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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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wenigstens bin ich ehrlich geblieben. Ich hätte ja nicht zurückzukommen brauchen.«
    Ein bleiernes Schweigen senkte sich herab. Weit weg knarrte eine Tür, und das metallische Klacken eines Riegels war zu hören. Dann entfernten sich die Schritte der Wärter, die sich leise besprachen.
    »Was wirst du tun, wenn der Krieg vorüber ist, Archie?«, fragte Alexander zusammenhanglos, um das Gespräch auf ein anderes Thema zu lenken.
    Der Stuhl knarrte, als Archie sich nach vorn beugte und die Ellbogen auf die Knie stützte. Die hellen Augen, die ihn ansahen, erinnerten Alexander an die Miniatur seiner Mutter, die er am Tag nach der Amputation beim Aufwachen vorgefunden hatte. Zugleich musste er an John denken.
    »Ich weiß es noch nicht. Der Boden hier ist gut und bringt dem, der ihn achtet, gute Erträge. Vielleicht werde ich ja ein Gesuch auf die Zuteilung einer Parzelle einreichen. Es heißt, in der Gegend von Baie-des-Chaleurs, in der Nähe von Montréal, sei das Klima angenehmer als in Québec. Aber meinen Posten beim Militär würde ich gern behalten. England wird seine Truppen nicht vollständig abziehen, sondern eine Garnison zurücklassen, um den Schutz des Landes zu gewährleisten und neue Straßen zu bauen. Für mich wird es hier immer etwas zu tun geben. Mein Bruder John kümmert sich um Glenlyon; David ist Arzt auf Jamaika. Wirklich, nichts zieht mich zurück nach Schottland.«
    »Nicht einmal eine Frau?«
    »Nicht einmal eine Frau.«
    Archie wollte Alexander schon fragen, was denn er nach dem Krieg vorhabe. Doch als ihm die Absurdität der Frage aufging, klappte er den Mund wieder zu, so dass seine Zähne hörbar klackten, und sah auf seine Hände herunter, die er umeinandergeschlungen hatte.
    »Ich«, begann Alexander, als hätte er die Frage doch gestellt, »glaube, ich werde dasselbe tun. Warum sollte ich nach Schottland zurückkehren? Weißt du noch, Archie, wie wir an unseren freien Tagen in der Heide gelegen haben und darüber diskutiert haben, wie wir das Vaterland befreien würden? Hmmm … damals wussten wir schon, dass es ein Übel an sich ist, Schotte zu sein; aber wir hatten nicht bedacht, dass es ein Fluch ist, Highlander-Blut zu haben …«
    Zynisch lachte er auf.
    »Falls wir nicht doch noch zu Reichtum gelangen… sag mir, was uns dazu bewegen sollte, in unser Heimatland zurückzukehren, wo uns doch Hunger und Krankheiten den Garaus machen würden?«
    Archie sah seinen Neffen mit undeutbarer Miene an. Dann presste er verbittert die Lippen zusammen und sprang auf.
    »Bei allen Heiligen!«, brüllte er und bedachte den Stuhl, der umgestürzt war, mit einem Fußtritt. »Warum? Ich hatte es versprochen…!«
    Alexander hob den Kopf.
    »Versprochen? Was genau hast du versprochen, und wem?«
    »Marion«, erklärte Archie mit gepresster Stimme. »Ich habe deiner Mutter auf dem Totenbett versprochen, dich zu finden und nach Hause zu bringen. Sie hat niemals glauben wollen, dass du tot bist. Verstehst du, sie besaß das zweite Gesicht. Sie wusste, dass du am Leben warst, Alex, und sie hat schrecklich darunter gelitten, dass du niemals zu ihr zurückgekehrt bist…«
    Ein Schluchzen entrang sich Alexanders verkrampfter Brust. Der junge Mann hatte das Gefühl, als lege sich eine bleierne Last auf ihn und drücke ihm das Rückgrat zusammen.
    »O mein Gott!«
    Erneut wurde es still in der stinkenden kleinen Zelle.
    »Ich kann nichts mehr für dich tun, mein Freund und Bruder.
    Jetzt müssen wir alles in die Hände des Gerichts und Gottes legen.«
    »Du hast dir nichts vorzuwerfen, Archie Roy. Ich bin kein Knabe mehr.«
    »Ja, ich weiß. Und ob ich das weiß … Brauchst du etwas? Ich meine, hättest du einen speziellen Wunsch an mich? Das ist leider das Einzige, was ich dir anbieten kann.«
    »Etwas zu schreiben. Kannst du mir das besorgen?«
    »Selbstverständlich. Noch etwas? Eine Frau vielleicht?«
    »Ich würde gern meinen Bruder Coll sehen.«
    »Ja, natürlich. Ich lasse ihn kommen, Alexander.«
    »Danke. Das ist alles.«
    »Gut…«
    Archie trat zu seinem Neffen und legte ihm die Hand auf die Schulter. Tief bewegt nahm Alexander sie und drückte sie fest.
    »Du bist mein liebster und bester Freund gewesen, Archie.«
    »Das kann ich zurückgeben, Alexander Colin Macdonald.«
     
    Am 5. Februar 1761 fand der Prozess gegen Alexander Macdonald statt, Soldat des 78. Highlander-Regiments Seiner Majestät und wegen Fahnenflucht festgenommen. Der Angeklagte erklärte sich für nicht schuldig.
    Wie

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