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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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hatte er schon mehr als einen Mann zu Tränen gerührt.
    Heute Abend hatte sich Alexander nach einem Tag anstrengender körperlicher Arbeit ein wenig abseits hingelegt, um sich auszuruhen, und zugehört, wie sein Cousin seine Geschichten erzählte. Erschöpft war er bald eingeschlummert, um dann wie so oft plötzlich aus dem Schlaf hochzufahren.
    Er richtete den Blick auf Leticia, die am Feuer saß und ihre Pfeife rauchte. Sie fühlte sich beobachtet, wandte sich zu ihm um und lächelte. Nichts hätte er lieber getan, als zu ihr zu gehen und sich still neben sie zu setzen, nur um ihren Geruch wahrzunehmen. Aber an diesem Platz saß schon Evan. Sein Freund flüsterte Leticia etwas ins Ohr. Dann, als er bemerkte, dass seine Frau mit den Gedanken anderswo war, folgte er ihrem Blick und sah Alexander an. Sofort wandte der junge Mann sich ab wie ein Kind, das man bei einer Missetat ertappt hat.
    »Hast du diese Woche wieder mit deinen Waffenübungen begonnen?« , fragte Evans Stimme ein paar Minuten später.
    Sein Freund ließ sich neben ihm nieder. Nachdem er ihm Rum angeboten hatte, erkundigte er sich nach seinem Befinden.
    »Ich glaube, in ein paar Tagen kann ich wieder Dienst mit der Waffe tun«, versicherte er ihm und reichte ihm die lederbezogene Flasche zurück.
    »Hmmm … da wird sich MacCallum freuen«, erklärte der andere in gleichmütigem Tonfall. »Sie hat sich große Sorgen um dich gemacht.«
    Aufgeregt setzte sich Alexander auf, was Evan nicht entging. Jedes Mal, wenn sie von Leticia sprachen, erforschte er aufmerksam seine Miene. Doch dann mochte er seinen Freund nicht länger in Verlegenheit bringen, sondern wechselte lieber das Thema. Für den Moment jedenfalls; er hatte vor, später noch einmal darauf zurückzukommen.
    »Dein Cousin Munro macht von sich reden. Er ist … ein wenig sonderbar.«
    Erleichtert stieß Alexander ein raues Auflachen hervor und nickte.
    »Ich glaube, mit seinem letzten Streich hat er sogar die Aufmerksamkeit von Brigadier Wolfe auf sich gezogen.«
    »Ach? Davon hat er mir gar nicht erzählt«, meinte Alexander, mit einem Mal sehr interessiert.
    In der Tat entdeckte er täglich neue Seiten an Munro. Der Jüngere erstaunte ihn durch seine offenbar vollkommen naive Gutmütigkeit, hinter der sich jedoch ein wacher und gewitzter Geist verbarg. Munro sprach nur sehr wenig Englisch; aber trotzdem brachte er es fertig, eine erstaunliche Menge an Informationen einzuholen, indem er den englischen Offizieren zuhörte. Diese hielten ihn für einfältig und gaben kaum etwas darum, wenn er bei ihren leise geführten Gesprächen anwesend war. Abends am Lagerfeuer verbreitete Munro dann die neuesten militärischen Nachrichten, gewürzt mit einigen eigenen Einfällen. Nein, so dumm konnte er wirklich nicht sein.
    »Heute hat er während seines Wachdienstes alle zum Lachen gebracht. Er hat seinen Posten am Strand bezogen, und da die Flut einlief, stand er rasch mit beiden Füßen im Wasser. Fletcher ist zurückgelaufen, um trocken zu bleiben, und riet ihm, es ihm nachzutun. Da hat Munro ihn ganz ernst gefragt, warum er das tun solle. Um nicht nass zu werden, was sonst?, antwortete der andere ihm ein wenig verwirrt. Und weißt du, was dein Cousin ihm darauf gesagt hat? Er hat Fletcher erklärt, er solle sich einmal die Dienstvorschriften vorlesen lassen, besonders die Abschnitte, in denen es heißt, dass ein Wachsoldat, der seinen Posten verlässt, mit dem Tode bestraft wird. Kannst du dir das vorstellen? Fletcher blieb der Mund offen stehen. Noch nie ist jemand vors Kriegsgericht gekommen, weil er während seiner Wache Schutz vor den Unbilden der Natur gesucht hat! Aber weißt du was? Johnston hat nachgelesen, und anscheinend hat Munro recht. Fletcher ist am Sandstrand geblieben, aber als die Ablösung kam, hat sie deinen berühmten Cousin bis zu den Schultern im Wasser stehend vorgefunden. Ich brauche dir wohl nicht zu sagen, dass die Geschichte rasch die Runde gemacht hat! Aber das Beste ist, dass die Sache an Wolfes Ohren gedrungen ist und dieser sich persönlich mit Munro getroffen hat.«
    »Wolfe in höchsteigener Person?«
    »Hmmm …«, nickte Evan lächelnd. »Er hat ihn zu seiner Rechtschaffenheit und zu seiner Kenntnis der Regeln beglückwünscht, die er bei einem einfachen Soldaten, der des Lesens und Schreibens unkundig ist, nicht erwartet hätte.«
    Alexander fand die Vorstellung schrecklich komisch, wie sein schalkhafter Cousin dem schmalen, verkniffenen Brigadier Wolfe

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