Highland-Saga 03 - Schild und Harfe
Macdonald.«
»Macdonald…«, murmelte der Sergeant, als er den Namen niederschrieb. »Aus Keppoch?«
Alexander gab keine Antwort.
»Aus Glencoe«, sagte jemand hinter ihm an seiner Statt.
Er fuhr herum. Ein Gentleman, den er nicht bemerkt hatte, lehnte an der Wand und betrachtete ihn aus hellen Augen. Sein Haar, das ein schönes, lebendiges Rot aufwies, war in seinem Nacken sorgfältig zu einem Zopf geflochten, was seine feinen, energischen Gesichtszüge betonte.
»Kennt Ihr diesen Mann, Leutnant?«, erkundigte sich der Sergeant.
»Ja, Ross. Sorgt dafür, dass er in die Kompanie von Hauptmann Macdonald kommt, ja?«
»Ähem … Die Sache ist die … Ich rekrutiere hier für die Abteilung von Keppoch …«
»Ich werde mich der ›kleinen Probleme‹ annehmen, die Ihr dadurch bekommt.«
»Sehr wohl, Leutnant.«
Alexanders Verblüffung hätte nicht größer sein können, als er in dem Leutnant seinen Onkel Archibald Campbell von Glenlyon erkannte, bei dem er einen Teil seiner Kindheit verlebt hatte. Der Bruder seiner Mutter, der nur wenige Jahre älter war als er selbst, hatte ihn diskret unter seine Fittiche genommen.
»Archie Roy?«
»Ich würde dir raten, deine Unterschrift zu leisten, Alexander«, meinte Archie lächelnd. »Draußen warten noch andere.«
Ein wenig benommen nahm Alexander die Feder, die Sergeant Ross ihm hinhielt.
»Hier«, brummte der Offizier missmutig.
Und so unterzeichnete er mit zitternder Hand den Kontrakt, der ihn so lange an die Söldnerarmee der Highlander band, bis König George II. deren Auflösung beschließen würde. Dies würde am Ende des Krieges geschehen, den man später den Siebenjährigen nennen sollte.
Am 20. April, dem Tag, an dem er in Inverness seinen Dienst unter dem Kommando von Hauptmann Donald Macdonald antrat, erwartete Alexander noch eine weitere Überraschung, die ihn in Verwirrung stürzte. Bei der Waffenausgabe fand er sich seinem Cousin Munro MacPhail gegenüber, Frances’ Sohn. Merkwürdigerweise waren sie derselben Kompanie zugeteilt worden. Mehrere Nächte lang hatte ihn die Vorstellung nicht schlafen lassen, seine Brüder könnten ebenfalls in die Armee eingetreten sein. Doch als er ihnen beim Exerzieren oder unterwegs nicht begegnet war, war er beruhigt gewesen.
Ende April marschierte das Regiment nach Glasgow, und anschließend begab es sich nach Port Patrick an der Westküste, wo sich die Männer einschifften, um über die Irische See nach Larne in der Provinz Ulster zu segeln, das nur wenige Meilen nördlich von Belfast lag. Von dort aus würden sie an der Ostküste der grünen Insel entlangfahren. Unterwegs hatte Alexander Gelegenheit, die verwandtschaftlichen Bande zu Munro zu erneuern, die viel zu lange brachgelegen hatten.
Zu Beginn mussten beide Männer das tiefe Unbehagen überwinden, das aus ihrer langen Trennung herrührte. Munro war ein wenig jünger als Alexander und daher nicht mit den Männern des Clans auf Prinz Charlies Feldzug gegangen. Aber er hatte Erzählungen über die Schlacht gehört. Allerdings wusste er nichts Näheres darüber, wie sein Cousin verschwunden war. Er bestätigte Alexander, dass man ihn in Glencoe für tot hielt. Wo war er die ganze Zeit gewesen? Warum war er nicht zu seiner Familie zurückgekehrt? Warum nur? Alexander machte ihm klar, dass er nicht darüber reden mochte. Munro war enttäuscht darüber gewesen, aber zugleich überglücklich, ihn wiedergefunden zu haben, und hatte seinen Wunsch respektiert. Seitdem hatte sich ihre Beziehung stetig verbessert.
So erreichten sie Cork und die Schiffe, von denen sie noch nicht wussten, welches Ziel sie hatten. Für Alexander begann im Angesicht des Unbekannten, das sie erwartete, ein neues Kapitel in seinem Leben.
Sein Blick glitt über seine Kompanie, die eine Ruhepause einlegte. Brüder und Cousins, Freund und Feind hatten auf diesen Schiffen ihre Schicksale vereint, weil sie eine letzte Chance suchten, für den Ruhm ihrer Clans, für Schottland und Großbritannien zu siegen oder zu sterben. Die meisten Gesichter waren ihm unbekannt; es waren Männer, die den Clans der Grafschaft Argyle entstammten und entweder mit den Campbells oder den Camerons verwandt waren. Diejenigen, deren Züge ihm vage bekannt vorkamen, waren wahrscheinlich ehemalige Sauf- und Spielkumpane. Vielleicht hatten sie einige Tage lang sein Leben auf der Heide geteilt.
Er wusste, dass das Leben an Bord nicht einfach werden würde. Die drangvolle Enge, in der die Männer während
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