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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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nicht ihre letzte Umarmung gewesen sein! Brüllend nahm er die Verfolgung eines französischen Soldaten auf, der in eine Rauchwolke hineinlief.
    »Fraoch Eilean !«
    Der Gestank des Schießpulvers schnürte ihm die Kehle zu und brachte seine Augen zum Tränen. Wie besessen suchte er in den grauen Rauchschwaden nach dem Franzosen, doch vergeblich. Es war, als hätte der Mann sich in nichts aufgelöst. Doch als er sich umdrehte, um zur Mühle zurückzukehren, nahm er aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr. Der Franzose tauchte aus einem Busch auf, den der Rauch, der jetzt verflogen war, zuvor verborgen hatte. Er flüchtete, so rasch ihn die Beine trugen. Alexander lief ihm nach, hatte ihn nach einigen Sekunden eingeholt und warf sich auf ihn. Die beiden wälzten sich auf dem ausgedörrten Gras herum und rollten bis zu einem kleinen Bach. Kurz verschlug das kalte Wasser Alexander den Atem. Doch das Aufblitzen einer Klinge riss ihn aus seiner Starre, und er wich ihr mit knapper Not aus.
    Er packte den anderen an den Haaren, riss ihn nach hinten und warf ihn auf den Rücken. Der Franzose schrie vor Schmerz und kämpfte wie ein Teufel, um sich aus seinem Griff zu befreien. Alexander fasste seinen Dolch, stieß seinem Gegner das Knie in den Leib und hielt ihn damit fest, während er ihm die Kehle aufschlitzte. Die panikerfüllten Augen, die ihn ansahen, wurden immer größer, und aus dem offenen Mund stieg ein eigenartiges Gurgeln auf.
    Ein wenig schwindlig von dem faden Blutgeruch und dem Duft der feuchten Erde, die ihm zu Kopf stiegen, ließ Alexander den Haarschopf langsam los. Er erschauerte und ballte die Hand erneut zur Faust. Dann nahm er seine Waffe wieder an sich, hob sein Schwert auf und warf einen letzten Blick auf den Toten; einen Milizionär, der wie ein Wilder gekleidet war. Mit seinen fransenbesetzten Lederbeinlingen und seiner blauen Wollkappe erinnerte er ihn an Isabelles Bruder. Der Mann hätte ebenso gut Étienne sein können … Was hätte er dann Isabelle gesagt? Wie hätte er ihr noch in die Augen sehen können, nachdem er ihren Bruder getötet hatte? Doch Gott sei Dank war es nicht Étienne gewesen.
    Ohne Unterlass donnerten die Kanonen, und die Geschosse taten ihr Werk und verwundeten, köpften und verstümmelten menschliche Körper. Der Tod jaulte heran und mähte die Soldaten ohne Ansehen der Person nieder. Alexander sprang über den Bach, um zur Mühle zurückzugehen, die zwischen den Soldaten der beiden Lager immer noch hart umkämpft war, als ihm ein Gedanke kam und ihn innehalten ließ. Das Wasser floss ruhig durch das leicht abschüssige Gelände und verschwand in den Wäldern. In der Nähe war niemand zu sehen. Der Stand der Sonne und sein Schatten verrieten ihm, dass er nach Nordosten sah, das hieß, in die Richtung des Dorfes, in dem Isabelle Zuflucht gesucht hatte. Es wäre so einfach gewesen, jetzt fortzulaufen … Schließlich ging ihn dieser Krieg im Grunde nichts an. Er könnte desertieren, zu Isabelle gehen und sie weit von hier fortbringen. Aber würde sie ihm überhaupt folgen wollen? Da erblickte er Colls leuchtend rotes Haar inmitten des Scharmützels an der Mühle. Nein, ich werde mein eigen Fleisch und Blut nicht verraten! Seine Entscheidung war gefallen, und er rannte zu den anderen.
    Einige französische Grenadiere flüchteten und überließen es ihren Kameraden, gegen die wie entfesselt kämpfenden Highlander anzutreten. Alexander sah Coll, der die Gruppe um Haupteslänge überragte.
    »Dort!«, brüllte ein Mann in seiner Nähe.
    Als sie die Tür erreichten, öffnete sie sich und gab den Blick auf einen Grenadier in einer schmutzigen, zerrissenen Uniform frei, die mit blauen Tressen abgesetzt war. Kurz sah er in die Augen des Mannes, die über einem borstigen Schnurrbart lagen. Immer das Gleiche, dachte er: Angst und Hass mischten sich in das Grau, Blau oder Braun der Augen und erweiterten die Pupillen. Sofort knallte der Soldat die Tür wieder zu; doch Alexander hatte Zeit gehabt, seine Schwertklinge in die Öffnung zu schieben. Das Geschrei, das ihn umgab, drang kaum an seine überreizten Sinne. Das Blut pochte in seinen Schläfen, und unter dem Kragen aus dickem Leder, der seine Kehle schützte, waren sein Halstuch und sein Hemd von Schweiß durchtränkt.
    »Holt mir diesen Hurensohn da heraus!«, brüllte jemand.
    Ein Highlander trat die Tür auf; Kugeln pfiffen ihnen um den Kopf. Sie stürzten in das Halbdunkel hinein, überschlugen sich und schossen dann ihrerseits.

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