Highland-Saga 03 - Schild und Harfe
gegenübergestanden hatte, und er brach in Gelächter aus.
»Ich könnte wetten, dass Munro nicht mehr als drei Wörter auf Englisch zu ihm gesagt hat, und ich frage mich wirklich, worüber die beiden gesprochen haben… Außer Wolfe spricht Gälisch oder Scots 22 , was mich sehr erstaunen würde.«
Sie plauderten noch ein wenig über dieses und jenes, und die Unterhaltung plätscherte angenehm dahin. Doch Alexander sah genau, dass Evan sich unwohl fühlte. Ihm wurde klar, dass sein Freund mit ihm über ein bestimmtes Thema reden wollte, und konnte leicht erraten, worum es sich handelte. Nachdem sie alle Gesprächsthemen erschöpft hatten, lauschten sie schweigend dem nächtlichen Zirpen der Grillen. Schließlich kam Evan auf das zu sprechen, was ihn umtrieb.
»Ich möchte mit dir über meine Frau reden, Alexander. Du weißt, dass ich sie liebe und bereit bin, viele Opfer zu bringen, damit sie glücklich ist. Keine Ahnung, was sie dir über uns beide oder über unsere Pläne erzählt hat; ich verlange nicht von ihr, dass sie mir über eure Gespräche Rechenschaft ablegt. Aber ich vertraue ihr… und dir ebenfalls.«
»Ich respektiere Leticia, Evan, und ich würde nie etwas tun, was sie verletzen könnte.«
»Ich weiß.«
Evan hob den Kopf und sah sich nervös um. Im Lager war es ruhig. Munro ruhte sich aus, und der Beschuss würde erst in der Morgendämmerung wieder beginnen. Mehrere Männer waren bereits schlafen gegangen, und bald würde die Sperrstunde ausgerufen werden. Evan sah Alexander erneut an.
»Wir wollen desertieren …«, erklärte er mit ernster Stimme.
Alexander glaubte, nicht richtig gehört zu haben.
»Wie bitte?« Mit offenem Mund sah er seinen Freund an, während dessen Worte langsam in sein Hirn einsickerten. Das war nun wirklich das Letzte, womit er gerechnet hätte.
»Und… wann?«
»So rasch wie möglich, je früher, desto besser. Ich weiß, dass einige vermuten, wer MacCallum wirklich ist, obwohl alle sich hüten, davon zu sprechen. Er ist ein guter Soldat, der niemals Schwierigkeiten macht. Aber irgendwann wird jemand den Mund aufmachen, und dann muss sie die Armee verlassen.«
»Warum hast du unter diesen Umständen überhaupt zugelassen, dass sie zur Armee ging?«, erkundigte sich Alexander, der sich diese Frage schon lange stellte.
Evan zuckte die Achseln.
»Man könnte sagen, dass sie mir nicht wirklich eine Wahl gelassen hat. Ich weiß, es ist äußerst unvernünftig, meiner Frau zu erlauben, mir in einen Krieg am anderen Ende der Welt zu folgen. Aber wir wollten Schottland um jeden Preis verlassen. Da wir kein Geld hatten, sah ich keinen anderen Ausweg, als mich bei der Armee zu verpflichten. Ich glaubte, sie könnte mich als meine Ehefrau begleiten. Aber die Anzahl an Frauen, denen man erlaubte, mit der Kompanie zu reisen, war bereits erreicht. Und sie wollte nicht allein zurückbleiben und darauf warten, dass ich sie holen kam. Du weißt ja, wie gewitzt MacCallum ist. Sie hat sich ohne mein Wissen eingeschrieben und mich erst eine Woche, bevor die Truppen in Inverness zusammengezogen wurden, vor vollendete Tatsachen gestellt. Zuerst bin ich schrecklich zornig geworden. Dann hat sie mir ihren Plan auseinandergesetzt, nämlich die Armee auszunutzen, um das Meer zu überqueren, und sie dann im richtigen Moment zu verlassen.«
»Das war ihre Idee?«
Evan verzog den Mund zu einem bitteren Lächeln, und sein Blick verlor sich in der Dunkelheit.
»Ja. Ich hätte nie von ihr verlangt, dass sie sich einer solchen Gefahr aussetzt. Du weißt so gut wie ich, was einen gefangenen Deserteur erwartet, nämlich der Strick. Und das stelle ich mir für sie nun wirklich nicht vor. Eigentlich sollte sie inzwischen ein oder zwei Kinder haben und friedlich zu Hause sitzen, um sie großzuziehen.«
»Wenn das so ist, warum habt ihr Schottland dann verlassen?«
Diese ganze Geschichte kam Alexander ziemlich ungereimt vor.
»Ich werde gesucht«, gestand Evan, ohne den Blick von der Silhouette der belagerten Festung zu wenden, die sich, von einem großen, beinahe vollen Mond beschienen, vor dem Hintergrund der Bucht abzeichnete. »Manchmal bekommt man Probleme, weil man zur falschen Zeit am falschen Ort ist.«
Er legte eine Pause ein und wandte Alexander sein ernstes Gesicht zu.
»Ich weiß etwas, das eine Menge Leute gern erfahren würde. Man will mich zum Reden bringen.«
»Anders ausgedrückt, jemand will dir ans Leder.«
»Mehr oder weniger.«
»Weiß Leticia darüber
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