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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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eine Art verborgener Menschenfeindlichkeit, die sich hinter seiner besessenen Suche nach körperlicher Lust verbarg. Und diese Gewalttätigkeit zog sie an. Wenn er seinen Blick auf sie richtete, in dem dieser Hunger nach Liebe stand, sah sie eine unbekannte Facette seiner Persönlichkeit, die ihr Angst machte.
    War es möglich, zwei Menschen auf verschiedene Weise zu lieben? Gerade eben, als sie Alexander dabei ertappt hatte, wie er sich bei dieser Hure wie ein wildes Tier gebärdete, da hatte sie mit einem Mal heftige Erregung empfunden. Konnte man sich überhaupt wünschen, sich so hektisch und hemmungslos zu umarmen? Doch, sie hätte gewollt, dass er sie ebenso nahm, genauso ungezügelt, um sich in der Lust so lebendig zu fühlen wie sonst nie …
    Alexanders Lippen strichen über ihre Stirn, erweckten ihr Begehren und entlockten ihr einen tiefen Seufzer. Dann bedeckte er ihr Gesicht mit Küssen, ohne dass sie ihn zurückstieß. Ermutigt durch ihre Hingabe, bemächtigte er sich ihres Munds, erkundete ihn gierig und verlangte noch mehr.
    Der Körper einer Frau war die Zuflucht, in der das Kind, das er einmal gewesen war und das immer noch in ihm wohnte, Aufnahme finden würde. Dort vergaß er all seine Albträume und fand Frieden. So war das immer schon gewesen.
    Leticia spürte, wie Alexanders Hand zwischen ihre Schenkel glitt. Sie hätte es auch gewollt, und wie gern … Aber da war noch Evan, dem sie Treue gelobt hatte. Keuchend stieß sie den jungen Mann von sich und schuf so einen Abstand zwischen ihren Körpern, die nichts auf ihr Ehegelübde gaben.
    »Ich kann nicht, Alex … Es tut mir … wirklich leid. Verzeih mir. Ich hätte das nicht zulassen dürfen, ich …«
    Tränen der Scham und der Enttäuschung ließen ihren Blick verschwimmen. Sie flüchtete in Richtung Licht und stieß in ihrem Aufruhr beinahe mit einer hochgewachsenen Gestalt zusammen, die sie nicht bemerkt hatte. Alexander blieb allein zurück, schrie auf und schlug wütend mit der Faust auf die Wand ein. Doch es war vergebliche Mühe, im körperlichen Schmerz eine Ablenkung für den Schmerz der Seele zu finden. Immerhin linderte es seinen ihm nur zu gut bekannten Drang, alles zu zerschlagen, was ihm unter die Finger kam, wenn es ihm schlecht ging.
    »Alasdair?«
    Alexander zuckte zusammen, fuhr herum und fand sich einem Soldaten gegenüber, der vorsichtig auf ihn zutrat. Also wirklich, auf diesem verdammten Schiff gab es überhaupt keine Rückzugsmöglichkeit!
    »Wer bist du?«, verlangte er unfreundlich zu wissen, besorgt darüber, was der andere vielleicht gesehen hatte.
    »Coll Macdonald, Sohn des Duncan Coll, aus Glencoe.«
    Alexander, der sich die schmerzenden Fingerknöchel gerieben hatte, erstarrte. Er hörte auf zu atmen und zu denken. Der Mann, der einen gewissen Abstand zwischen ihnen wahrte, sprach mit unsicherer Stimme weiter.
    »John hat behauptet, du seist ihm als Gespenst erschienen. Ich wollte ihm nicht glauben …«
    Was für ein Tag! Alexanders Verstand arbeitete mit Verzögerung, und er versuchte sich daran zu erinnern, welchen Tag sie hatten. Gewiss würde man dieses Datum in seinen Grabstein meißeln! Der letzte Gedanke brachte ihn zum Lachen, und er stieß ein merkwürdig krächzendes Kichern aus. Nein, wirklich, er musste träumen …
    »In diesem Fall solltest du ihm auch nicht glauben, Coll. Er hat dich angelogen. Ha, ha! Sehe ich etwa wie ein Geist aus?«
    Coll neigte den Kopf zur Seite und versuchte in der Dunkelheit Alexanders Züge zu erkennen. John hatte ihm berichtet, ihr Bruder habe verstört gewirkt. Aber er hatte überlegt, dass so etwas wahrscheinlich normal war, wenn man nach so langer Trennung seinen Zwillingsbruder wiedersah. Doch der Mann, dem er jetzt gegenüberstand, wirkte tatsächlich verwirrt, und mit einem Mal sorgte er sich um die Gesundheit seines Bruders.
    »Geht es dir auch gut, Alasdair?«
    Wieder ertönte ein leises Lachen, dann senkte sich ein bleiernes Schweigen über die beiden Männer, die einander musterten.
    Coll trat noch näher heran und konnte die Augen seines Bruders, die klar wirkten, sich ihm aber zu entziehen versuchten, deutlicher erkennen. Mit einem Mal wurde er von Zorn ergriffen. Er packte Alexander an den Schultern und stieß ihn gegen die Wand, die unter der Wucht des Aufpralls erbebte. Der junge Mann war angeschlagen und wehrte sich nicht. Coll war riesig und überragte ihn um Haupteslänge; er wusste genau, dass er nicht gegen ihn ankam.
    »Zwölf Jahre! Zwölf

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