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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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vielleicht«, unterbrach Alexander ihn seufzend. »Aber jetzt habe ich keine Lust, darüber zu sprechen.«
    »Ist gut.«
     
    Die durch den Sturm zerstreuten Schiffe der englischen Flotte brauchten eine Woche, um sich wieder zu sammeln und einen langen Konvoi zu bilden, der erneut seinen Weg aufnahm und langsam gen Südwest segelte. In den Alltag der Soldaten kehrte Routine ein. Doch das ungute Gefühl in Alexanders Magengrube blieb.
    Das Zwischendeck lag unter einem Nebel aus Pfeifenrauch. Umgeben von dem lauten Stimmengewirr, das die Soldaten in ihrem engen Quartier erzeugten, saß der junge Mann in einer dunklen Ecke und schnitzte mit seinem Taschenmesser an einem Pulverhorn. Auf einer alten Holzkiste maßen sich zwei Männer mit nacktem Oberkörper im Armdrücken. Begeisterte Kameraden umstanden sie und feuerten sie an. Etwas weiter weg übten sich die Soldaten Macleod und MacNicol unter dem aufmerksamen Blick eines alten Seemanns in der Kunst des Spleißens. Obwohl den Männern das Glücksspiel verboten war, rollten unter freudigen oder bestürzten Ausrufen auf den Schiffsplanken die Würfel, und es wurde Karten gespielt.
    Es wurde geschrien und laut gesprochen.
    »Wusstet ihr, dass ich einmal mit einer einzigen Kugel aus meiner Muskete ein gutes Dutzend von Cumberlands Männern in den Himmel geschickt habe?«
    »Potztausend«, rief ein schmächtiger Jüngling mit einem tiefen Grübchen im Kinn, »wahrscheinlich hast du sie eher mit einem wohl fermentierten Lüftchen erstickt, wie es nur du zustande bringst …«
    In größerer Nähe plauderte eine Gruppe von Männern angeregt. Patrick Grant, der bei ihnen saß, erzählte stolz von seinen kriegerischen Großtaten und schwor, er sei Bonnie Prince Charlie persönlich begegnet. Ja, angeblich hatte er ihn sogar nach der Niederlage seiner Armee auf dem Moor von Drummossie auf der Flucht beschützt.
    »Sie waren zu siebt, genau wie wir, und wir sind über sie gekommen wie der Blitz. Die Chisholm-Brüder sind auf den Felsen geblieben, haben auf sie geschossen und zwei Sassanachs getötet. Die anderen und ich sind mit gezückten Schwertern den Hügel hinabgerannt. Ihr hättet sehen sollen, was diese Dummköpfe für Gesichter gezogen haben! Ich schwöre euch, dass sie weiß wie Schnee waren. Den Engländern ist nichts Besseres eingefallen, als ihre Musketen wegzuwerfen und mit eingezogenem Schwanz die Flucht zu ergreifen. Das Gepäck und die Pferde haben sie einfach zurückgelassen. Wir haben dann die Leichen ins Moor geworfen und die Vorräte mitgenommen. Dann sind wir nach Carriedhoga zurückgekehrt, wo der Prinz auf uns wartete. Ich schwöre euch, das Feuer, das wir an diesem Abend mit ihren roten Röcken angezündet haben, war herrlich …«
    »Du erzählst uns doch alles Mögliche, um dich interessant zu machen, Grant! Was beweist uns, dass du die Wahrheit sagst? Also, wenn du Charlie in einer Höhle versteckt hast, dann habe ich mich unter den Decken und zwischen den Schenkeln der schönen Hauptmännin Anne 20 versteckt, ha, ha, ha!«
    Gelächter brandete auf, und neugierige Gesichter wandten sich der Gruppe zu.
    »Ganz richtig, wir wollen Beweise!«
    »Wo sind die anderen sechs Männer, die zu den berühmten ›Sieben von Glenmoriston‹ gehört haben? Sie sollen uns bestätigen, dass dies nicht nur eine weitere der vielen Legenden über die Flucht von Bonnie Charlie ist!«
    »Meine Kameraden sind heute in alle Winde zerstreut und wahrscheinlich tot oder deportiert; möge Gott sich ihrer erbarmen. Aber ich schwöre beim Leben des Prinzen selbst, dass ich die Wahrheit spreche; ich schwöre es ebenso feierlich, wie ich ihm an diesem Tag im Juli 1746 Treue gelobt habe: ›Mögen wir Gott den Rücken kehren und unsere Gesichter dem Teufel zuwenden, mögen alle Plagen aus der Heiligen Schrift über uns und unsere Nachfahren kommen, wenn wir dem Prinzen nicht in der höchsten Gefahr zur Seite stehen …‹«
    Stille senkte sich über die Menge der Zuhörer, die sich um den temperamentvollen Erzähler gesammelt hatte. Grants Wagemut wurde mit Stimmengemurmel und vielsagendem Nicken quittiert. An diesem Ort so laut seine Zuneigung und Treue gegenüber dem exilierten Prinzen zu bekräftigen konnte einen Mann teuer zu stehen kommen. Das war der Beweis, nach dem alle verlangt hatten. Man klatschte Grant Beifall und bot ihm einen Krug mit gepanschtem Whisky an.
    Eine Geige erklang. Die Töne stiegen in einem brillant ausgeführten Glissando von den tiefen bis in die

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