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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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und rief zwei Männer zu Hilfe. Sie zogen einen Heuwagen unter das Fenster und bedeuteten ihnen, sich hineinfallen zu lassen. Alexander schätzte noch die Höhe ab, während ihm alles zuschrie, er solle springen. Dann nahm er Connie in die Arme und warf sich, ein Gebet auf den Lippen, ins Leere. Um sie herum wirbelte das Heu auf. Über sich sah er einen schönen, violett gestreiften Himmel. Gestalten beugten sich über die beiden. Hände packten ihn und wollten ihn von dem Wagen herunterziehen, den die herumfliegenden Funken jeden Moment in Brand zu setzen drohten. Die Männer zerrten an seinen Armen, damit er sie öffnete, aber er hielt sie stur um seine Freundin geschlungen. Schließlich waren drei Männer nötig, damit er losließ.
    »Connie …«
    Ein Mann beugte sich über ihn und sah ihn aus himmelblauen Augen an.
    »Seid Ihr das, O’Shea?«
    »Nein, junger Mann. Mein Name ist Farquar.«
    »Connie?«
    Der Fremde schüttelte betrübt den Kopf.
    »Tut mir leid; sie ist tot.«
     
    General Wades Militärstraßen durchzogen das Land und rissen es in Stücke. Über sie sickerten die Bräuche aus den Lowlands und aus England ein und höhlten die alten Traditionen aus. Doch die Wurzeln der Clans reichten tief in die Vergangenheit zurück und waren fest in diesem Land verankert, dessen Einwohner immer noch die raue Sprache ihrer Vorfahren gebrauchten. Momentan war der Clan die Identität der Männer und Frauen, aus denen er bestand. Sein Fortbestand war bedroht, und das einzige Gesetz, das seine Mitglieder kannten, war der Stahl ihrer Klingen.
    Doch Cumberlands Truppen hatten diese Stämme auf ihrem Durchmarsch dezimiert. Manche, wie die Camerons, waren durch den Verlust der Männer, die in der Schlacht gefallen waren und die anschließende Deportation weiterer Krieger, die in Gefangenschaft geraten waren, erheblich geschrumpft. Dies war der Anfang vom Ende des Clansystems in den schottischen Highlands. Dafür würden die englischen Behörden schon sorgen.
    Viele Wochen lang irrte Alexander durch die Heide und die Berge, die seltsam verlassen wirkten. Er musste seine ganze Zeit und seine gesamte Kraft aufs Überleben verwenden, so dass er nicht allzu viel an Connie zu denken brauchte. Die junge Frau war so etwas wie ein lichterfülltes Zwischenspiel in seinem düsteren Leben gewesen. Heute war er sich vollständig bewusst, dass die Liebe – ganz wie der Krieg – Leiden verursachte. Er verbrachte die Nächte damit, in seinem verwaisten Herz unter den Sternen nach den Gesichtern geliebter Verstorbener zu suchen, die er in sich trug. Oft erschienen ihm Liam oder Caitlin schimmernd am Firmament. Dann wieder sah er O’Shea und Connie. Doch nie erblickte er das Gesicht seines Vaters, was ihm ein wenig Hoffnung schenkte.
    In der Stille der Bergwelt grübelte er darüber nach, was das Leben ihm wohl noch zu bieten hatte. Ziemlich wenig , dachte er. Doch dieses wenige hielt ihn in dieser Welt fest wie ein dünner, zerbrechlicher Goldfaden. Wenn er jedes Mal, wenn er Freude und Glück erlebte, derart dafür leiden musste, schön, dann sollte es eben so sein! Dann allerdings sollten die Freude und das Glück sich auch mit dem Grad seines Leidens messen können. Wenn nicht, würde der Faden reißen, und nichts hielte ihn dann noch hier.
    Die Zeit verging, und er verlor sich hoffnungslos in einer anderen Welt. Alexander vagabundierte von einem Loch zum nächsten und wanderte an Flussläufen entlang, weil er sich nicht auf den Straßen zeigen wollte. Seine Brandwunden, die wie durch ein Wunder oberflächlich waren, heilten langsam. Da er keine Jagdwaffen besaß, musste er sich Schlingen aus Ranken fertigen. Manchmal vergingen zwei Tage, bis er etwas fing, doch es war der Mühe wert. Von dem Fleisch eines Hasen konnte er drei Tage leben, und danach war es immer noch möglich, sich aus den Knochen und der Haut eine Brühe zu kochen. Er aß auch Beeren und Eicheln. Wenn er Glück hatte, fing er eine schöne Forelle.
    Was die Raubzüge der englischen Truppen nach der Niederlage der Jakobiten angerichtet hatten, übertraf all seine Vorstellungskraft. Alles war geplündert und gebrandschatzt worden. Das Vieh schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Oft begegnete er einer alten Frau oder einem halb verhungerten Kind, die ihn um etwas zu essen anbettelten. Dann und wann erspähte er auch einmal einen Mann, der in den Hügeln auf der Flucht war. Mehrmals musste er sich vor einer Gruppe Dragoner verstecken. Die Soldaten schossen auf

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