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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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reden.«
    »Guillaume ist nicht verrückt! Er hat bestimmt nur zu viele schreckliche Dinge gesehen!«
    »Er kann gefährlich werden, Isa. Eines Tages ist er auf seinen Freund Jasmin losgegangen, weil dieser sich leise mit einem anderen Kameraden besprochen hatte. Er hat gedacht, die beiden heckten ein Komplott gegen ihn aus und wollten ihn im Schlaf ermorden. Bei einer anderen Gelegenheit hat er einen Soldaten mit einer Axt verfolgt, nur weil dieser eine rote Kappe trug. Wenn ich nicht ständig auf ihn aufpasse, stellt er fürchterliche Dinge an…«
    Bestürzt lehnte Isabelle sich an die Hauswand und stand einen Moment lang regungslos da.
    »Wie lange geht das schon so?«
    »Ein paar Monate. Nach der großen Schlacht auf den Höhen hat er begonnen, Selbstgespräche zu führen. Nicht oft, aber doch so häufig, dass die anderen es seltsam fanden. Dann fingen die Anfälle an, bei denen er glaubt, dass jemand ihm Böses will. Ich kann aber nicht Tag und Nacht hinter ihm her sein… Wir müssen uns etwas anderes einfallen lassen.«
    »Und woran hattest du gedacht?«
    »Nun, an das Hospiz. Ich finde … wir müssen ihn an einem Ort unterbringen, wo er weder sich selbst noch anderen schaden kann.«
    »Das wird Mama niemals zulassen!«
    »Isa … Sprich du nicht mit ihr. Das werde ich tun.«
    Die Hand auf den Türgriff gelegt, sah Louis seine Schwester betrübt an. Isabelle nickte.
    »Und um die Schatulle für Madame Dunoncourt kümmere ich mich morgen früh.«
     
    Der Angriff der Franzosen auf die englische Garnison stand unmittelbar bevor. Wie es hieß, war er nur noch eine Frage von Tagen. Im Salon stapelten sich Truhen und Gepäckstücke. Isabelle irrte dazwischen herum wie in einem Labyrinth, aus dem sie nicht mehr herausfinden würde. Eine melancholische Stimmung ergriff Besitz von ihr. Sie weinte, als der Stock ihres Vaters, der vergessen an der Haustür stand, ihren Blick auf sich zog; niemand war auf die Idee gekommen, ihn fortzuräumen. Sie weinte, als sie Françoise sah, die in einen Sessel gepackt, ihre stärkende Brühe schlürfte. So blass war sie, und ihr Leib leer! Sie weinte auch, als sie ein paar Bücher aus dem Bücherregal zog und Guillaumes Schulhefte über den Boden verstreut wurden. Und die Tränen kamen ihr erneut, als Perrine das letzte Stück Schinken aus der Vorratskammer auftrug.
    Der jungen Frau war, als zerfalle ihr Leben in tausend Stücke. Wie das Laub einer Eiche im Sturm wirbelten die Fragmente davon. Würde es ihr jemals gelingen, sie wieder zusammenzufügen? In der Nacht schmiegte sie sich an Madeleine und presste ihr Medaillon ans Herz. Dann fiel sie in einen tiefen Schlaf und träumte von einem riesigen Park, in dem Blumen im strahlenden Sonnenschein dufteten, plappernde Kinder spielten und ein hochgewachsener Schotte mit bronzefarben schimmerndem Haar ihr lächelnd die Arme entgegenstreckte.

14
Die letzte Schlacht
    Der Gefühle des anderen ungewiss, standen sie einander auf eine Armeslänge Entfernung regungslos gegenüber und maßen sich mit fiebernden Blicken. Zögernd streckte Alexander Isabelle die geschlossene Faust entgegen und öffnete sie langsam. Beschienen vom Abendlicht, lag da ein dunkler Gegenstand, der wie poliert wirkte. Ängstlich betrachtete die junge Frau den herzförmigen Kieselstein.
    »Er gehört dir.«
    Alexander nahm ihre Hand, die verkrampft auf ihrem Rock lag, bog die Finger auseinander und legte den warmen, glatten Stein hinein.
    »Du kannst damit tun, was du willst. Aber entscheide dich jetzt.«
    Isabelle zog die Unterlippe zwischen die Zähne und nickte.
    »Und wenn ich ihn wegwerfe?«
    »Verschwinde ich aus deinem Leben.«
    Einen Moment lang betrachtete die junge Frau den Stein, um ihn dann in die Tasche zu stecken. Eine unaussprechliche Erleichterung überkam Alexander und ließ ihn auf sie zustürzen. Er umarmte sie, drückte sie an sich und küsste sie auf die Schläfe. Seit dem frühen Nachmittag hatte er ihre Nachricht in der Hand gehalten; eine schreckliche Qual. Er hatte geglaubt …
    »Isabelle…«, flüsterte er mit gepresster Stimme, »verzeih mir.«
    Zur Antwort umschlang sie ihn fester. Dann hob sie ihm das Gesicht entgegen und bot ihm ihre Lippen.
     
    Ihre langen Schatten fielen auf die Straße, die sich vor ihnen erstreckte. Der hereinbrechende Abend tauchte die Landschaft in ein sanftes, ockerfarbenes Licht. Im Zwielicht ragte die Mühle düster über den Essigbäumen auf, die sie umstanden. Alexander zog an Isabelles Arm, um sie zu

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