Highland-Saga 03 - Schild und Harfe
sich über das Wasser und brachten die Soldaten weg, damit sie die großen Kriegsschiffe, die noch auf Reede lagen, bestiegen. Mit heftig pochendem Herzen und schweißnass drängte sie sich durch die Neugierigen, was ihr einiges Geschimpfe und Murren eintrug. Wo waren nur die Highlander?
Auf den Quais du Roi waren die schottischen Soldaten nicht; sie lief zu den Quais de la Reine. Ein vertrauten Jaulen ließ sie zusammenfahren. Ein Dudelsack! Endlich! Sie stieß Menschen beiseite und konnte sich einen Weg bis zum Ufer bahnen, das von Grenadieren in ihren hohen Uniformmützen, die mit Gewehren und Bajonetten bewaffnet waren, bewacht wurde, und erblickte die »Röckchenträger«, die zu Hunderten an Bord leichter Boote gingen.
»Alexander! Alex!«, schrie sie aus vollem Halse und schwenkte die Arme.
Einige Highlander drehten sich um, ein paar lächelten ihr sogar zu. Sie musterte die Gesichter, suchte nach dem dunklen Haar ihres Liebsten und dem flammend roten seines Bruders, das an seiner Seite sein musste. Aber offenbar war ein jeder vierte Schotte rothaarig! Sie konnte sie nicht entdecken … Das Herz wurde ihr schwer, und die Tränen, die sie nicht mehr zurückhalten konnte, liefen ihr über die staubigen Wangen.
»Alex… mein Liebster… Lebewohl.«
Der letzte Mann war in das Boot gestiegen, das noch leicht schaukelte. Die Leinen wurden losgemacht. Das Gewehr zwischen den Schenkeln und den Ranzen auf dem Rücken, starrte Alexander auf den Kai und suchte unter der Menschenmenge nach Isabelles Gesicht. Schweren Herzens, mit zugeschnürter Kehle, war er sich schon sicher, dass sie nicht gekommen war, und wollte sich abwenden, als er eine kleine Gestalt erblickte, die ihre Arme über dem Kopf schwang und seinen Namen rief. Aber in den Regimentern von König George gab es so viele Soldaten, die auf den gleichen Vornamen hörten wie er…
Er beschattete die Augen mit der Hand und zog die Augen zusammen, um das grüne Kleid, das sich am Ufer bewegte, besser erkennen zu können. Isabelle …
»Sie ist gekommen!«, murmelte er, immer noch wie betäubt von dem Kummer, der seit dem Morgengrauen auf ihm lastete. »Sie ist da, Coll! Siehst du sie? Ist sie das wirklich?«
Coll, der gar nicht auf die Neugierigen geachtet hatte, die zusammengelaufen waren, um ihrem Aufbruch beizuwohnen, musterte jetzt ebenfalls die Menge.
»Dort!«, wies Alexander ihm mit vor Aufregung zitternder Hand die Richtung.
»Ich glaube schon, dass sie es ist, Alas. Du hast Glück!«
Unter Missachtung der Vorschriften sprang Alexander auf, schwenkte sein Gewehr und schrie. Die Gestalt löste sich aus der Menschenmenge, huschte an den wachsamen Grenadieren vorbei, welche den Ablauf der Einschiffung überwachen sollten, und rannte zu den Landungsstegen.
»Iseabail! I love ye! «
»Ich liebe dich auch, Alex! Komm wieder!«
Im Heck des Bootes brüllte ein Offizier, und Alexander spürte, wie die Spitze eines Bajonetts in seine Schulter stach. Coll zerrte am Kilt seines Bruders, so dass dieser sich wieder setzen musste.
»Lebe wohl, meine Liebste. Vergiss unser Gelübde nicht…«, flüsterte er.
Der Grenadier schob die junge Frau behutsam bis zur Absperrung zurück. Isabelle wehrte sich, und der Mann wurde energischer.
»Lady, please, return over there. You cannot come …« Geht wieder nach hinten, Lady. Ihr dürft hier nicht…
»Alex! Alex!«
»By God! Lady, get back there! Come on, hurry up! «
Der Soldat verlor die Geduld, packte die junge Frau am Arm und stieß sie grob auf die Menge zu. Sie zappelte und versuchte wieder zur Anlegestelle zu laufen. Gereizt richtete er die Waffe auf sie, was einen Proteststurm unter den Neugierigen an der Absperrung hervorrief.
»Please, Lady! «
Der Mann wollte ihr kein Leid antun, doch er hatte seine Befehle. Isabelle, der mit einem Mal aufging, dass sie im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit stand, nickte langsam und mischte sich wieder unter die Schaulustigen. Die Umstehenden, die bestürzt darüber waren, wie brutal der Grenadier mit der jungen Frau umgesprungen war, begannen Beschimpfungen zu rufen. Da Isabelle nicht der Anlass für einen Aufstand sein wollte, zog sie sich in die Menge zurück, ohne jedoch das Boot, das Alexander fortführte, aus den Augen zu lassen. Eine Hand auf ihren Leib gelegt, in dem ihr Kind zu wachsen begann, sah sie zu, wie es auf die großen Schiffe zuglitt. Dann, als das Boot nicht mehr zu sehen war, sank sie mit tränenüberströmtem Gesicht an
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