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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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wieder, was er gerade empfand. Die Frau ist die Hand, die dem Herzen Heilung bringt, aber sie kann auch der Dolch sein, der es bluten lässt. Vergiss das nie, Alasdair. Niemals würde er Leticia frei und offen lieben können.
    So weit war er mit seinen Überlegungen gekommen, als er im dunklen Gang flüsternde Stimmen vernahm. Ohne lange zu überlegen, sprang er auf Leticia zu, zog sie in den Tierpferch und zwang sie, sich unter einem Hühnerkäfig zusammenzukauern. Er versteckte sich ebenfalls und legte einen Finger auf die Lippen der jungen Frau, damit sie nicht protestierte. Die grauen Augen, in denen Tränen standen, sahen ihn so voller Kummer an, dass er sich zwang, seine Aufmerksamkeit den Besuchern zuzuwenden, deren Schuhe direkt vor seiner Nase vorbeigingen.
    Nach ihren karierten Strümpfen zu urteilen, handelte es sich um Soldaten aus dem Highlander-Regiment. Die beiden Männer unterhielten sich mit leiser Stimme, doch durch das unaufhörliche Gackern der Hühner konnte Alexander nicht verstehen, was sie sagten. Einer von ihnen kam zurück und blieb vor dem Käfig stehen, unter den sie sich geflüchtet hatten. Die Vögel gerieten in helle Aufregung und flatterten, dass die Federn nur so um sie herumflogen.
    »Ich habe zwei.«
    »Und ich drei. Verschwinden wir von hier!«
    Lachend gingen die Soldaten davon. Alexander wartete ein paar Minuten, um ganz sicherzugehen, dass sie nicht zurückkommen würden. Dann robbte er aus seinem Unterschlupf. Niesend folgte ihm Leticia.
    »Puhhh! Das ist ja ekelhaft!«, meinte sie und spuckte eine Feder aus, die ihr am Mund kleben geblieben war. »Oh! Alexander, ich glaube …«
    Alexander, der damit beschäftigt war, seinen Kilt auszuschütteln, damit die Strohhalme und der getrocknete Kot abfielen, bemerkte die Gestalt nicht, die in einigen Schritten Entfernung wie angewurzelt stehen geblieben war. Ein Geräusch – etwas fiel zu Boden und zerschellte dort – ließ ihn den Kopf wenden. Dann erstarrte er wie vom Donner gerührt. Er hätte nicht bestürzter sein können, wenn die Erde aufgehört hätte sich zu drehen und ihm der Himmel auf den Kopf gefallen wäre. Als er in die Augen sah, die genauso saphirblau waren und ebenso entsetzt dreinschauten wie seine, war es ihm, als hätte er einen Schlag in die Magengrube erhalten, und als er ausatmete, spürte er einen solchen Schmerz in der Brust, dass er sich an dem Käfig festhalten musste, um nicht zusammenzubrechen.
    Kein Wort fiel. Angesichts seines Zwillings, den er seit vielen Jahren für tot gehalten hatte, war John alle Farbe aus den Wangen gewichen. Ungläubig blinzelte er. Dann gesellte sich das zweite Ei, das er in den Händen hielt, zu dem anderen, das bereits auf dem Boden zerbrochen war. Der junge Mann war so überwältigt von seinen Gefühlen, dass er nicht denken konnte. War das ein Gespenst? Eine Vision?
    John streckte die Hand nach Alexander aus, als wolle er sich versichern, dass dieser keine Erscheinung war, doch dieser fuhr zurück. Wie lange standen sie wohl so dort? Keiner von ihnen hätte das sagen können. Aber der Moment dauerte lange genug, um Johns Kumpan zu beunruhigen, der ihn von der Leiter aus anrief. Alexander nutzte die Ablenkung, um in den dunklen Gang zu flüchten. Zu seinem großen Erstaunen folgte John ihm nicht. Als er den Blicken der Männer entzogen war, ließ er sich zu Boden sinken und weinte wie ein Kind.
    Er rannte, völlig außer sich vor Schmerz. Tränen verschleierten seinen Blick, so dass er über ein Hindernis stolperte und der Länge nach in den Matsch fiel. Nachdem er seine Muskete wieder aufgehoben hatte, rappelte er sich auf und lief weiter. Er stürmte den Weg hinunter, der zum Fluss führte. Immer noch hallten ihm die Schüsse in den Ohren, und er sah wieder, wie sein Großvater vom Pferd stürzte, nachdem er von einer Kugel getroffen worden war. Sein Großvater Liam war verletzt, und das war seine Schuld. SEINE SCHULD!
    »Nein!«, schrie er und stürzte wieder.
    Ein Ruf antwortete auf seinen Aufschrei, und er erstarrte mitten in der Bewegung. John! War er ihm gefolgt? Was hatte er gesehen?
    »Alas! Wo steckst du nur, Herrgott? Die Soldaten haben auf sie geschossen! Sie haben auf unsere Leute geschossen! Alas!«
    John tauchte auf dem Weg auf. Er keuchte und war ebenso blass wie Alexander.
    »Die Schwarze Garde … Sie hat Vater und Großvater angegriffen … Einige sind verwundet…!«
    »Was ist passiert?«, fragte Alexander vorsichtig.
    »Ähem … Ich glaube,

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