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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Méloizes! Isa ist…«
    »Das reicht jetzt!«
    Justine hatte so laut gesprochen, dass alle mit offenem Mund dasaßen. Françoise, die an den Tisch getreten war, zögerte einen Moment lang und wäre fast wieder in die Küche geflüchtet. Justine gewann ihre Haltung zurück und nahm sich ein Stück Poularde, ehe sie fortfuhr.
    »Monsieur des Méloizes wäre eine sehr gute Partie für Isabelle. Er ist der älteste Sohn aus einer guten Familie und Erbe der Domäne Neuville. Seine Militärlaufbahn ist höchst vielversprechend. Er dient unserem guten Kommandanten Montcalm ausgezeichnet und wird gewiss bald befördert werden.«
    »Mutter … Nicolas ist ein sehr guter Freund von mir, nichts weiter«, stotterte Isabelle verlegen.
    »Freundschaft ist etwas, das unerwartete Ausmaße annehmen kann, Isabelle. Du wirst schon sehen.«
    Charles-Hubert sah seiner Tochter forschend ins Gesicht. Er wusste, dass dieser des Méloizes seine Tochter nicht gleichgültig ließ, und das beunruhigte ihn ein wenig. Nicht dass er etwas gegen den Mann gehabt hätte, im Gegenteil: Jedermann betrachtete Nicolas des Méloizes als integer und aufrichtig. Aber sein Vater, der sich in der gesellschaftlichen Elite Kanadas einer beneidenswerten Position erfreut hatte, war bei seinem Tod im Jahre 1743 ruiniert gewesen. Seine Dachpfannen-Manufaktur war bankrott gegangen. Nicolas war also nicht reich, doch er verfügte über Beziehungen, die ihm eine geachtete Stellung in der Kolonie sicherten. Wenn Montcalm ihm nur endlich das Saint-Louis-Kreuz 27 verleihen würde… Der Gedanke an Montcalm verdross Charles-Hubert. Er hatte erfahren, dass der General und seine Gefolgsleute die Nase in die Angelegenheiten der Intendanz steckten. Zwar nicht offiziell, aber sie hatten ihre Beziehungen ausgenutzt, die Mitglieder des Rats auszuspähen.
    Dies beunruhigte Charles-Hubert umso mehr, als sogar der König die exorbitanten Ausgaben Neufrankreichs, die sich angesichts des regen Handels nicht rechtfertigen ließen, argwöhnisch betrachtete. Besaßen diese Leute Beweise für die illegalen Operationen, die hier im Gange waren? Wahrscheinlich nicht. Jedes Mal, wenn Intendant Bigot nach Frankreich gerufen wurde, um vor König Louis die Zahlen, die in den Büchern der Kolonie standen, zu erklären, beruhigten sich die Gemüter wieder. Doch ewig konnte das nicht so weitergehen. Dieser Gedanke quälte Charles-Hubert seit einiger Zeit und trug ihm sogar nächtliches Herzrasen ein. Auch bei Tag fühlte er sich zunehmend unwohler und litt unter starken Magenschmerzen.
    Die Sorgen und das schlechte Gewissen – das konnte er sich ebenso gut eingestehen – unterminierten nach und nach seine Gesundheit. Momentan waren die Gerüchte über die Gefolgsleute des Intendanten verstummt. Um den Kritikern den Mund zu stopfen, verhielt Bigot sich diskreter als gewohnt und verzichtete darauf, seinen Reichtum zur Schau zu stellen. Angesichts des Hungers, der schon viel zu lange grassierte, konnte dieser Zustand nicht andauern. Durch die Nahrungsmittelknappheit und wegen des Dekrets, das alle zum Verzehr von Pferdefleisch verpflichtete, wurde die Stimmung in der Bevölkerung immer gereizter.
    Seine Geschäfte allerdings gingen gut, für den Geschmack mancher Leute sogar zu gut. Doch er musste sich schließlich Mühe geben, den Lebensstandard, den er erreicht hatte, aufrechtzuerhalten … und wenn nur um des Glücks seiner lieben Justine willen, die schwierig zufriedenzustellen war. Ganz in Gedanken verloren seufzte Charles-Hubert laut. Das Gespräch drehte sich jetzt um die Gerüchte, die unter den Klatschmäulern der Stadt kolportiert wurden, und die Stimmung war entspannter. Guillaume gab seine Version der Gedanken Ciceros zum Besten, um mit seinen Kenntnissen zu prahlen, was alle zum Lachen brachte.
    In den Worten von Justine, die stolz auf die schulischen Leistungen ihres ältesten Sohns war, beherrschte Guillaume die Kunst des figuris sententiarum ad delectandum 28 , musste jedoch noch an der ebenso wichtigen Darlegungsform des ad docendum 29 arbeiten, um ein guter Jesuit zu werden. Guillaume, der fand, dass er große Fortschritte machte, war gekränkt über die Bemerkung seiner Mutter. Um sich zu rächen, erinnerte er sie daran, dass er seine Zukunft nicht in einem Orden sah, sondern in der Literatur, die seiner Ansicht nach eine ebenso edle Kunst war wie das Predigen der Abstinenz. Justine schaute mürrisch drein, wie immer, wenn ihre Erwartungen nicht erfüllt wurden, und setzte

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