Highland-Saga 03 - Schild und Harfe
sich verhärtet, und sie begriff nicht, warum das so war. War er ihr böse, weil sie heute Abend so kühn war?
»Wegen euch Frauen sind Kriege ausgebrochen, und Nationen haben einander zerstört. Wie viele Griechen und Trojaner sind wohl für die schöne Helena gefallen?«
»Alex …«
»Tuch! Lass mich ausreden. Ich möchte, dass du weißt, Isabelle…«
Mit seinem glühenden Blick liebkoste er den Körper, den er besitzen wollte, koste es, was es wolle.
»Ich werde diesen Krieg für dich schlagen. Du bist meine Helena, verstehst du?«
Isabelle nickte und konnte eine Träne nicht zurückhalten, die über ihre Wange rann. Er sagte nichts mehr, sondern küsste sie und sog die kristallene Perle auf. Dann sprachen nur noch ihre Körper. Alexanders Hände strichen über die Kurven der Frau, die sich ihm entgegenbog. Vor Lust aufkeuchend bäumte Isabelle sich auf und bot ihm ihren Hals dar. Begierig machte er sich darüber her. Er griff in die goldenen Locken, die über ihre Schultern sprangen, legte sie sanft auf den Rücken und beugte sich über sie.
»Liebe mich, Alexander! Liebe mich, bis ich keine Luft mehr bekomme!«
Eine gewaltige Woge des Begehrens stieg in ihm auf, und der junge Mann tat, wie ihm geheißen; mit einer mühsam beherrschten Heftigkeit, aber auch mit der ganzen Liebe, die er für Isabelle empfand. Sie klammerte sich an ihn und schlang die Beine um seine Hüften. Vage spürte sie die Narben, die seinen Rücken überzogen, unter ihren Fingern, doch sie achtete nicht darauf, denn ihre Gefühle rissen sie davon, zum höchsten Gipfel der Lust. Endlich gab sie sich voll und ganz dem Verbotenen hin und stieß den Schrei aus, der sich wie die Verkündigung ihrer Wiedergeburt in ihren Lungen gestaut hatte.
Stille senkte sich über die Mühle. Nur ihr Atem war zu hören. Die Nacht versprach ruhig zu werden, fast zu ruhig. Eng umschlungen und in Gedanken verloren lagen Isabelle und Alexander auf der Decke, dachten an die Zukunft und wagten sich nicht vorzustellen, was sie erwarten mochte. Sie würden jede Minute, die ihnen gegönnt war, auskosten. Doch ganz gleich, was geschehen würde, jetzt gehörten sie einander, hatten sich einander geschenkt. Daran konnten weder der Krieg noch die Menschen, ja nicht einmal Gott etwas ändern.
Ihre schweißbedeckten Körper begannen zu zittern. Alexander richtete sich auf, um nach seinem Plaid zu greifen. Doch als er sich umdrehte, stieß Isabelle einen Schrei aus, den sie sofort mit der Hand erstickte. Seine Finger krallten sich in den Tartan-Stoff, und er krümmte den Rücken. Es war nicht so, dass er sich für seine Narben geschämt hätte. Er hatte seine Strafe ehrenhaft und mutig ertragen, weil er für eine gerechte Sache gehandelt hatte. Aber er wollte weder ihr Mitleid, noch wünschte er sich, dass sie sich abgestoßen fühlte. Als er spürte, wie ihre warmen Handflächen sich auf seine Male legten, schloss er die Augen und biss sich auf die Lippen.
Ihre Finger bebten auf der zerfurchten Haut. Im Licht der Kerze schimmerten die langen Striemen. Isabelle wäre am liebsten in Tränen ausgebrochen, bezwang sich aber, um ihn nicht zu verletzen. Was hatte er getan, um diese Strafe zu verdienen? Es konnte noch nicht lange her sein, dass er diese Peitschenhiebe erhalten hatte, denn die Narben waren noch rosig und an einigen Stellen eher violett. Hatte er versucht zu desertieren? Doch dafür wurden Soldaten üblicherweise aufgehängt.
Das Leiden des Mannes stand auf seiner Haut geschrieben wie auf einem Pergament. Aber um die ganze Geschichte zu kennen, musste sie zwischen den Zeilen lesen. Alexander war so verschlossen und so darauf bedacht, nie über seine Vergangenheit zu sprechen … Mit einem Mal fiel ihr das Schmuckstück mit der Miniatur ein, die er in seiner Ledertasche, die er Sporran nannte, bei sich trug. Ein wenig verschwommen stand ihr das Frauengesicht, das darauf dargestellt war, vor Augen. Merkwürdigerweise hatte sie das ganz vergessen, was sie verdross. Wer war diese Frau? Seine Gattin, seine Schwester, seine Mutter? Hatte er sie in Schottland zurückgelassen, war sie am Leben, wartete sie noch auf ihn? Ihr Herz verhärtete sich. War Alexander ihr gegenüber ganz ehrlich gewesen? Männer führen viele schöne Reden, wenn sie das Herz … und den Körper… einer Frau erobern wollen , hatte Louis gesagt.
Sie spürte eine angenehme Wärme, und rauer Stoff kratzte leicht auf ihrer Haut. Alexander hatte sie beide in sein Plaid gehüllt und sah
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