Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
Vom Netzwerk:
Die Grenadiere flüchteten über eine kleine Leiter auf den Mahlboden. Alexander kletterte die Sprossen hinauf und hieb mit seinem Schwert blindlings drauflos. Er traf einen Mann in die Wade und schlitzte sie bis auf den Knochen auf. Ein Schrei und dann ein dumpfer Fall ließen sich vernehmen.
    Er spürte einen heftigen, brennenden Schmerz am Kopf. Doch er hielt aus und rang mit dem Grenadier, dessen Hand jetzt an seiner Kehle saß. Er drückte ihm die Luftröhre zu und raubte ihm den Atem. Sein Blickfeld vernebelte sich, und er begann das Bewusstsein zu verlieren. Er nahm seine ganze Kraft zusammen, hob den Dolch und hieb blindlings in die Luft.
    »Cut down that bastard! «, brüllte eine heisere Stimme.
    Sofort ließ der Druck nach. Gierig sog Alexander die Luft ein und hustete. Dann stieß er den Angreifer weg, den MacNicol mit seinem Schwert durchbohrt hatte. Langsam richtete er sich auf die Knie auf und hielt sich an der Rinne fest, über die das Mehl in den Trog rieselte.
    »Alas!«
    Alexander wandte den Kopf zu seinem Bruder. Coll legte sein Gewehr an und zielte auf ihn. Ihm blieb fast das Herz stehen. Sekundenlang zogen Bilder von Culloden vor seinem inneren Auge vorüber. Um ihn herum schienen die Ereignisse langsamer abzulaufen. Er sah in die andere Richtung: Ein Grenadier hatte sein Bajonett gezückt. Im Licht eines Sonnenstrahls, der durch das Fenster fiel, sah er den herabsausenden Stahl aufblitzen. Erstickte Schreie schienen seinen Kopf auszufüllen. Er meinte die Stimme seines Zwillingsbruders John zu hören. Jemand brüllte ihm zu, er solle sich zu Boden werfen, doch er vermochte sich nicht zu rühren. John drückte den Abzug, und die dunkle Gewehrmündung spuckte mit einer gewaltigen Detonation, die ihm fast das Trommelfell zerriss, eine lange Feuerzunge. Er wurde zu Boden geschleudert, spürte einen brennenden Schmerz in der Schulter und schrie auf.
    Grelles Licht stach ihm in die Augen. Hände packten ihn und schüttelten ihn grob, während jemand nach ihm rief. Undeutlich erkannte er über sich den roten Fraser-Tartan und dann eine Kappe, an der die Feder wippte. Nach und nach nahm ein Gesicht Gestalt an.
    »Alas? Geht es dir gut? Sag etwas, Herrgott!«
    Er stöhnte vor Schmerzen.
    »Verflucht!«, brummte Coll und knöpfte seinen Rock auf.
    Was war geschehen? Alexander biss die Zähne zusammen, um nicht aufzuschreien. Sein Hemd klebte an der Haut, und eiskalte Finger tasteten ihn ab. Als er den Kopf zur Seite wandte, sah er in die starren Augen des Grenadiers: Ein schwarzes Rinnsal lief an seiner Nase entlang bis zur Oberlippe, die zu einem seltsamen Ausdruck verzogen war, tropfte von dort aus auf seinen weißen Rock hinunter und färbte ihn rot. Der Mann war an der Wand zusammengesackt und hatte ein Loch zwischen den Augen.
    »Kannst du aufstehen?«
    »Ich… ich weiß nicht.«
    »Er hat dich nur knapp verfehlt. Ein paar Zoll tiefer, und er
    hätte dein Herz getroffen, Brüderchen. Komm schon!«
    Drei ihrer Landsleute hatten sich an den Fenstern postiert und feuerten auf die Franzosen, die sich weigerten, die Mühle aufzugeben. Alexander verzog vor Schmerz das Gesicht, als Coll ihn auf die Füße stellte und bis zu einer Bank, auf die er sich setzen konnte, stützte. Sein Geist war noch verwirrt und begriff nicht, was geschehen war. Er hatte gesehen, wie John auf ihn schoss…
    Der Geruch von Branntwein stieg ihm in die Nase, und das Nass brannte in seiner Kehle. Er schluckte. Immer noch erklang um sie herum die misstönende Symphonie des Krieges. In der Ferne rollten Trommeln. Er erkannte das Signal des Lascelle- und dann das des Lawrence-Regiments. Nun durchdrang das näselnde Jaulen eines Dudelsacks den höllischen Lärm. Es wurde zum allgemeinen Rückzug geblasen.
    »Verflucht! Gerade haben wir diesen Franzosenteufeln die Mühle wieder abgenommen, und die wollen, dass wir uns zurückziehen?«
    Sergeant Mackay riskierte einen Blick durch das Fenster.
    »Sie habe unsere rechte Flanke durchbrochen! Wenn wir nicht wie die Ratten in der Falle sitzen wollen, müssen wir verschwinden! Korporal Gow!«
    »Ja, Sir!«
    »Wie hoch sind unsere Verluste?«
    »Drei Verwundete. Aber …«
    »Können sie laufen?«
    »Ich glaube schon, Sir.«
    »Das ist gut. Dann hinaus! Cameron, MacLeod und Shaw, Ihr gebt den Männern Deckung. Gallahan, Watson, Ihr macht den Weg frei!«
    Es fiel Alexander schwer, die Leiter hinunterzuklettern. Er spürte, dass er drohte, das Bewusstsein zu verlieren. Zum Glück schlang sich

Weitere Kostenlose Bücher