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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Bougainville an Bord von Québec ausgelaufen. Doch man hegte wenig Hoffnung. William Pitt, der Kriegsminister der britischen Großmacht, kannte nur ein Ziel, nämlich, sich Neufrankreichs zu bemächtigen, koste es, was es wolle. Es hieß, Frankreich sei ruiniert. Was konnte es da noch für Mittel in seine amerikanische Kolonie stecken, um ein Territorium von der Größe eines Kontinents zu verteidigen? Die beiden Gesandten und die Antwort, die sie bringen sollten, ließen auf sich warten.
    Der Saint-Laurent-Strom war jetzt seit einigen Wochen wieder schiffbar, und die ersten Segel tauchten am Horizont auf. Aber man hatte noch keine Nachricht von der Outarde oder der Victoire . Isabelle zog die Falten ihres kurzen Capes aus grauem Tuch um die Schultern zusammen und eilte einem gelben Schmetterling nach, wobei sie über eine Schlammpfütze sprang und einer Spurrille auswich, in der eine Kalesche sich das Rad hätte brechen können. Die Straße befand sich in einem jämmerlichen Zustand. Die städtische Straßenmeisterei würde in den kommenden Wochen viel zu tun haben.
    Zu Fuß war die Strecke leichter zu bewältigen als im Wagen, und ohnehin zog Isabelle es vor zu laufen. Außerdem machte es ihr kaum etwas aus, mit schmutzigen Pantinen und Strümpfen heimzukehren, solange sie nach Belieben spazieren gehen und dabei ein paar Einkäufe erledigen konnte. Heute fand kein Markt statt. Doch sie wusste genau, wo sie sich alle notwendigen Zutaten für ein Festmahl besorgen konnte. Denn heute war ein Feiertag. Beinahe im Tanzschritt ging sie die Rue Saint-Jean bis zur Côté de la Fabrique hinunter, die eher einem Bach als einem Weg glich.
    Kinder, die bis zur Taille mit Schlamm bespritzt waren, amüsierten sich damit, über das Wasser zu springen und die Passanten zu bespritzen. Die Côté de la Fabrique war der einzige mit Kieseln gepflasterte Weg, doch war er immer schmutzig, weil starke Regenfälle regelmäßig Abfälle hier anspülten.
    »Guten Tag, Mademoiselle Lacroix! Schöner Tag für einen Spaziergang !«
    Isabelle hob den Kopf. Ein alter Mann mit schlohweißem Haar lächelte ihr von einem Fenster aus zu und winkte.
    »Ah! Guten Tag, Monsieur Garneau! Ja, wirklich sehr angenehm. Wie geht es Cathérine?«
    »Viel besser. Sie hustet nicht mehr und bekommt wieder Farbe.«
    »Das ist schön. Sagt ihr, dass ich sie nächste Woche besuchen komme und ihr Teekräuter und Kekse von Mamie Donie mitbringe.«
    »Besten Dank, Mademoiselle Lacroix. Ich sag’s ihr auf jeden Fall. Ganz schönen Dank«
    Isabelle winkte dem Mann grüßend zu und wich gerade noch zwei etwas angeheiterten Soldaten aus, die aus der Herberge Zum Blauen Hund kamen. Seit einigen Jahren ähnelte Québec eher einem Militärlager als einer Stadt. Seit 1748 waren fast viertausend Soldaten durch seine Straßen marschiert. Die meisten waren jetzt in den verschiedenen befestigten Vorposten, die über das ganze Land verstreut lagen, stationiert. Doch in der Garnision von Québec standen noch dreizehn Kompanien, deren Großteil – zum Glück für die armen Stadtbewohner, deren Wohnungen meist nicht besonders groß waren – in Kasernen lebte, die kürzlich in Haute-Ville für sie eingerichtet worden waren. Also waren nur noch sehr wenige übrig, die einen Einquartierungsbefehl hatten und die man beherbergen musste.
    Isabelle ignorierte die anzüglichen Bemerkungen, die hinter ihrem Rücken fielen. Sie zog ihr Cape zurecht und hob ihren Rock ein wenig, damit sie sich nicht allzu schmutzig machte. Sonst würde Perrine am Waschtag maulen. Sie nahm ihren Spaziergang wieder auf und schlenderte am Jesuitenkolleg vorbei, wo ihr Bruder Guillaume studierte. Armer Guillaume! Was für ein Jammer, an so einem schönen Tag im Zimmer zu bleiben und die Nase in die Rhetorik- und Lateinbücher zu stecken!
    Sie dachte an das Ursulinen-Kloster, in dem sie zur Schule gegangen war und das sie nicht im Geringsten vermisste. Vielleicht fehlte ihr ihre Cousine, Schwester Clotilde – oder Marguerite Bisson mit ihrem Taufnamen. Aber die noch ganz neue Freiheit, die ihr der Frühling wiedergeschenkt hatte, verlieh ihr Flügel …
    Der herrliche Duft, der aus der Backstube des Priesterseminars aufstieg und den sie genüsslich einsog, erinnerte sie daran, dass sie bei ihrem Bruder Louis vorbeigehen musste, um die Brioches zu holen, die ihr Vater so gern aß. Sie sah zur Turmuhr der Kirche, die neben dem Jesuitenkolleg stand: fast elf Uhr. Sie hatte keine Zeit zu verlieren. Mit

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