel in die Handflächen.
    »Nein …«
    »Und außerdem hast du die Sperrstunde vergessen. Du möchtest dich doch wohl nicht ganz allein einer englischen Patrouille gegenüber wiederfinden, oder?«
    Isabelle seufzte. Koste es, was es wolle, sie musste eine andere Möglichkeit finden. Sie zog ihr Cape aus und hängte es an die Wand. Nachdem sie ihrer Mutter eine gute Nacht gewünscht hatte, stieg sie eilig die Treppe hinauf.
    Justine blieb noch lange im Dunkeln sitzen und starrte auf die Stelle, an der ihre Tochter verschwunden war. Dann stand sie langsam aus ihrem Sessel auf, um das Buch wegzustellen, das sie schon vor einer ganzen Weile zugeschlagen hatte. Isabelle hatte sich verändert, und das verdross sie. Der schreckliche Überfall, dessen Opfer sie geworden war, hätte sie eigentlich in tiefe

Weitere Kostenlose Bücher