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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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vielleicht Hilfe braucht …«
    Mit einem Blick nahm er den Zustand in Augenschein, in dem sich der Raum befand. Porzellanscherben und herausgerissene Buchseiten übersäten den Boden. Ein einziger Stuhl stand noch aufrecht und am richtigen Platz. Die anderen lagen umgeworfen inmitten des unbeschreiblichen Durcheinanders, das sie in ihrem Zorn angerichtet hatte. Alexander fragte sich, ob die Dame es gewöhnt war, bei jedem Wutanfall ihr Haus derart gründlich zu verwüsten.
    Die arme Frau sah ihn wortlos und verstört an. Das Buch glitt ihr aus den Händen und fiel mit einem Knall, der sie aus ihrer Erstarrung riss, zu Boden. Sie bückte sich, hob es behutsam auf und streichelte mit einer Hand über den Einband.
    »Du kannst wieder schlafen gehen, Alasdair. Ich brauche dich heute Abend nicht mehr …«
    Unsicher zögerte Alexander einen Moment lang. Sie sah wirklich nicht aus, als gehe es ihr gut. Vielleicht sollte er Connie holen, damit sie sich um ihre Herrin kümmerte …
    »Obwohl …«, sprach sie unvermittelt weiter und trat auf ihn zu. »Sag mir eines … Ich weiß, du bist ein junger Mann, den die Frauen nicht gleichgültig lassen …«
    Betrübt lächelnd strich sie über den Flaum, der seine Wangen bedeckte. Annabel wusste natürlich Bescheid darüber, wie es zwischen ihm und Connie stand, aber sie hatte noch nie etwas dazu gesagt.
    »Schau mich an, Alasdair, und sei ehrlich. Bin ich abstoßend? Bin ich zu alt, als dass ein Mann mich begehrenswert finden könnte?«
    Überrumpelt fuhr Alexander einen Schritt zurück, errötete heftig und stotterte nur ein paar unverständliche Worte heraus. Annabel Fraser roch stark nach Alkohol und schwankte gefährlich. Ihr üppiges rotbraunes Haar, auf dem warme Reflexe tanzten, fiel ihr offen auf die Brust, die sie ihm praktisch unter die Nase hielt.
    »Also?«
    »Ihr seid … immer noch sehr hübsch, Mrs. Fraser … Aber …«
    Sie lächelte, neigte den Kopf zur Seite und sah ihn aus ihren nussbraunen Augen, in denen die Tränen glänzten, von der Seite an.
    »Aber?«
    »Ich meine … Ihr wirkt sehr anziehend auf einen Mann …«
    Wie sollte er ihr erklären, dass er sie ehrlich schön fand, aber dass sie seine Mutter sein könnte? Er konnte unmöglich …
    »Würdest du mit mir schlafen?«
    Er erstickte fast an seinem eigenen Speichel und machte sich aus den Armen frei, die sich um ihn geschlungen hatten. Sie geriet ins Schwanken und hickste.
    »Verzeiht mir, Mrs. Fraser …«
    »Schon gut, mach dir keine Gedanken. Ich habe einen Fehler begangen, Alasdair. Du hast dir nicht vorzuwerfen.«
    Trotzdem überschlug er sich in Entschuldigungen, zog einen Stuhl heran und half ihr, sich zu setzen. Jetzt schluchzte sie heftig, und er wusste nicht mehr, was er mit ihr anstellen sollte.
    »Der Bastard … dieser Bastard«, murmelte sie unablässig und wiegte sich vor und zurück. »Die ganze Zeit… habe ich geglaubt … A Thighearna mhór! Oh, Herrgott!«
    Er bemerkte einen Bluterguss an einer ihrer Schläfen und runzelte die Stirn.
    »Hat Mr. Fraser sich Euch gegenüber nicht korrekt verhalten?«
    Ein sarkastisches Lachen hallte durch die Küche. Alexander, der sich immer unwohler fühlte, wollte schon loslaufen, um Connie zu holen, als sich Annabels bissige Stimme erneut vernehmen ließ.
    »Kommt darauf an, von welchem Mr. Fraser du redest.«
    »Ja … von dem, der in Beauly lebt?«
    Sie hörte auf zu lachen und starrte mit leerem Blick in die Flammen, welche die Seiten kostbarer Bücher, die ihrem verstorbenen Gatten gehört hatten, verschlangen.
    »William ist nicht tot«, erklärte sie. »Er lebt versteckt in Kilmorack, in einem Bauernhaus … seit er vom Schlachtfeld von Culloden geflohen ist. Der Bastard … Seit mehr als zwei Jahren halte ich ihn für tot, und er hat es nicht einmal für nötig gehalten, mir ein Lebenszeichen zu geben … Soll er doch in seinem Misthaufen verrecken, zusammen mit… seiner Mätresse! Er soll bloß nicht wagen, sich hier zu zeigen!«
    Das Feuer knisterte und beleuchtete die vom Hass verzerrten Züge der Unglücklichen. Sie verstummte und blieb reglos sitzen, die verkrampften Hände um die Knie geschlungen und immer noch mit dem Buch im Schoß. Alexander hielt es für das Beste, sie allein zu lassen. Diese ganze traurige Geschichte ging ihn nichts an. Er zog sich ins Dunkel zurück und ging zur Treppe. Nachdem er einen letzten Blick auf Annabel Fraser geworfen hatte, stieg er nach oben.
    Zu aufgeregt, um Schlaf zu finden,

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