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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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hatte dem Geistlichen etwas über die Umstände gesagt, unter denen das Kind gestorben war: Es war ganz einfach tot geboren worden. Louis war sich der furchtbaren Sünde bewusst, die er zugelassen hatte, und hatte seine Seele direkt in die Hände Gottes gelegt, der ihn verurteilen würde, wenn Er ihn für schuldig hielt. Der Form halber hatte er allerdings auch um die Beichte gebeten.
    Erst jetzt, als Isabelle begann, sich von der Nacht, in der sich die schrecklichen Ereignisse überstürzt hatten, zu erholen, wurde ihr langsam bewusst, was sie zusammen mit Alexander getan hatte, und welche Folgen das haben würde. Die Erkenntnis des Unwiderruflichen lastete auf ihr wie das Gewicht ihres Geliebten auf ihrem Körper. Gewissensbisse und Gleichgültigkeit, Freude und Trauer, eine ganze Reihe widersprüchlicher Empfindungen stritten in ihr, während ihr Leib noch gezeichnet war von dem Ansturm ihres Geliebten.
    Hure! Gemeine Hure! Unaufhörlich hämmerten diese Worte in ihrem Kopf. Doch zugleich hatte sie nicht das Gefühl, die schlimmste aller Sünden begangen zu haben, sondern eher den Eindruck, dass ihr etwas entgangen war. Sie war wütend auf sich und enttäuscht, weil sie wusste, dass sie es sich selbst verwehrt hatte, Alexanders Lust mit ihm zu teilen.
    Müde stand sie auf und tat einige Schritte auf den Spiegel zu. Minutenlang betrachtete sie ihre erschöpften Züge, die von keiner Schminke verborgen wurden. Nein, sie war keine Hure. Das Gesicht, das sie vor sich sah, war das einer liebenden Frau, die nicht die Kraft gehabt hatte, der Leidenschaft zu widerstehen, sich aber auch nicht hatte entschließen können, sich ihr vollständig hinzugeben.
    Bei der Erinnerung an ihre Zärtlichkeiten spürte sie, wie sie ein ekstatischer Schauer überlief, und sie seufzte. Der dicke, noch feuchte Wollstoff ihres Capes wärmte sie nicht. Sie brauchte einen anderen Trost. Alexanders Wachdienst begann zu Mittag und würde erst morgen, um dieselbe Zeit, enden. Ob er wohl an sie dachte? Bestimmt, nur auf welche Weise? Er hatte sie ihres kostbarsten Guts beraubt, das sie für ihren Ehemann hätte bewahren müssen … nein, sie hatte es ihm freiwillig geschenkt. Das hatte er verstanden. Doch trotz der begütigenden Worte, die er ihr zugeflüstert hatte, obwohl sie bemerkt hatte, dass ihn sein Gewissen quälte, hatte sie sich ihm gegenüber kalt und distanziert verhalten. Da war es vielleicht normal, wenn er sich jetzt ebenso enttäuscht fühlte wie sie.
     
    Heute waren starke Truppenbewegungen im Gange, aber Isabelle achtete auf dem Weg in die Kirche kaum darauf. Erst nach der Messe, auf dem Kirchenvorplatz, bemerkte sie wie alle anderen die Proklamation des britischen Gouverneurs, die an die Tür genagelt war: Man ließ ihnen dreimal vierundzwanzig Stunden Zeit, um mit ihren Familien und Besitztümern die Stadt zu verlassen, und bat sie, weitere Befehle abzuwarten, ehe sie zurückkehrten.
    Louis wandte sich seiner Schwester zu. Isabelle hatte schon den Mund geöffnet, um zu Alexanders Verteidigung zu sprechen, doch er bedeutete ihr, nichts zu sagen. Unter dem Vorwand, er wolle lieber laufen, was nicht einmal ganz gelogen war, bat er sie, ihn zu Fuß zu ihrem Elternhaus zu begleiten, und ließ die anderen mit der Kutsche fahren.
    »Das war ohnehin nur eine Frage der Zeit…«, begann er und schlug seinen Kragen hoch.
    Ein Nordwestwind war aufgekommen und trug kühle Luft aus dem Landesinneren heran. Die Sonne versteckte sich immer wieder hinter bedrohlichen schwarzen Wolken. Isabelle ging neben ihrem Bruder her und sah ihn verständnislos an.
    »Was meinst du?«
    »Wir wissen, dass die Engländer regelmäßig Kundschafter zu unseren vorgeschobenen Posten schicken. Daher war es nur eine Frage von Stunden, bis sie unsere Truppenbewegungen entdecken würden. Dein… Freund hat die Dinge nur ein wenig beschleunigt.«
    »Er hatte keine andere Wahl, Louis.«
    »Ich weiß.«
    Er seufzte. Sie betrachtete ihn aufmerksam. Nun kämpfte er schon seit fast zehn Monaten mit den französischen Truppen. Der freundliche Bäcker, der seinen Laden am Marktplatz hatte, existierte nicht mehr. Ihr Bruder hatte sich sehr verändert und war ein wenig älter, aber viel reifer geworden. Er hatte den Krieg erlebt. Bestimmt hatte er getötet, sich vielleicht auch Skalps erbeutet. Es fiel so leicht, im Kampf den Verstand zu verlieren. Wie viele Männer ließen sich, von Angst und Zorn ergriffen, zu den schlimmsten Grausamkeiten hinreißen! Sie hatte genug

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