Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
Vom Netzwerk:
der zwei oder drei Monate, welche die Überfahrt dauern würde, leben mussten, und die diversen Reibereien zwischen den Clans, die im Lauf der Jahre nicht geringer geworden waren, würden zwangsläufig zu Streitereien innerhalb des Regiments führen. Er hatte vor, sich wohlweislich aus solchen Dingen herauszuhalten. Auf mehr als die Hälfte dieser Soldaten war ein Haftbefehl ausgestellt, und er legte nicht den geringsten Wert darauf, dass man ihn mit dem entsetzlichen Mord an der jungen Kirsty und ihren Begleitern in Verbindung brachte. Ohnehin verfolgte die Erinnerung an die Ereignisse jener Nacht ihn ständig…
    »Steuer hart am Wind! Hisst das Großsegel! Hisst die Bramsegel! Los! Wir müssen den Kurs halten!«, brüllte der Steuermann.
    Dutzende von Matrosen kletterten rasch in die Wanten, um die Befehle auszuführen. Der Wind frischte kräftig auf und ließ für diesen Abend eine hohe Flut erwarten. Das Geschrei der Matrosen übertönte das Knarren der Rollen und Leinen und mischte sich zu einem Gesang, der den Manövern einen ganz eigenen Rhythmus verlieh. Gebannt beobachtete Alexander, wie die Segel sich wie in einer einzigen Bewegung entfalteten.
    »Kompanie, angetreten!«
    Alexander, der immer noch ganz versunken in den rhythmischen Tanz war, den die Matrosen im Tauwerk der Takelage aufführten, hatte den letzten Befehl, den der Offizier seiner Kompanie gegeben hatte, nicht gehört. Munro, der neben ihm stand, versetzte ihm einen Rippenstoß, der ihn aus seinen Betrachtungen riss. Man schickte die Soldaten in ihre Quartiere im Zwischendeck, damit sie die Seeleute nicht bei ihren Manövern störten. Der Sergeant ging vor Alexander vorbei und sah ihn argwöhnisch an. Dem jungen Mann war in der Tat schon aufgefallen, dass Sergeant Roderick Campbell ihn seit einiger Zeit mit merkwürdigen Blicken bedachte. Obwohl der Offizier aus Knapdale stammte – einer Gegend, durch die seine verschlungenen Wege Alexander während der letzten vier Jahre häufig geführt hatten und wo er Kirsty kennengelernt hatte –, erinnerte er sich nicht daran, ihm schon einmal begegnet zu sein, ehe er in das Highlander-Regiment eingetreten war. Nein, wirklich, sein Gesicht sagte ihm gar nichts. Aber seine Miene verhieß nichts Gutes. Vielleicht war er ja ein alter, unzufriedener Gläubiger … Die Spielschulden, die Alexander in den Herbergen dieser Gegend angehäuft hatte, waren enorm gewesen.
     
    Pechschwarze Nacht herrschte. Die entfesselten Elemente rüttelten das Schiff durch, als wäre es nur ein kleines Holzstück, das auf dem gewaltigen, dunklen Wasser trieb. Die Soldaten lagen da, so gut sie eben konnten, stöhnten oder erbrachen ihren Mageninhalt in Eimer, die bereits voll waren. Ihre Lippen bewegten sich, als sie Gebete sprachen, die von dem unheimlichen Knirschen der Balken übertönt wurden. Die Männer flehten Gott an, sie wenigstens so lange leben zu lassen, dass sie auf dem Festland sterben konnten.
    Alexander ließ seinen Blick über die Kompanie schweifen. Einige hatten in Culloden gekämpft, darunter Evan Cameron, der den jungen MacCallum festhielt. Letzterer war totenbleich, hatte die Galle auf den Lippen stehen und klammerte sich mit der Kraft der Verzweiflung an seiner Hängematte fest. Alexander fragte sich, ob der Sturm sie alle verschlingen würde. Dies also ist die Armee, die Kanada erobern soll, ein Land voll blutrünstiger Wilder und Kolonisten, die an das schlimmste Klima gewöhnt sind! , höhnte er angesichts des elenden Zustands der Männer.
    Von neuem sackte das Schiff durch und brachte die Laternen zum Tanzen, die ihr schwaches Licht über das Zwischendeck warfen. Kurz schloss Alexander die Augen und atmete tief durch, doch er erwischte einen Mundvoll widerlich stinkender Luft, die von dem Bilgenwasser aufstieg, das aus dem Schiffsinnern heraufgepumpt wurde. Dies war die erste Fahrt der Martello , daher war ihr Rumpf frisch kalfatert. Aber die gewaltigen, eiskalten Wasserfontänen, die das Meer über die Deckaufbauten spie, drangen durch die Luken, die Laufgitter und die Ladeklappen und wirbelten eine ekelerregende Brackwasserbrühe auf.
    Einige Männer stöhnten auf, als das Schiff sich auf die Seite legte und drohte, aufzureißen und seine menschliche Fracht von sich zu geben. Alexander spürte ein dringendes Bedürfnis nach frischer Luft. Er kroch über den mit Erbrochenem bedeckten Boden, schob einen Rattenkadaver beiseite, den die Pumpen zusammen mit dem Bilgenwasser aus dem Rumpf heraufgeholt

Weitere Kostenlose Bücher