Highland-Saga 03 - Schild und Harfe
Taten, die mehr als Worte sagen. Und jetzt beeilt Euch!«
Sie trat ein Stück zurück, damit er klettern konnte. Der Wind blies seinen Umhang und den Kilt hoch, doch Madeleine bemerkte es nicht. Ihr Blick war auf den Brief geheftet, der an Julien gerichtet war. Er hatte ihn ihr zurückgegeben. Als Unterpfand seines guten Willens? Und hatte er Zeit gehabt, ihn sich vorher übersetzten zu lassen? Wie konnte sie sicher sein?
Nachdem sie das Fenster wieder geschlossen hatten, fielen Isabelle und Alexander sich in die Arme und hielten einander fest umfangen. Zitternd machte die junge Frau sich dann los und stieß einen erstickten Schrei aus.
»Du bist ja eiskalt!«
»Dann wärme mich doch…«
»Zieh den Umhang und den Rock aus. Sie sind ja ganz steif gefroren.«
Mit vor Kälte gefühllosen Fingern kam der junge Mann nur langsam ihrer Bitte nach. Isabelle hatte Mitleid und half ihm, seinen Rock aufzuknöpfen und abzulegen. Dabei streifte sie den Stoff seines Hemds und spürte die Wärme seiner Arme und das Spiel seiner Muskeln. Mit einem Mal wurde ihr klar, in welcher Situation sie sich befand, und sie fühlte sich äußerst unbehaglich. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, Alexander in ihr Zimmer einzuladen. Zum ersten Mal waren sie an einem so intimen Ort allein.
Ihr Herz begann heftig zu pochen, und ihr Gesicht lief purpurrot an. Die beiden rührten sich nicht und schauten einander stumm an. Sie sah, dass Alexanders Brust sich rasch hob und senkte und spürte seinen warmen Atem auf ihren Wangen. Das Licht des Kaminfeuers erhellte seine Stirn, seine hervorstehenden Wangenknochen und seinen Kiefer und warf Schatten unter seinen Augenbrauen. Wieder sah sie in ihm diese wilde Schönheit, die sie im Hospital angerührt hatte. Sie fühlte sich von ihm angezogen, doch zugleich sagte sie sich, dass sie Acht geben musste, ihre Tugend zu wahren.
»Ich habe nur ein paar Minuten Zeit«, murmelte Alexander. »Dann muss ich fort, um beim Wachwechsel nicht zu fehlen… Ich habe dich vermisst, Isabelle.«
»Du hast mir auch gefehlt.«
Sie zog ihn zu einem Stuhl und setzte sich neben ihn auf den Schemel, der zum Frisiertisch gehörte.
»Erzähl mir, was du in den letzten Tagen erlebt hast.«
Ein paar Minuten lang unterhielten sie sich über ihr alltägliches Tun und andere Banalitäten und verschlangen einander dabei mit Blicken. Immer wieder berührten sie sich an den Händen und waren sich des Betts, das hinter ihnen stand, sehr bewusst. Isabelle betrachtete seine geröteten Knie, die unter dem reifüberzogenen, rauen Stoff seines Kilts hervorschauten. Sie spürte, wie eine Hand über ihre in einem wollenen Strumpf steckende Wade strich. Der junge Mann war buchstäblich ein Berg von Knochen und Muskeln und mochte auf die Idee kommen, ihre Lage auszunutzen. Sie sah zu ihm auf. Der junge Mann war verstummt. Sein vor Begehren glitzernder Blick bewies ihr, dass ihm ähnliche Gedanken im Kopf herumgingen. Langsam stand er auf, nahm ihren Kopf in seine noch kalten Hände, zog sie an sich und zwang sie, sich ebenfalls zu erheben. Zärtlich streiften seine Lippen ihren Mund.
»A Thighearna mhór … mo nighean a’s bòidche … Oh Herrgott … meine Schöne … Iseabail … Eine Woche, das ist zu lang …«
Er bemächtigte sich ihres Mundes, während seine Hände über ihre Schultern, ihren Rücken glitten. Isabelle schloss die Augen und hatte das Gefühl, auf Wolken zu schweben. Alexanders Duft wirkte auf sie wie eine starke Liebesdroge. Als er sie gegen die Wand drückte und unter seinem schweren Körper begrub, stöhnte sie auf. Es fiel ihr sehr schwer, einen kühlen Kopf zu bewahren, so sehr wünschte sie sich, sie könnte sich ihm ergeben…
Sie fuhr mit den Fingern in seinen dichten, feuchten Haarschopf und brachte die Eisklümpchen, die noch darin hingen, zum Schmelzen. Sie liebte sein Haar, das bei verhangenem Wetter dunkel wirkte, doch in der Sonne ganz herrliche bronzefarbene Reflexe zeigte.
Alexanders Mund zog eine feuchte Spur an ihrem Hals hinunter bis zu ihrem Dekolletee. Sie warf den Kopf zurück und stieß einen tiefen Seufzer aus. Die Bartstoppeln am Kinn des jungen Mannes rieben leicht über die Haut an ihrem Brustansatz. Sein Atem ging keuchend. Ein ekstatischer Schauer überlief sie von Kopf bis Fuß. Sie öffnete die Augen einen Spalt breit und sah sie beide im Spiegel, was sie noch stärker erregte. Dieses Bild eines verliebten Paares, das sich einer lustvollen Umarmung hingibt,
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