Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
Vom Netzwerk:
verstummten die schauerlichen Schreie, wahrscheinlich, weil der Mann den Geist aufgegeben hatte.
    Im Dunkel waren jetzt nur noch das unablässige Knarren der Schiffsplanken und das Gestöhn der Soldaten zu hören. Der Sturm hatte nachgelassen, aber Alexander ballte immer noch die Fäuste und versuchte, die Angst zu beherrschen, die ihn nicht mehr verließ.
    Aber es war nicht die Wut der Elemente, die ihn wach hielt. Ihm war es ziemlich gleich, ob das Schiff alles, was es barg, in die tobende See spie. Nein, etwas anderes trieb ihn um, seit er auf dem Oberdeck der kleinen Auseinandersetzung zwischen den beiden Leutnants beigewohnt hatte. Seine Befürchtungen hatten sich bewahrheitet, als Archie ihm den Grund für die Verwechslung erklärt hatte: Seine Brüder John und Coll befanden sich an Bord, unter dem Kommando von Hauptmann Montgomery.
    Er konnte es immer noch nicht begreifen. Wie war das möglich? Das hätte er doch wissen und spüren müssen. Wie hatte er Irland umsegeln können, ohne seinen Brüdern über den Weg zu laufen? Wie? Die Fragen überschlugen sich, und er fand keine Antworten darauf.
    Ein Arm streifte seine Schulter. Er wandte den Kopf seinem Nachbarn zu, der versuchte, sich auf seiner schwebenden Lagerstatt umzudrehen, ohne ins Leere zu stürzen. Munro grunzte. Das flackernde Licht der Laternen, die an den Balken hingen, brachte die Schatten auf den Feuchtigkeit ausschwitzenden Innenplanken zum Tanzen und ließ die in ihren Hängematten liegenden Männer aussehen wie zum Räuchern aufgehängte Würste. Immer noch herrschte ein unerträglicher Gestank. Aber Alexander, der schon Schlimmeres erlebt hatte, kam damit zurecht.
    »Munro?«
    »Hmmm …«, brummte sein Cousin schläfrig.
    »Wusstest du, dass meine Brüder an Bord sind?«
    Munros langes Schweigen gab ihm die Antwort. Da der Jüngere wusste, dass nun unvermeidlich ein Verhör folgen würde, spürte er das Bedürfnis, sich zu rechtfertigen.
    »Ich weiß nicht, was zwischen deinen Brüdern und dir vorgefallen ist, mein Alter, aber ich habe nicht gewagt, es anzusprechen, weil ich fürchtete, du würdest über Bord springen und zur Küste zurückschwimmen. Ich hätte es dir in einem oder zwei Tagen gesagt, sobald ich ganz sicher gewesen wäre, dass du nicht mehr fliehen könntest.«
    »Ich weiß nicht, ob ich dir dafür danken soll …«, knurrte Alexander und verfolgte einen Fleck, der sich auf einem Balken über ihm bewegte.
    »Ich schwöre dir, Alas, ich hatte wirklich vor …«
    »Hmmm … Seit wann hast du gewusst, dass sie in das Regiment eingetreten sind? Von Anfang an?«
    Erneut trat ein langes Schweigen ein, in dem die Stimmen der Seeleute, die damit beschäftigt waren, das beschädigte Tauwerk in Stand zu setzen, zu ihnen drangen.
    »Ich habe mich zusammen mit ihnen eingeschrieben«, ließ Munro sich schließlich vernehmen.
    »Und sie, wissen sie Bescheid?«
    »Über dich? Nein … jedenfalls glaube ich das nicht. Ich habe sie seit Inverness nicht gesehen.«
    »Und ich nehme an, der Umstand, dass ich in dieselbe Kompanie gesteckt worden bin wie du, ist kein Zufall, oder?«
    »Allerdings nicht… Dein Onkel …«
    »Lass gut sein, Munro«, schnitt Alexander ihm grob das Wort ab und schloss die Augen. »Er hat mir schon alles gestanden. Ich wollte einfach nur wissen, ob du mit ihm unter einer Decke steckst, und damit ist jetzt meine Frage beantwortet.«
    Das Gespräch mit Archibald kurz nach der Szene auf Deck hatte ihn erschüttert. Zu erfahren, dass er auf demselben Schiff reiste wie seine Brüder, war schon aufwühlend genug gewesen; aber zu hören, dass man diesen Umstand bewusst vor ihm verborgen hatte, war noch eine andere Sache. Die Konfrontation war unvermeidlich; es war nur eine Frage von Tagen. Zwölf Jahre des Schweigens … und jetzt … Herrgott! Schon bei dem Gedanken spürte er, wie sein Magen sich zusammenzog.
    »Alas … bist du jetzt böse auf mich?«, fragte sein junger Cousin schüchtern.
    Alexander biss die Zähne zusammen und dachte nach, bevor er antwortete. Er war aufrichtig froh, seinen Spielgefährten aus Kindertagen wiedergefunden zu haben, vielleicht den einzigen aus seinem Clan, der ihn nie wie einen Außenseiter behandelt hatte. Sollte er die einzige Verbindung zu seiner Vergangenheit, die ihm geblieben war, zerreißen?
    »Schon, Munro … aber ich kann dich verstehen.«
    »Danke, Alas. Ich möchte nur wirklich gern wissen, warum du nie zurückgekommen bist.«
    »Eines Tages erzähle ich es dir

Weitere Kostenlose Bücher