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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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hatte, war gekommen, um sich seiner anzunehmen.
    Alexander beobachtete die beiden, ohne dass sie dies bemerkten, und sagte sich, dass es sich bei der seltsamen Beziehung, die sie allen Gerüchten zum Trotz pflegten, zweifellos um brüderliche Bande handelte, wie er sie selbst nie hatte erfahren dürfen. Die bösen Gerüchte waren nur eine törichte Reaktion der Männer auf Williams ungewöhnlich feine Züge. Aber dennoch besaß der Knabe Mumm und war schlagfertig. Erst gestern war Alexander Zeuge einer ziemlich komischen Szene geworden, die ihn zum Lächeln gereizt und ihm diese Eigenschaften des Jungen deutlich vor Augen geführt hatte.
    Die drei Männer hatten sich auf dem Vorderdeck eingefunden, um einem Wettbewerb beizuwohnen, der auf dem Schiff zu einem sonntäglichen Ritual geworden war. Matrosen standen am Fuß des Fockmastes Schlange, um mit Boswell, dem Makaken, um die Wette zu klettern. Das unterhaltsame Schauspiel zog die Soldaten an, die diese Gelegenheit zum Wetten nutzten: Wer würde als Sieger hervorgehen, der Affe oder der Mensch?
    Der milde Wind wehte die Kilts hoch, und William hatte sich seinen zwischen den Schenkeln festgeklemmt. Mit einem Mal hatte er sich beobachtet gefühlt, sich umgedreht und festgestellt, dass ein Matrose, der damit beschäftigt war, ein Segel auszubessern, seine Arbeit unterbrochen hatte und ihn breit anstrahlte. Aus reiner Höflichkeit erwiderte William das Lächeln, wandte sich dann wieder ab und richtete seine Aufmerksamkeit auf den Wettkampf, der sich vor ihm unter großem Gelächter abspielte.
    »He, Kleiner«, rief da eine tiefe Stimme hinter ihnen, »weißt du, dass die Haut an deinem Hintern so glatt ist wie bei einer Frau? Wenn du mich anfassen lässt, gebe ich dir … Umphhhh!«
    Mit einem empörten Aufschrei war William herumgefahren und hatte dem Seemann das Knie in die Weichteile gerammt. Der Mann hatte direkt hinter ihm gestanden und es gewagt, die Hand unter seinen Kilt gleiten zu lassen.
    »Oh, Verzeihung«, meinte William und zog eine betrübte Miene. »Sagtet Ihr etwas?«
    Nur ein Pfeifen stieg aus dem Mund des Matrosen, der sich krümmte und die attackierten Organe hielt. Die Botschaft hätte für alle Anwesenden nicht deutlicher sein können: Niemand griff MacCallum unter den Rock!
    Alexanders Blick glitt über die Klinge des Sgian dhu , den William ihm anvertraut hatte, und überprüfte ihre Schärfe: perfekt. Er barg die Waffe in seiner Handfläche und wog sie ab. Genau das richtige Gewicht. Nun musste er sich nur noch vergewissern, dass das Gewicht des Griffs und das der Klinge gut ausbalanciert waren.
    Zwischen zwei Fässern bewegte sich etwas und zog seine Aufmerksamkeit an. Aus dem Schatten kam eine dicke Ratte und begann zu schnüffeln. Er beobachtete sie einen Moment lang. Dann kniff er ein Auge zu, fasste den Dolch langsam an der Spitze, nahm ihn hoch, bis der Griff sich auf einer Höhe mit seinem offenen Auge befand, und warf das Messer. Tschuck! Der Nager gab keinen Ton von sich, zuckte noch einmal und lag dann still. Dieses Tier würde er nicht essen. Nicht dass der Geschmack von Rattenfleisch ihm derart missfallen hätte – wenn der Hunger einem in den Gedärmen wühlte, war man da nicht allzu kritisch –, aber er fand, dass für die paar Bissen Fleisch, die dabei abfielen, das Häuten viel zu lange dauerte. Da gab er sich lieber mit dem halb verdorbenen Fleisch und dem eingeweichten Schiffszwieback zufrieden, die sie bekamen.
    »Hmmm … wirklich sehr gut ausbalanciert«, schloss er und steckte den Dolch wieder ein.
    Er versetzte dem Tier einen Tritt, um es aus seinem Blickfeld zu entfernen, und wischte die Klinge an dem Sack ab, an dem er lehnte. Die Schreie der Ausrufer hallten über die Holzgitter der Laufstege. Auf diese Weise wurden auf der Martello Befehle von einer Brücke zur anderen weitergegeben. Ruhe zu finden war auf einem Schiff ein Ding der Unmöglichkeit.
    Alexander rieb sich die Augen, die müde waren, nachdem er in dem Halbdunkel, das in seiner kleinen Ecke im Rumpf des Schiffes herrschte, so lange die Einzelheiten seines Werks betrachtet hatte. Zwei Laternen standen in den verglasten Vertiefungen, hinter denen die Pulverkammer liegen musste, und spendeten spärliches Licht.
    Heute fand eine größere Bestrafungsaktion statt: Ein Matrose war wegen Diebstahls zu einer Prügelstrafe verurteilt worden. So wie er gehört hatte, bestand diese darin, dass der Verurteilte zwischen zwei Reihen von Männern hindurchging, die

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